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Wie verhindern wir die Landflucht? Ein Dorf in Vorarlberg zeigt es vor

Von Alfons Krieglsteiner, 17. Mai 2019, 00:04 Uhr
Wie verhindern wir die Landflucht? Ein Dorf in Vorarlberg zeigt es vor
Alles aus Holz: Das Ortszentrum von Krumbach. Die Busse fahren im Viertelstunden-Takt. Bild: Gmeiner

LINZ. Beispiel Krumbach im Bregenzerwald: Experten zeigten beim von den OÖN präsentierten Symposium "Zukunftsland" neue wegweisende Formen des Zusammenlebens auf.

"Zukunftsland" lautete das Thema eines von den OÖNachrichten präsentierten Symposiums gestern in den Linzer Promenaden Galerien. Im Mittelpunkt standen Best-Practice-Beispiele dafür, wie man Attraktivität, Vitalität und soziale Vielfalt ländlicher Regionen fördern und diese so zum "Zukunftsland" machen kann.

Mit Spannung erwarteten die Zuhörer im voll besetzten OÖN-Forum die Ausführungen von Arnold Hirschbühl, von 1995 bis 2018 Bürgermeister der 1000-Einwohner-Gemeinde Krumbach im Bregenzerwald – ein Musterbeispiel für die neue Baukultur auf dem Land. Aufwertung des Ortskerns, restriktiver Umgang mit Bauland, Bürgerbeteiligung und erlesene Baukultur nannte Hirschbühl als Kardinaltugenden für die Krumbacher Erfolgsgeschichte.

Alle wichtigen Einrichtungen sind am Dorfplatz vereinigt: Lebensmittelladen, Café, Bankinstitut, Friseur, eine Bibliothek mit 20.000 Entlehnungen pro Jahr, Bildungseinrichtungen, Vereinslokale. "Bewirtet wird dort nicht, wir gehen nach einer Probe oder dem Fußballtraining in eines der neun Wirtshäuser", sagte Hirschbühl. Zwei davon sind Haubenlokale.

Renaissance des Holzbaus

Im 15-Minuten-Takt fahren die Busse vom Zentrum ab, so wird der Individualverkehr eingedämmt. Als er Bürgermeister wurde, "hat man bei uns noch Einfamilienhäuser parzelliert". Seit 20 Jahren ist das nicht mehr üblich. Dafür gibt es in Ortskernnähe Mehrwohnhäuser für junge Leute und für Senioren, mit viel Grünraum dazwischen. 70 Wohnungen wurden in den letzten zehn Jahren unter Einbeziehung namhafter Architekten gebaut, 50 weitere sind geplant. Finanziert werden sie von gemeinnützigen und privaten Bauträgern.

Die meisten Flächen im Ortskern hat die Gemeinde erworben. Dort werden auch Freiflächen erhalten – als Grünraum und "Reserve" für nachfolgende Generationen. Im Flächenwidmungsplan hat der Bodenschutz oberste Priorität.

"Seit 20 Jahren erleben wir eine Renaissance des Holzbaus", sagte Hirschbühl: "Wir wohnen ja im Wald, da bietet sich Holz als Baumaterial an." So werden auch ästhetische Kriterien erfüllt. Denn die Fassade nimmt bald die Farbe des Tannenholzes an, so fügen sich die Häuser unauffällig ins Landschaftsbild. Die kommunale Energiequelle ist die Photovoltaik.

Das Wichtigste sei die Bürgerbeteiligung bei den Gemeindeprojekten, sagte Hirschbühl. Es gibt keine Parteien, sondern in einer Vorwahl wird eine Bürgerliste erstellt. So kommen alle fünf Jahre "neue Leute" in das aus zwölf Mandataren bestehende Gemeindegremium: die besten Köpfe.

Auch Wien ist "ländlich"

"Wenn Ostösterreich Krumbach wäre, müssten wir dieses Symposium nicht halten", sagte Christoph Chorherr, der frühere Bundessprecher der Grünen und Experte für Stadtplanung. Jetzt ist er Privatmann und absolviert gerade eine Bäckerlehre.

Chorherr relativierte den Gegensatz von Stadt und Land: "Eine Kleingartensiedlung in Wien ist doch der Inbegriff von ,Nicht-Stadt‘", sagte er. Entscheidend sei eine Baukultur, "die ein interessantes, solidarisches Zusammenleben ermöglicht".

Das freistehende Einfamilienhaus sei für viele immer noch das Ideal. "50 Kilometer von Wien, in Klosterneuburg, in Mistelbach entsteht nach wie vor ein Einfamilienhaus isoliert neben dem anderen." Die Zukunft gehöre aber den Formen gemeinsamen Lebens. Da habe Wien mit seinen mittlerweile 25 genossenschaftlichen Baugruppen eine Vorreiterrolle.

Der Bodenverbrauch sei in Österreich doppelt so hoch wie in Deutschland, sagte Chorherr. Verkümmerte Ortskerne, am Ortsrand hingegen ein Wildwuchs von ebenerdigen Supermärkten mit riesigen Parkplätzen, dreimal so groß wie die Zentren, in denen die Geschäfte leer stehen: "Das kann der richtige Weg nicht sein!"

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Autor
Alfons Krieglsteiner
Redakteur Land und Leute
Alfons Krieglsteiner

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6  Kommentare
6  Kommentare
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Schilehrersepp (440 Kommentare)
am 17.05.2019 08:53

"Die Zukunft gehört gemeinschaftlichem Wohnen"

Die Linken wollen unsere Gesellschaft umgestalten, koste es was es wolle.....

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EinsameSocke (2.186 Kommentare)
am 17.05.2019 09:33

Gemeinschaftliches Wohnen ?
Ich finde das gar nicht mal so schlecht !
Was soll jetzt da umgestaltet werden und warum haben da jetzt die Linken daran Schuld ?
Erklären sie mir das bitte ?
Nicht alles ist automatisch schlecht was von links kommt, man kann auch von dort sich Ideen holen sofern man gewillt ist sich diese anzusehen.

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Orlando2312 (22.321 Kommentare)
am 17.05.2019 10:59

Was ist schlecht an "gemeinschaftlichem Wohnen"? Was ist Übles, wenn Menschen mit ihren Nachbarn kommunizieren und miteinander etwas unternehmen? Gemeinschaftliches Wohnen heisst ja nicht, in einer Kommune leben.

Nur ein engstirniger Eigenbrötler wie der Schilehrersepp findet so etwas schlecht.

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c.sainz (1.259 Kommentare)
am 17.05.2019 07:52

Also wenn man sich das Dorf auf google maps bzw. auf den Fotos (Gemeinde HP) anschaut, dann weiß ich jetzt nicht so recht wo die Innovation ist. Da sind zig Siedlungen auf dem ganzen Gemeindegebiet verstreut und jetzt wird halt in den letzten Jahren versucht ein Ortszentrum mittels Architektonischen Unfällen zu schaffen. Für mich ist diese Gemeinde der absolute Inbegriff von Zersiedelung, und die holt man sich dann als Experten! Ein typisches Beispiel für das Österreichische Expertentum.

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Atasta (621 Kommentare)
am 17.05.2019 06:11

Wenn das Autofähre nicht so billig wäre, würden regionale (ländliche) Strukturen wieder funktionieren

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Pruckner (99 Kommentare)
am 17.05.2019 07:45

So einfach wird es wohl nicht gehen? Wenn die Menschen am Land keine Arbeit finden und die Mobilität (egal in welcher Form) sich nicht rechnet, drängt es sie in die Stadt.
Zuerst Einkommen im Nahbereich schaffen und dörfliche, funktionierende Strukturen (da spielen auch Vereine in ihrer ganzen Bandbreite eine Rolle, also auch die Freiwilligkeit). Und ganz wichtig die Geselligkeit mit ihnen Wirt, wo sich die Menschen GERNE treffen,...

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