Wenn Felsen plötzlich bersten
EBENSEE. Wie Niederschlag und große Temperaturunterschiede gewaltige Felsstürze verursachen.
Faustgroße Schlaglöcher im Schutznetz erinnern an die Tragödie, die sich Montagfrüh auf der B145 bei Ebensee ereignete. Mehr als eine Tonne Fels waren bei Langwies vom 1101 Meter hohen Goffeck talwärts gepoltert. Ein vorbeifahrender Pkw wurde getroffen. Der Lenker hatte großes Glück, er blieb unverletzt. Doch wenig später kam es an derselben Stelle, nur 300 Meter höher, zu einem tödlichen Unfall. Die Straßenmeisterei Bad Ischl sicherte den Berghang, als Michael S. ausrutschte. Und vor den Augen seiner Kollegen in den Tod stürzte.
Nach dem Steinschlag in Weißenbach am Attersee Anfang des Monats polterten am Montag im Salzkammergut bereits das zweite Mal Steinmassen Richtung Tal. "Die Häufigkeit von Felsstürzen nimmt zu", sagt Geologe Günter Moser im Gespräch mit den OÖNachrichten. "Nach außen sehen die Felswände zwar massiv aus, doch im Inneren sind sie sehr labil. Der Klimawandel trägt seinen Teil zur weiteren Lockerung des Gesteins bei."
Tödlicher Unfall bei Felssturz
Tragischer Zwischenfall nach Felssturz: An der B145 ist ein Mitarbeiter der Straßenmeisterei in den Tod gestürzt
"Übersteilte" Talflanken
Im Salzkammergut ist die Gefahr für Steinlawinen besonders hoch, Grund sind die steilen, teils überhängenden Talflanken. Sie sind Überbleibsel einer lang vergangenen Zeit. Vor mehr als 10.000 Jahren, als sich noch Gletscher flächendeckend über das Salzkammergut erstreckten.
Die Eisriesen füllten ganze Täler aus, nach ihrem Abschmelzen blieben "übersteilte" Berghänge zurück. "Jahrtausendelang wurden die Hänge durch die Eismassen stabilisiert. Jetzt sind die Gletscher weg, die Talflanken haben kein Widerlager mehr", sagt Günter Moser. "Von den exponierten Stellen können sehr leicht Felsbrocken abgehen." Doch nicht nur Prozesse von vor 10.000 Jahren lösen noch heute Steinschläge aus. Auch der Klimawandel hat großen Einfluss auf die Bergmassive. Die Menge an Jahresniederschlag hat sich kaum verändert, die Anzahl der Regentage schon. "Nach langen Trockenphasen fallen innerhalb weniger Stunden enorme Regenmengen. Das Wasser versickert in den Berg, der hydraulische Druck im Gestein wird immer größer", sagt Moser. Abhängig von seiner Zusammensetzung kann das Gestein das Wasser schneller oder langsamer abgeben. Es sammelt sich in feinen Rissen im Gestein, greift es minimal an und lockert es auf. Gerade in den kälteren Monaten können diese feinen Wasseradern zur großen Gefahr werden. Wenn die Temperaturen fallen, gefriert das Wasser in der Felswand und dehnt sich aus. Es kommt zu einer Frostsprengung, wie vermutlich auch im Falle des Felssturzes vergangenen Montag.
Berg in Bewegung
Doch anders als beim Steinschlag in Weißenbach, wo sich am 1. Februar 1500 Kubikmeter Gestein in großen Brocken aus dem Fels lösten und auf die B152 hinabstürzten, polterten bei Langwies größtenteils kleine Steinbrocken und Schutt talwärts.
Das liegt an der Art des Gesteins. Denn anders als die Kalkmassive rund um den Attersee besteht der Berg Goffeck zur Gänze aus Dolomit. "Während beim Kalkgestein leicht Brocken von bis zu acht Kubikmetern Größe abgehen können, bricht der Dolomit viel kleinflächiger", sagt der Geologe.
Doch auch die Sonne lässt keinen Stein auf dem anderen. Wenn die Tage wieder wärmer werden, wird gerade an südexponierten, dunklen Oberflächen der thermische Effekt schlagend. Durch die Sonneneinstrahlung heizt sich das Gestein auf, kann Temperaturen von bis zu 50 Grad erreichen. Und dehnt sich aus. "Um diese Bewegungen zu messen, haben wir Messpunkte in einem Steinbruch installiert", sagt Moser. "Bei starker Sonneneinstrahlung sind manche mehr als vier Zentimeter aus der Wand gewandert. Nachts, als die Temperaturen sanken, zogen sie sich wieder zurück."
Straßensperren
- Nach den Aufräumarbeiten konnte die B145, die Salzkammergutstraße, bereits in den späten Montagabendstunden wieder befahren werden.
- Weiterhin gesperrt bleibt die B152, die Seeleiten Straße, nach dem Felssturz am 1. Februar in Weißenbach am Attersee.
Dass von diesen "Übersteilten Talflanken" eine große Gefahr ausgeht, weiß man schon sehr lange.
Erst nachdem Versicherungen üblich geworden sind, wurden nahe gefährdete Flächen sogar bebaut und mit dem zunehmenden Verkehr werden gelegentliche Abbrüche zum offensichtlichen Problem für viele. War früher eine Sperre für 2 Wochen normal, sind heutzutage wenige Stunden schon eine Katastrophe.
Wohl deshalb kannst Geologen nicht als Politiker/Bürgermeister wählen.
Den dann wären die Bauprojekte in Erosionsgebieten völlig anders, bzw erst gar nicht vollzogen.
Allerdings sind die besitzlosen Nomaden nicht erwünscht, also gilt es den stationären Besitz vor der Unfähigkeit ihrer eigenen Bewohner zu schützen.
Es müssen Verrückte sein, die heutzutage doch glatt den sauteuren Rückbau der betonierten Flüsse fordern u. vollstrecken.
Oder gar ein Tourismus-verbot in den Gebirgsgauen andenken wollen.
Oder hängt es mit der Erfindung des Geldes zusammen, das sich der Vernichtung von ungestörten globalen Biotopen zur lebenslangen Aufgabe gemacht hat 🤔
Covid lässt grüssen. Es ist ein Fingerzeig, zu was dieser verhunzte Zweibeiner fähig ist ...