Heimstätte will die letzte Welser Baracke abreißen

WELS. Ein historisch bedeutendes Gebäude im Welser Stadtteil Lichtenegg soll für immer verschwinden. Das Holzhaus in der Schulstraße bot von 1938 bis 1962 Unterkunft für Soldaten, KZ-Insassen und Heimatvertriebene.
Die Heimstätte hat für die letzte Flüchtlingsbaracke in der Schulstraße einen Abrissbescheid erwirkt und will den lang gestreckten Holzbau demnächst schleifen lassen: "Bis vor einem Jahr war die Baracke noch bewohnt. Seit die letzte Mieterin gestorben ist, haben wir keine Verwendung dafür. Lässt man das Gebäude leer stehen, wird es nicht besser", begründet Heimstätten-Direktor Manfred Hochhauser den Abriss.
Kein Denkmalschutz
Die an der Vorderseite von Kletterpflanzen völlig überwucherte Baracke ist nicht denkmalgeschützt. Älteren Welsern wie Friedrich Ranger ist noch in Erinnerung, dass sie Teil der so genannten Wohnsiedlung 1001 war, welche nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Tausenden Flüchtlingen als karger, aber sicherer Zufluchtsort diente. In den Kriegsjahren erbaut, waren die ersten Bewohner Soldaten. Nach Kriegsende wurden Flüchtlinge und Vertriebene einquartiert. "Ich bin auf meinem Weg in die Volksschule Lichtenegg tagtäglich an dieser Siedlung, die damals von Flüchtlingen aus der Nachkriegszeit bewohnt wurde, vorbeigegangen", sagt Ranger.
Eine zeitgeschichtliche Dokumentation über das Flüchtlingslager 1001 erschien 2010 in Buchform. "Wir Kinder im Lager 1001" von Vera Tichy-Nimmervoll enthält authentische Schilderungen und Bilder, die den Siedlungsalltag in Erinnerung rufen.
Die verbliebene Baracke diente als Lagerküche und Gemeinschaftsraum, in dem die Bewohner Feste feierten. Nach dem Verschwinden des Lagers wurde das langgezogene Holzhaus in eine Gastwirtschaft verwandelt.
Für die Heimstätte stellt die Baracke ein Hindernis dar: "Seit sie nicht mehr bewohnt wird, treiben sich ungebetene Gäste dort herum. Aus diesem Grund stellen sich für uns auch Haftungsfragen", sagt Hochhauser. Das Grundstück sei zu schmal, um es zu bebauen, betont der Heimstätten-Chef. Es soll nach einem Abriss in eine öffentlich zugängliche Grünfläche verwandelt werden.
Lehner für Nachdenkpause
Der zuständige Planungsreferent Peter Lehner (FP), der bis gestern vom geplanten Abriss des Gebäudes nichts wusste, plädiert für eine Nachdenkpause: "Weil dort nichts geplant ist, haben wir auch keine Eile." Unterdessen kämpft Friedrich Ranger für die Rettung des historischen Überbleibsels. In einem Schreiben an das Denkmalamt ersucht er, den Schutz der letzten Welser Lagerbaracke zu prüfen. Die Antwort steht noch aus.
Das Lager 1001
Die ehemalige Lagerbaracke war lange Zeit als "Die Scheune" bekannt und sollte mit Auflösung des Lagers 1001 abgerissen werden. Doch die Besitzer weigerten sich, ihren Teil der Baracke, den sie nur mehr als Wohnbaracke nützten, zu verkaufen. Daher besteht dieser Teil des ehemaligen Lagers 1001 noch heute. Das 1938 errichtete Lager war ursprünglich eine Notkaserne für das Infanterieregiment 133. Nach dem Krieg wurde es zum Flüchtlingslager für ehemalige KZ-Insassen und Vertriebene. Das Lager bestand aus 22 Baracken, in denen jeweils bis zu 100 Menschen lebten.

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