Keine Untergangsstimmung auf dem Sonnendeck
STEYR. Steyrer Klimafest war Abschied von den herkömmlichen Baustellen zu noch größeren Windrädern und Solarparks.
Einen Infostand zu Gesprächen zu besetzen und Gespräche mit Befürwortern und Gegner zu führen, ist Rudolf Forster gewohnt. Der ehemalige HTL-Lehrer und nunmehrige Energieunternehmer ist schon in den Siebzigerjahren wie ein Wanderprediger durch das Land gezogen, um vor der Klimakatastrophe zu warnen, "wenn wir unser wichtigstes Lebensmittel, nämlich die Luft, weiter verschmutzen." Aber am Klimafest am Vorplatz des Museums Arbeitswelt mit einem Standl zu stehen, ist für den Pionier, der mit drei Windrädern in der Laussa die Dorfgemeinde in den Neunzigerjahren zur ökologischen Pilgerstätte machte, noch Neuland gewesen. Forster kann sich eines Sinneswandels gewiss sein: "Mag sein, dass jemand die Windräder als hässlich empfindet. Aber noch mehr wird die Landschaft verschandelt, wenn sie wegen der Erderwärmung verdorrt und verbrannt wird."
Der Ruf nach mehr sauberer Energie, die nur ohne Luftverschmutzung und Treibhausgase gewonnene Elektrizität gewährleisten kann, war auf dem Klimafest bei allem Spargelöbnis unüberhörbar.
"Wir werden nicht schlechter, aber anders leben müssen", merkte Thomas Weissengruber vom Jugendzentrum "Gwölb" an. In dem Treff der katholischen Kirche für Schüler und Lehrlinge wird auf dem Sofa gechillt, aber auch angepackt, wenn es etwa um gesunde und fair gehandelte Lebensmittel oder Klamotten geht.
Auch Fachlehrerin Alexandra Stummer lässt die mehrheitlich Mädchen in der Landwirtschaftlichen Fachschule Kleinraming im Unterricht etwas tun, als über den Klimaschutz nur zu reden. Die Jugendlichen nähten aus alten Jeans schmucke Badezimmermatten und flotte Kissen. Ganz originell sind die Geschirrspülschwämme, die aus alten Plastiknetzen für Gemüse und Obst gebastelt wurden: "Man sieht, es geht, dass viele Wegwerfsachen mit ein bisschen Fantasie wenigstens ein zweites Produktleben erhalten."
Den Gedanken, dass sich der Mensch mit seinen Genen den gestiegenen Temperaturen schon anpassen wird, verbannte dann Molekularbiologe und Sience Buster Martin Moder als Gehirngespinst von der Showbühne. Es werde nicht ohne Verhaltensänderung gehen, sagte der Wissenschafter.
Bereitschaft dazu verspürte man bei den vielen Ausstellern, die das Klimafest schon zu einer Umweltmesse machten, und beim Publikum. Baustellen will man sehen, aber keine falschen mehr. Landesrat Stefan Kaineder (G) gab zu bedenken, dass in Oberösterreich bereits so viele Flächen als Bauland gewidmet sind, dass man "darauf die Bundeshauptstadt Wien nochmals errichten könnte". Noch mehr Raum müsste dagegen sein für weitere Photovoltaik-Parks und Windräder. Wo auch Bürgermeister Markus Vogl (SP) zustimmte. Nur bei der geplanten Westspange war der Rathauschef anderer Meinung, als er mit dem Google-Routenplaner die Befürchtung der Bürgerinitiative von einer Lkw-Transitroute von Prag nach Coper widerlegen wollte. "Aussage gegen Aussage" einigte man sich nach der Debatte am Podium Backstage.
Verwunderung löste indes FP-Vizebürgermeister Helmut Zöttl bei den Organisatoren des Klimafestes mit der Begründung seiner Absage aus: "Aus der gegebenen allgemeinen Lageder Energieversorgung bei uns in Österreich wie auch in Europa sehe ich derzeit die Diskussion ,Steyrs Weg zur Klimaneutralität 2040’ eher als abstrakt."
3 Fragen an ... Rudolf Forster
Mit drei Windrädern, deren Flügel sich auf dem Plattenberg drehen, ist forster ein Pionier nachhaltiger energiegewinnung. „wir müssen noch elektrischer werden“, sagt er.
1. Herr Forster, Sie waren einer der Ersten in Ihrer Region, die über erneuerbare Energie gesprochen haben. Wahrscheinlich sind auch Sie anfangs belächelt worden.
Natürlich hat es auch in meinem Umfeld Leute gegeben, die über mich gesagt haben, dass ich nicht mehr ganz richtig im Kopf bin. Aber ich habe 1972 das Buch „Grenzen des Wachstums“ von Dennis Meadows gelesen und mir war damals alles klar: Wenn wir unser wichtigstes Lebensmittel, nämlich die Luft, verschmutzen, fällt das auf uns zurück. Und physikalisch ist der Treibhauseffekt eine klare Sache.
2. Sie haben dann selbst eine Kehrtwende gemacht in Ihrem Leben?
Ich war in der Landmaschinentechnik tätig und damit auch ein Rädchen in einem falsch laufenden System. Ich wurde dann Lehrer in der HTL und habe versucht, nachhaltige Energie umzusetzen.
3. Laussa wurde dann zum Vorzeigeort.
Wir haben es geschafft, dass wir 1993 schon die Gemeinde mit der größten Photovoltaikdichte – also Quadratmeter Kollektorfläche pro Einwohner – wurden. 1996 gingen dann unsere drei Windräder in Betrieb. Gerade im Winter, bei Niedrigwasser für die Kraftwerksturbinen, weht der meiste Wind. Heute ist es so: Man kann ein großes Windrad hässlich finden, aber verdorrte Landschaft im Klimawandel ist noch hässlicher.
Die guten Beispiele hier zeigen jedenfalls, dass Vernunft nur mit entsprechendem Wissen einhergehen kann. Letzteres ist Eigenverantwortung zur Bildung und Information über aktuelle Themen.
Für ein umweltbewusstes Verhalten und persönliche Entscheidungen, die man ja ständig trifft, braucht man einfach das entsprechende Wissen. dann fällt es auch nicht schwer und alles wird logisch und intuitiv.
Wer die Energieerzeugung (bzw. Umwandlung) bis hin zum Energieverbrauch jedoch gar nicht versteht, kann meistens nicht mitmachen, sondern nur dagegen sein.
Sehr guter, konstruktiver Kommentar - besser lässt sich das Thema nicht zusammenfassen..
Propaganda der woken, nichts weiter.
Ja, ja die woken. Überall sieht man sie, die woken. Nichts als woken.
Warum fürchtet sich xermablabla so sehr vor den woken? Was haben ihm die woken bloß angetan?
Die "Woken" haben den Marsch durch die Institutionen angetreten und bereits sehr erfolgreich absolviert. Sie beeinflussen maßgeblich die Politik und damit Entscheidungen, die mich betreffen. Wegen deren Weltfremdheit, mangelndem Realitätssinn und Hypermoralismus (etc.) ist das sehr schlecht.
Was wären Ihre Vorschläge für ein unabhängiges und gesundes Leben ?