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Brunners würziger WortWechsel

02. Februar 2021, 11:58 Uhr
Symbolbild Flugzeug
(Symbolbild) Bild: Reuters

STEYR. Wenn Wortwechsel-Autor Franz Brunner schweißgebadet aufwacht, dann ist dies häufig kein gutes Zeichen. Heiße Träume rund um seine höchstpersönliche Reiselust und die dadurch dürftige ebenso persönliche Klimabilanz waren aktuell der Grund dafür.

Von Reiselust und Höllenangst.
Lange Zeit war ich mir nicht sicher, ob ich schwarz-weiß oder doch in Farbe träume, der Albtraum der letzten Woche brachte schließlich Gewissheit: Yeah, ich träume in Farbe. Die Flammen waren wirklich da, ein mystischer Mix aus gelb, orange und rot, und da ich schweißgebadet aufwachte, dürften meine Träume sogar die Temperatursensoren angeregt haben. Es war drei Uhr morgens, ich lag plötzlich wach da und schnappte nach Luft. Nein, keine Rauchgasvergiftung, lediglich panische Angst, Todesangst. Ja, ich weiß schon, ich habe schwer gesündigt in den letzten Jahren, aber deshalb muss man mich doch nicht gleich verbrennen. Nun langsam der Reihe nach, zum Mitdenken und Mitfühlen.

Franz Brunner
Franz Brunner

"Was, du willst schon wieder auf Urlaub fliegen? Unmengen von Erdöl verpulvern und CO2 rausblasen, ohne Rücksicht auf den ökologischen Fußabdruck? Ich warne dich, übertreib's nicht." Sprach's und ließ mich mit dieser Drohung sitzen. Es war zwar ebenfalls nur ein Traum, allerdings sah ich das Bild lange Zeit auch tagsüber vor meinem geistigen Auge. Von Statur, Größe und Kleidung wie Greta Thunberg, neben den Zöpfen waren kleine Hörner zu sehen, die Zunge war abnormal lang und knallrot, selbst die Augen leuchteten rötlich. Beelzebub als schwedisches Schulmädchen verkleidet, ein furchteinflößendes Bild. Ich war nahe dran, einen Schwur abzulegen. Nie wieder Fliegen, nur mehr ganz wenig Autofahren und überwiegend vorbildliche Fußmärsche machen. Doch es kam nicht mehr dazu, ich wurde rechtzeitig munter. Mit rasendem Puls und rotem Gesicht, aber immerhin ohne Schwur. Bis zum zweiten Lockdown hatte ich mich psychisch einigermaßen erholt und konnte wieder angstfrei im Dunkeln schlafen, vor zwei Wochen dachte ich erstmals seit langem an eine Flugreise und getraute mich sogar, Dr. Google nach günstigen Flügen zu befragen. Und dann der Schock, der Albtraum mit den Flammen. Ich vermute, der Teufel hat Zugang zu meiner Browser-Chronik, der weiß genau, was ich und warum ich gegoogelt habe. Und dann hat er als Rache diesen Höllen-Zinnober veranstaltet. Zudem weiß der Höllenfürst, dass er mich mit Zahlen beeindrucken kann, daher hatte er zur Begrüßung ein bunt beschriebenes Flipchart vorbereitet.

Ich hatte ja im Grunde meines Herzens geglaubt, nach meinem Ableben in den Himmel zu kommen, dass ich jetzt aber in der untersten Etage sitze, war ein kleiner Schock. Und die Zahlen, die mir da entgegenprangten, verhießen auch ohne Erklärung nichts Gutes, es ging um meine persönliche CO2-Bilanz. Da waren tatsächlich sämtliche meiner Flugreisen aufgelistet, eine zweite Tabelle zeigte die Kilometer, die ich mit dem Auto zurückgelegt hatte. Immer noch beträchtlich, im Vergleich trotzdem ein Streichresultat. Dann begann die teuflische Greta mit schrecklich tiefer Stimme ihre Standpauke. „Mein Junge, da hast du ordentlich zugeschlagen. Deine Reisesünden reichen für drei Leben. Andererseits muss man dir zugutehalten, dass deine Bemühungen um deine Mitmenschen durchaus bemerkenswert waren. Also, um’s kurz zu machen, ich habe mich von der obersten Etage zu einem Kompromiss überreden lassen. Du wirst in den Himmel kommen, allerdings musst du vorher solange im Fegefeuer sitzen, bis deine Energiebilanz ausgeglichen ist. Wir werden daher Buchenholz unter deinem Hintern verbrennen, bis dein CO2-Ausstoß durch die Flugkilometer jenem des Feuers entspricht. Ein fairer Deal, meinst du nicht?“ Was ich meinte, war dem Herrn der Unterwelt dann anscheinend egal, er packte mich an den Schultern und schon saß ich am Eisenrost. „Und derweilen du dich aufwärmst, werde ich dir deine Aufenthaltsdauer am Feuer vorrechnen, du magst ja Zahlenspiele.“ Schon spürte ich die ersten Brandblasen am Hintern, ich begann zu schreien und wild um mich zu schlagen. Das letzte, was ich sah, war die grinsende, behörnte Greta mit einem Taschenrechner in der Hand. Ich tobte aus Leibeskräften, dann war’s gottseidank drei Uhr am Morgen und ich erwachte, verschwitzt und durchnässt. Woher der Brandgeruch stammte, der sich dezent durch’s Schlafzimmer zog, kann ich mir bis heute nicht erklären, aber auf Flugreisen werde ich in nächster Zeit freiwillig verzichten. Wie werden Sie nach Corona ihre Reisebewegungen durchführen, wird’s da Änderungen geben, oder wurden Sie gar geläutert? Wenn Sie mathematische Probleme bei der Reiseplanung haben, helfe ich Ihnen gerne weiter, denn mit Tabellen und CO2-Bilanzen kenne ich mich mittlerweile ganz gut aus.

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1  Kommentar
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localr (470 Kommentare)
am 03.02.2021 10:45

Von seiner ureigenen, inneren Greta zu träumen, ist aus therapeutischer Sicht ein wirklich gutes, verantwortungsbewußtes Zeichen. Obwohl wir, wenn wir den Olymp der Weisheit erklimmen möchten, die Dualität hinter uns lassen müssen. Dort oben gibt‘s kein Gut u kein Böse, nur noch Frieden u Freiheit. Und gelegentlich einen Ouzo auf‘s Haus..

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