"Signal, dass unsere Natur ein Juwel ist": Europaschutzgebiet mitten in der Stadt
STEYR. Unteres Steyr- und Ennstal: Ein insgesamt 372,4 Hektar großes Gebiet in den Städten Steyr und Enns sowie Sierning, Garsten und Kronstorf steht nun unter speziellem Schutz
Manchmal brauche es eben ein wenig Glück oder den Zufall, damit nachhaltig Positives passiere. Kurt Prack, Fraktionsobmann der Grünen Steyr, spricht damit die Entstehung des Europaschutzgebietes "Unteres Steyr- und Ennstal" an. Denn Grund für die Nominierung als Natura-2000-Gebiet war ein Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission gegen Österreich. Erst danach wurden die insgesamt 372,4 Hektar, die sich nicht nur in der Stadt Steyr, sondern auch in Sierning, Garsten und Kronstorf sowie der Stadt Enns erstrecken, zu einem Europaschutzgebiet.
"Das ist ein Signal, dass unsere Natur mitten in der Stadt ein Juwel ist", sagt Prack, "und es ist ein Zeichen der Wertschätzung für alle Steyrer, dass es eine Besonderheit ist, gleich an zwei fließenden Gewässern, der Enns und der Steyr, zu leben." Denn in diese Zone wurde nicht nur die längst als Naturschutzgebiet ausgewiesene Unterhimmler Au mit dem Unteren Steyrtal aufgenommen, sondern auch eine rund drei Kilometer lange Fließstrecke der Enns von Zwischenbrücken bis zum Münichholzer Steg. Ein Europaschutzgebiet mitten in einer Stadt seien eine einzigartige Sache, sagt Prack: "Schade ist nur, dass das Schutzgebiet nicht bereits beim Kraftwerk Garsten beginnt." Konkret sei nun aber eines: "Pläne für ein Kraftwerk bei der Rederbrücke sind für alle Zeiten hinfällig."
Baden bleibt erlaubt
Es müsse niemand unbegründet Angst haben, dass der Natura-2000-Status die Uferbereiche entlang von Enns und Steyr zur verbotenen Zone mache. Prack: "Es dürfen nur keine neuen Bauwerke mehr errichtet und auch das Ufer darf nicht mehr betoniert werden." Baden aber bleibe erlaubt.
Vorbildhaft laut Prack sei die Kooperation mit den Ennskraftwerken gewesen. Diese hätten für die Fischaufstiege zwischen Steyr und Enns viel Geld in die Hand genommen. "Wenn einmal alle fertig sind, wird der Huchen endlich wieder von der Donau heraufwandern können."
Fischer sind vom Schutzgebiet übrigens kaum betroffen. Einzig der Besatz mit nicht heimischen oder gewässertypischen Arten ist ab sofort verboten. "Und in der Steyr darf in den kommenden Jahren kein Huchen mehr gefangen werden", sagt Thomas Kaliba, Obmann des Angelsportvereins, "dafür ist zum Glück das Verbot für Motorboote wieder gefallen." Angler oder auch die Wasserrettung dürfen daher weiterhin die Enns befahren, Rennfahrten oder Sportveranstaltungen mit Motorbooten sind hingegen verboten.
Ängste bezüglich des Europaschutzgebietes hatte es ursprünglich auch bei Anrainern gegeben, die auf einen funktionierenden Hochwasserschutz angewiesen sind. "Wir haben im Sinne der Stadt aber einige Maßnahmen adaptieren können", sagt Vizebürgermeister Wilhelm Hauser (SP).
Ängste wegen Hochwasser
Nötige Schotterbaggerungen am Ennsknie unterhalb des Rennbahnsportplatzes dürften nun auch künftig erlaubt sein, jedoch nicht während der Laichzeit. Unklar ist hingegen die Situation in der Himmlitzer Au, in der für den Hochwasserschutz extra ein Schotterauffangbecken geschaffen wurde. Hier hat es einen Einspruchs des Umweltanwalts gegen Baggerungen gegeben.
Prack: "Vielleicht könnte man ein wenig Schotter von der Au beim Kraftwerk Garsten einbringen, damit die Schotterbank bei Zwischenbrücken wieder genügend Nachschub erhält."
Der grün eingefärbte Bereich entlang von Enns und Steyr ist das Schutzgebiet