"Der komische Pavillon darf auf keinen Fall unseren Stadtplatz verschandeln"
STEYR. Gestern Abend koordinierten die Fraktionschefs das weitere Vorgehen im Stadtzentrum.
Während in der Bevölkerung die Diskussionen rund um die von parkenden Autos geprägte Neugestaltung des Steyrer Stadtplatzes ungemindert fortgeführt werden, ist die Steyrer Politik um eine Beruhigung der verfahrenen Situation bemüht. Gestern am frühen Abend trafen sich aus diesem Anlass die Vorsitzenden aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen zum Gedankenaustausch. Mit am Tisch saß dabei auch Mobilitätsstadtrat Reinhard Kaufmann, der namens der Grünen am Donnerstag einen Antrag im Gemeinderat einbringen wird (Anm.: siehe Artikel unten). Die Ergebnisse der Besprechung lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.
Allerdings zeigte sich bereits vorab, dass die Fraktionen in ihrem Meinungsbild zum von Architekt Gernot Hertl und Stadtmarketing-Chefin Daniela Limberger erstellten Konzept doch deutlich differieren. Ebenso signalisieren Vertreter der drei anderen Gemeinderatsfraktionen eine ablehnende Haltung zum Antrag der Grünen.
Punkt für Punkt abarbeiten
"Ich weiß nicht, warum nun zum dritten Mal versucht wird, hier wieder etwas von vorne zu beginnen", sagt Bürgermeister Gerald Hackl (SP) in aller Deutlichkeit. Ein neues Konzept würde alles bisher Geleistete ad absurdum führen, und man müsste neuerlich bei null starten. Zielführend sei, nun Punkt für Punkt abzuarbeiten und umzusetzen. Hackl: "Letztlich muss die Politik entscheiden."
Kein Freund des Grünen-Antrags ist auch Vizebürgermeister Helmut Zöttl von den Freiheitlichen. Es seien schon so viele Ideen ins Konzept eingeflossen, auch habe es die mit Stadtplaner Thomas Froschauer besetzte Servicestelle im Rathaus gegeben, wo jeder Bürger seine Anmerkungen habe einbringen können. Für ihn habe bei der Neugestaltung speziell die Marktsituation oberste Priorität. Hier gebe es noch einiges zu tun.
Noch konkreter wird Zöttl, wenn es um das ursprüngliche Hertl/Limberger-Konzept für den Stadtplatz geht: Hier habe man im Gemeinderat zum Glück durchsetzen können, dass dieses nicht 1:1 umgesetzt werde und jede Maßnahme einzeln überprüft werden müsse. "Speziell dieser komische Pavillon darf nicht kommen", sagt Zöttl, "der würde den Stadtplatz wieder verschandeln." Er plädiere für ein kleineres, mobiles System, das sich auf verschiedenste Bedürfnisse anpassen lasse.
Einsatz von Experten
Ein passendes Mobilitätskonzept könne er sich grundsätzlich schon vorstellen, sagt Stadtrat Gunter Mayrhofer seitens des Bündnisses VP-Bürgerforum, einem Ideenwettbewerb kann er weniger abgewinnen: "Wenn, dann müssten wir Experten holen, die schon einmal Plätze wiederbelebt haben und wissen, wie das geht." Nun sei es vor allem aber einmal an der Politik, die entsprechenden Vorgaben zu machen, was überhaupt umgesetzt werde.
Grüne fordern mehr Professionalität und Bürgernähe am Stadtplatz
Einen neuen Vorstoß in Sachen Stadtplatz unternehmen die Steyrer Grünen am Donnerstag im Gemeinderat: Sie werden einen Antrag für die Abhaltung eines Ideenwettbewerbs stellen. Dieser solle sich mit den Themen Oberflächengestaltung einschließlich künstlerischer Gestaltung, Bepflanzung und Bauwerke, Raumaufteilung, Möblierung sowie Informationsangebote befassen. Weiters soll auch eine verkehrsplanerische Expertise eingeholt werden.
Als Bewertungskriterien sollen dabei die Aufenthaltsqualität, Funktionalität, Verkehr, Vielfalt, Marktgeschehen, historische Bausubstanz, Barrierefreiheit und Vermeidung unbegründeter Kosten herangezogen werden. Ohne ein exaktes Abstimmungsverhalten der anderen Fraktionen vorwegzunehmen oder zu kennen (Anm.: siehe Artikel oben): Der Antrag der Grünen wird vom Steyrer Gemeinderat wohl keine mehrheitliche Zustimmung erfahren.
Man müsse erst einmal die Ziele klären, die auf dem Stadtplatz erreicht werden sollen, betont der Verkehrssprecher der Steyrer Grünen, Mobilitätsstadtrat Reinhard Kaufmann in einer Aussendung, der er ein vielsagendes Foto auf dem Stadtplatz parkender Autos mit dem Titel „schönster historischer Parkplatz Mitteleuropas“ beigefügt hat.
Alternativen zur Auswahl
„Dem Wunsch vieler Steyrer entsprechend sollte es zu einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und der dafür gewidmeten Flächen kommen“, sagt Kaufmann. Ein Wettbewerb sei wichtig, um die beste Lösung aus mehreren Alternativen auswählen zu können. Auch müsse nicht überall der in der Stadt kontroversiell diskutierte Cortenstahl verwendet werden. „Wir dürfen uns nicht mit kleinen Verbesserungen der bestehenden, allgemein abgelehnten Situation begnügen.“