Wenn Lehrlinge zu Lehrern werden: Miba AG kooperiert mit Hauptschule
VORCHDORF. Mädchen und Burschen der Privatschule Moos tauchen an einem Tag pro Woche in die Berufswelt ein.
Für die meisten Schulkinder hat der Montag einen bitteren Beigeschmack: Es ist der Tag, an dem die Pflicht wieder beginnt. Nicht so für Raphael Windischbauer. Der 13-Jährige aus der Privatschule Moos darf jeden Montag in der Lehrwerkstatt der Miba AG in Vorchdorf verbringen und dort mit Lehrlingen arbeiten. Die jungen Miba-Mitarbeiter nehmen sich Zeit, Raphael und drei weiteren Jugendlichen aus der Privatschule Moos ihren Beruf zu zeigen.
Die Kooperation zwischen der Miba AG und der kleinen Privatschule läuft bereits seit einigen Jahren – und beide Seiten sind hoch zufrieden damit. „Unsere Schüler erfahren auf diese Weise früh, wie es in der Berufswelt aussieht, und sie können wichtige Erfahrungen sammeln“, sagt Simone Barlian, Lehrerin an der Privatschule Moos. Das Lernen mit allen Sinnen spielt eine große Rolle an der kleinen Schule. Durch ihre Arbeit mit den Miba-Lehrlingen können die Jüngeren sehen, worauf es im Beruf ankommt – und dass das in der Schule erworbene Wissen dabei wichtig ist.
Die Miba-AG ihrerseits hat großes Interesse, junge Talente an sich zu binden. Angesichts des Facharbeitermangels ist die Lehrlingsausbildung für den Laakirchner Weltkonzern wichtiger denn je. Alleine am Vorchdorfer Standort (Sintertechnik) werden derzeit 54 Jugendliche (darunter elf Mädchen) in vier technischen Berufen ausgebildet. Ausbildungsleiter Christian Danzer (35) hofft, dass sich der eine oder die andere Jugendliche aus der Privatschule in zwei Jahren als Lehrling bei ihm bewirbt. Denn er ist vom Konzept der Schule Moos und ihren Schülern begeistert. „Die Burschen und Mädchen sind extrem selbstständig und offen für alles“, sagt er. „Raphael zum Beispiel ist ganz besessen von der Idee eines Perpetuum mobile und diskutiert viel mit uns darüber.“ Auch die Lehrlinge selbst würden davon profitieren. „Wenn Auszubildende selbst ausbilden, gewinnen sie soziale Kompetenz“, so Danzer.
Miba AG unterstützt Schule
Die Miba AG ist ein offizieller Unterstützer der Privatschule. Allerdings weniger durch Geldüberweisungen als durch Sachleistungen. So stellen die Schüler aus Moos gemeinsam mit den Lehrlingen Unterrichtsmaterialien her, die sie mit in die Schule bringen.
Der 13-jährige Raphael weiß noch nicht, welchen Ausbildungsweg er nach seiner Zeit an der Schule Moos einschlagen wird. Er kann sich aber gut vorstellen, als Lehrling bei der Miba AG anzufangen. „Es macht viel Spaß, mit den Leuten hier zu arbeiten“, sagt er.
Ganzheitlich Lernen: Privatschule Moos
Vor drei Jahren gründete die Pädagogin Gudrun Wallner eine kleine, feine Privatschule in der Vorchdorfer Einschicht. „Wir wollten einen Ort der freudvollen Bildung schaffen“, sagt sie. „Eine Schule, in der Mädchen und Buben mit freiem Herz die Welt entdecken können.“
Das Besondere an der Privatschule Moos ist die Konzentration auf ganzheitliches Lernen. Die Schülerinnen und Schüler werden nicht mit Wissen vollgestopft, sondern verbringen auch viel Zeit in der Natur und lernen Eigenverantwortung. Dazu gehört, dass sie selbst die Schule reinigen und auch beim Kochen mithelfen. Zugleich dürfen sie in individueller Betreuung ihren besonderen Neigungen und Interessen nachgehen.
In der Privatschule Moos wird von der ersten bis zur achten Schulstufe unterrichtet. Es gibt für die wenigen Schüler allerdings nur zwei Klassen, das heißt, der Unterricht erfolgt altersübergreifend.
Eine wesentliche Rolle in der Schule spielen die Eltern. Sie werden nicht ausschließlich als Schulfinanzierer gesehen, sondern als aktive Mitgestalter, die sich bei der Herstellung von Unterrichtsmaterialien ebenso einbringen wie bei der Instandhaltung des Schulgebäudes.