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Seit 150 Jahren wird an der Traun Papier erzeugt

Von Von Edmund Brandner, 05. Juni 2018, 14:14 Uhr
Die Papierfabrik Steyrermühl verschrieb sich von Beginn an der Herstellung von Zeitungspapier.  Bild: UPM Kymmene Steyrermühl

LAAKIRCHEN. Die beiden Standorte Steyrermühl und Laakirchen bilden gemeinsam das Zentrum der heimischen Papierindustrie. Vor 150 Jahren wurden sie fast zeitgleich gegründet.

Als die Regierung des Kaisers 1867 die Pressefreiheit garantierte, kam es zu einer Welle von Zeitungsgründungen. Das brachte zwei Gmundner Unternehmer auf die gleiche Idee: Franz Schuppler (1828–1884), Architekt des Stadttheaters, erwarb die Danzermühle am Laakirchner Traunufer und baute sie zu einer Papierfabrik aus. Wenige Monate später kaufte Carl Klusemann (1822–1896) gemeinsam mit einem Geschäftspartner wenige hundert Meter flussabwärts eine Getreidemühle namens „Steyrermühl“ und machte daraus ebenfalls eine Papierfabrik.

Wie zwei Geschwister

Die beiden Fabriken wurden wie Geschwister nebeneinander groß. Sie sind einander ähnlich, haben aber zwei völlig unterschiedliche Charaktere und Lebensläufe.

Steyrermühl war von Beginn an enger mit Zeitungen verbunden. 1872 wurde das Unternehmen auch Verlagsgesellschaft und veröffentlichte zeitweise bis zu sieben Zeitungen gleichzeitig. Flaggschiff war das „Neue Wiener Tagblatt“. Noch heute produziert Steyrermühl das Papier fast aller österreichischen Tageszeitungen – darunter auch die OÖNachrichten.

Laakirchen dagegen band sich nie so eng an die Zeitungsbranche. Lange Zeit machte auch Hygienepapier einen großen Teil des Umsatzes aus.

Weil im bäuerlichen Umland der beiden Fabriken keine Facharbeiter zu finden waren, wurden anfangs hochspezialisierte Arbeitskräfte aus Böhmen ins Land geholt. „Um die Leute zu bekommen und hier zu halten, hat die Fabriksleitung seinerzeit viel in Sozialleistungen investiert“, sagt Ernst Spitzbart, Geschäftsführer der Papierfabrik Steyrermühl. „Die Fabrikanten errichteten Arbeiterwohnungen, ein Bad, einen Betriebskindergarten, ein Spital und vieles mehr.“

Steyrermühl wurde nach dem zweiten Weltkrieg Teil des roten Wirtschaftsimperiums. 1970 übernahm die ÖGB-Bank BAWAG die Aktienmehrheit. Später musste die Fabrik abgestoßen werden, seit 2003 ist sie Teil des finnischen Großkonzerns UPM Kymmene.

Laakirchen wiederum wurde zunächst an den schwedischen Papierkonzern SCA verkauft, ging 2013 aber an den österreichischen Privatkonzern Heinzel Paper.

Dass Steyrermühl einem global agierdenden Großkonzern gehört und Laakirchen einem Familienkonzern mit Sitz in Österreich, spürte man, als das Internet kam und der Markt für Druckpapier einbrach.

Die beiden Unternehmen reagierten unterschiedlich auf den fallenden Papierabsatz: Steyrermühl blieb bei der Produktion von Zeitungspapier, musste auf Anweisung von Finnland aber harte Einsparungen durchführen: Eine der beiden Papiermaschinen wurde stillgelegt, 125 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Technisch gesehen wurde Steyrermühl effizienter. Innerhalb von 15 Jahren konnten der Wasserverbrauch pro erzeugter Tonne Papier um 25 Prozent und der CO2-Ausstoß um 70 Prozent gesenkt werden. Heute ist der Standort voll ausgelastet.

Laakirchen dagegen setzte nicht auf Stilllegungen, sondern auf Investitionen in die bestehenden beiden Papiermaschinen. Heute produziert nur noch eine davon Druckpapier. Die andere wurde mit Millionenaufwand umgestellt auf die Herstellung von Wellpappe – dem Rohmaterial für Verpackungsmaterial, das im Online-Handel gebraucht wird. „Damit profitieren wir von einem Wachstumsmarkt“, sagt Helmut Kienast, Personalchef und Prokurist bei Heinzels Laakirchen Papier AG.

1972 kam es fast zur Fusion

Woran sich heute kaum noch jemand erinnert: 1972 wäre es beinahe zur Fusion der beiden Betriebe gekommen. Der Zusammenschluss scheiterte im letzten Moment an Widerständen vor Ort. Feindlich stand man sich aber nie gegenüber. Im Gegenteil: Die beiden Fabriken betreiben heute drei gemeinsame Tochterunternehmen.

Was die beiden Standorte außerdem gemeinsam schafften: Sie machten Laakirchen zum Zentrum der österreichischen Papierindustrie. An der Traun steht die Papiermacherschule, das Papiermachermuseum, und jeder Papiermacherlehrling in Österreich besucht die Berufsschule in Gmunden.

So wie vor 150 Jahren besteht die Papiermacherei noch heute aus den vier Arbeitsschritten Schöpfen, Formatieren, Pressen und Trocknen. Aus den kleinen Mühlen und Pressen von einst sind aber riesige High-Tech-Anlagen geworden, aus denen 24 Stunden am Tag acht Meter breite Papierbahnen mit 90 km/h herausschießen. „Diese Anlagen sind technisch so anspruchsvoll wie ein Airbus A 380“, sagt Helmut Kienast. „Leider sind sie auch so teuer.“


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