Sieben Gemeinden arbeiten in der Jugendbetreuung eng zusammen
STEYREGG. Seit zwei Monaten leitet Bilal Mahsenoglu das Jugendzentrum "Justy" in Steyregg. Doch das bedeutet nicht, dass er nur in "seinem" JUZ anzutreffen ist. "Heute muss ich in St. Georgen aushelfen, am Samstag in Mauthausen", sagt der 41-jährige Sozialpädagoge im Gespräch mit den OÖNachrichten. Damit ist er nicht allein.
Seit Mai haben sich sieben Gemeinden in der Region Perg West zusammengeschlossen und organisieren ihre Jugendarbeit gemeinsam. Es gibt einen Pool von neun Personen, die im Ausmaß von geringfügig bis 25 Wochenstunden angestellt sind. Mit dabei sind die Jugendzentren Steyregg, Luftenberg, St. Georgen an der Gusen und Mauthausen. "Zwei haben Dienstag bis Freitag offen, zwei Mittwoch bis Samstag. In der Folgewoche dreht sich das", sagt Florian Gérard, Geschäftsführer der Familienakademie Mühlviertel, die die Zentren betreibt.
Synergien nutzen
Mit dem Konzept kann in den Gemeinden trotz Ressourcen- und Personalmangel ein Angebot für Jugendliche sichergestellt werden. "Früher war das Jugendzentrum zu, wenn ich im Krankenstand war, gemeinsam geht das jetzt besser", sagt Elisabeth Bauer, die seit 20 Jahren Jugendbetreuerin in Luftenberg, nun aber auch in den anderen Gemeinden im Einsatz ist.
"Als ich das erste Mal in Steyregg war, sind plötzlich die Kids aus Luftenberg aufgetaucht", erzählt sie. Manche sind sehr mobil, andere gehen nur in ihr Stamm-Jugendzentrum.
"Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit", sagt Mahsenoglu, "wenn man wo eingesetzt wird, wo man nicht so oft ist, ist es ein bisschen schwieriger." Aber es funktioniere und es sei ein Vorteil, auch andere Jugendliche kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln.
Neben einer inhaltlichen Zusammenarbeit und gemeinsamen Veranstaltungen wird auch der Einkauf zentral organisiert. Dazu kommt die mobile, aufsuchende Jugendarbeit, die es neben den vier Gemeinden mit Jugendzentrum auch in Langenstein, Ried in der Riedmark und Katsdorf gibt. "Damit erreichen wir auch Jugendliche, die nicht ins JUZ gehen", sagt Gérard.
Für die Gemeinden löst die Kooperation einige Probleme. "Früher war das Jugendzentrum bei einem Krankenstand geschlossen. Jetzt ist immer wer da", sagt der Steyregger Bürgermeister Gerhard Hintringer (SP). "Unser JUZ ist momentan der volle Ziaga."
Ähnliche Konzepte gibt es laut Gérard sonst nur in Wien und in Linz. Allerdings sei die Situation dort anders, weil mehr Personal zur Verfügung stehe, sagt Erich Wahl, Geschäftsführer des Vereins Jugend und Freizeit, der in Linz 16 Einrichtungen mit Streetwork betreibt und 60 Mitarbeiter beschäftigt. Diese arbeiten prinzipiell stationär, springen aber ein, wenn es Engpässe durch Urlaube oder Krankenstände gibt. Auch bei der Jugendberatung profitiere man vom Verband, weil man die Fälle gegenseitig reflektieren könne.