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Hundertjähriger kehrte zurück in seine alte Heimat

Von OÖN, 06. August 2019, 05:48 Uhr
Hundertjähriger kehrte zurück in seine alte Heimat
Abt emeritus Martin Felhofer führte Othmar Panhofer und den ehemaligen Julbacher Pfarrer Johann Thomas Großruck durch die Landesgartenschau in Aigen-Schlägl. Bild: (privat)

AIGEN-SCHLÄGL / UNGENACH. Zum 100er wünschte sich Othmar Panhofer eine Reise in den Bio.Garten.Eden

In seine alte Heimat zu reisen wünschte sich der gebürtige Julbacher Othmar Panhofer zu seinem 100. Geburtstag. Einen Wunsch, den ihm der ehemalige Julbacher Pfarrer Johann Thomas Großruck gerne erfüllte. Der Ausflug brachte den Jubilar zur Landesgartenschau. Diese bewerkstelligte der Hundertjährige – dank vieler Sitzgelegenheiten – ohne Stöcke. "Meine Gelenke sind halt auch schon hundert Jahre alt", sagte der rührige Senior nach dem Besuch der Landesgartenschau. Beschwerden werden aber einfach weggelächelt. Beeindruckend ist allerdings auch die 100-jährige Lebensgeschichte des gebürtigen Mühlviertlers, der eines der wohl bewegtesten Jahrhunderte der Zeitgeschichte erlebt hat.

Geboren in Hinterschiffl

Der Hundertjährige hat am 2. Mai 1919 in Julbach, im damaligen k. k. Nebenzollamt II. Klasse in Hinterschiffl 14, das Licht der Welt erblickt. Wie damals üblich, ist der Neugeborene schon am folgenden Tag von der Hebamme zur Taufe in die Julbacher St.-Anna-Kirche getragen worden. Die Zeiten damals waren turbulent. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde eine Republik gegründet, die vorerst Deutsch-Österreich hieß und nur mehr ein Torso der einst mächtigen Habsburg-Monarchie war. Zudem wurden die Menschen von der Spanischen Grippe heimgesucht. Alleine der kleine Ort Julbach hatte 20 Grippetote zu beklagen, darunter auch der ehemalige Kooperator von Julbach. Dort hatten zuvor auch noch die schwarzen Blattern gewütet und zahlreiche Todesopfer gefordert. 

Als Vater Panhofer ins Hausruckviertel versetzt wurde, bedeutet dies für die Familie eine halbe Weltreise. Zuerst ging es mit Sack und Pack zu Fuß von der Kohlstatt nach Oepping und von dort mit der Mühlkreisbahn über Linz weiter zum neuen Domizil. Erst dort setzen Othmars Kindheitserinnerungen ein. Im Alter von sechs Jahren hörte er zum ersten Mal Musik aus einem Radiogerät und zu seinem 10. Geburtstag wurde er an diesem 2. Mai 1929 auch noch Augenzeuge einer Luftfahrtsensation: Früh am Morgen sah er das Luftschiff "Graf Zeppelin" wie einen riesigen Silberfisch über Oberösterreich gleiten.

Schulzeit im Petrinum

In weiterer Folge absolvierte er das bischöfliche Knabenseminar Petrinum und das Staatsgymnasium in Linz, wo er unmittelbar nach dem "Anschluss" im Jahre 1938 maturierte. Er wollte gerne Medizin studieren, was zunächst ein frommer Wunsch blieb, denn er musste wie so viele seiner Zeitgenossen in den Zweiten Weltkrieg ziehen. Zum Überleben brauchte Othmar Panhofer neben seiner positiven Lebenseinstellung vor allem auch einen wachsamen Schutzengel, der ihn vor vielen Gefahren bewahrte und ihn letztlich auch aus der Hölle von Stalingrad rettete, wo der gebürtige Mühlviertler als Sanitätssoldat mit unvorstellbarem Grauen konfrontiert war.

Heimreise im Viehwaggon

Schwer erkrankt landete er im letzten Augenblick nach zweiwöchiger Zugfahrt im Viehwaggon im Mühlviertel, im Reservelazarett Freistadt. Wieder genesen durfte er als "privilegierter Stalingrad-Kämpfer" nun offiziell Medizin studieren, wurde aber später erneut als Feldunterarzt eingezogen und kam an der italienischen Front in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Studium in der jungen Republik

Nach den Kriegswirren wurde aus der "Ostmark" die "Zweite Republik Österreich" und er konnte endlich an der Universität Innsbruck das begonnene Medizinstudium abschließen. Hier heiratete, der im "Meran des Mühlviertels" Geborene Othmar Panhofer eine junge Ärztin, die im echten Südtiroler Meran geboren wurde. Legendär sind auch die Bemühungen des jungen Arztes um einen Praxisstandort: Als Turnusarzt im Krankenhaus Wels klapperte er mit dem Fahrrad das Hausruck- und Innviertel ab und wurde auch beim Bürgermeister von Weibern vorstellig, der gerade seinen Acker bestellte. Dessen Reaktion auf die Frage, ob die Gemeinde einen Arzt benötige, war wenig hilfreich: "I brauchat an Knecht, aber kan Dokta!" Also setzte Panhofer seine Reise fort.

Arzt in Ungenach

Schließlich wurde Panhofer in Ungenach bei Vöcklabruck mit offenen Armen aufgenommen, wo er von 1951 bis 1983 als Gemeindearzt tätig war und ihm gar die Ehrenbürgerschaft verliehen wurde. Mit Panhofer, der auch über zwei Jahrzehnte ehrenamtlicher Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes Vöcklabruck war, haben noch zwei weitere gebürtige Mühlviertler das kommunale und pfarrliche Leben von Ungenach wesentlich geprägt: Bürgermeister Josef Pernsteiner aus Sarleinsbach und Dechant Josef Friedl aus Münzkirchen, die beide schon verstorben sind.

Geheimnis seines Alters

Othmar Panhofer wird oft nach dem "Geheimnis" seines biblischen Alters gefragt, worauf er mit einem milden Lächeln reagiert. Für ihn ist sein Alter nichts Geheimnisvolles, sondern Resultat eines bewusst gelebten und vertrauensvollen Lebens, welches ist, wie es ist und kommt, wie es kommt.

Empfang im Stift

Der emeritierte Abt des Prämonstratenserstiftes Schlägl, Martin Felhofer, hat Othmar Panhofer persönlich in der neuen Stiftspforte willkommen geheißen. Aus seiner diesjährigen Osteransprache hatte er schon zuvor dem Jubilar ein von Papst Franziskus entlehntes geistliches und doch auch ganz bodenständiges Rezept für ein gelungenes Leben gewidmet. Es entspricht der Othmar Panhoferschen Lebensphilosophie und lüftet auch ein wenig das Geheimnis seines hohen Alters: "Dankbar auf die Vergangenheit schauen. Die Gegenwart mit Leidenschaft leben. Die Zukunft voll Hoffnung ergreifen."

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15  Kommentare
15  Kommentare
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pepone (60.622 Kommentare)
am 06.08.2019 16:39

hin und wieder macht es Spass sich mit Älteren zu unterhalten denn sie haben fast IMMER was zu berichten was es nicht mehr gibt.
ich merke es wenn ich den jüngeren erzähle wie die gegend um das WIFI damals ausgesehen hat als es noch KEINE Stadtautobahn gab .
das WiFi war damals um die Hälfte kleiner .
Die BIM fuhr in der Mitte der Wienerstrasse und links und rechts war eine Fahrspur für den Strassenverkehr einwärts und auswärts von Linz bis nach Ebelsberg.
wo heute die siemens ,das hotel und die abfahrt wienerstrasse stehen war damals Wald bis zum Bulgariplatz und ca. in der mitte war der Zirkus aufgestellt.
die Wankmüllerhofstrasse war eine zweibahnstrasserl bis zum Bulgariplatz.
usw usw ...

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zlachers (7.958 Kommentare)
am 06.08.2019 13:38

Happy Birthday!!!!

🥂 Auf weitere 100! 🎂🍭🍻🍹

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zlachers (7.958 Kommentare)
am 06.08.2019 13:38

Happy Birthday!!!!

🥂 Auf weitere 100! 🎂🍭🍻🍹

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sauwaldler (1.080 Kommentare)
am 06.08.2019 13:22

Münzkirchen gehört zum Mühlviertel??
Welch Journalist war denn da am Werk😨

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decordoba (3.803 Kommentare)
am 06.08.2019 14:43

Geibing im Mühlviertel.

Wir wollen das dem Journalisten nachsehen. Ein schöner und interessanter Artikel. Sensationell, was ein Mensch alles aushält.

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alterego (858 Kommentare)
am 06.08.2019 12:42

"Es ist, wie es ist und es kommt wie es kommt."
Danke für diese philosophische Wahrheit!
Alles Gute zum Geburtstag

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WoessEwald (57 Kommentare)
am 06.08.2019 10:07

wer als Sanitäter in Stalingrad gewirkt hat, wird wohl später erlebtes Ungemach zu relativieren wissen.

alles Gute zum runden Geburtstag und dass der wahre Garten Eden, so schön er auch sein mag, doch noch ein wenig warten kann grinsen

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 06.08.2019 09:56

Hinterschiffl, da gibt es einen Witz:
Ein Feuerwehrmann aus Hinterschiffl gewinnt eine Reise nach New York. Er tritt voller Erwartung die Reise an. Zuerst fährt er von Hinterschiffl mit dem Fahrrad nach Julbach, dann mit der Post nach Neufelden, mit dem Zug nach Linz Urfahr, mit der Strassenbahn ans Ende von Linz, mit dem Bus nach Hörsching, fliegt von Hörsching nach Frankfurt und von dort nach New York. Drei Tage bleibt der Feuerwehrmann in New York.
Dann fliegt er wieder mit dem Flugzeug nach Frankfurt, fliegt von dort zurück nach Hörsching, mit dem Bus nach Linz, mit der Straßenbahn nach Urfahr, mit dem Zug nach Neufelden, mit dem Bus nach Julbach und mit dem Fahrrad nach Hinterschiffl.
Daheim angekommen wird er gleich gefragt, wie es war:
"Naja, es war sehr schön in New York, aber New York liegt schon sehr abelegen."

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pepone (60.622 Kommentare)
am 06.08.2019 07:31

Wahnsinn was älteren Menschen alles mitgemacht und NOCH erlebt haben !
was wir aus der geschichte betrachten ,ist bei denen LIVE im Kopf .

Senioren sind nun mal nicht alt, nur zu früh geboren 😉😉

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pfenningberg (503 Kommentare)
am 06.08.2019 06:16

1919 = Ende 2. Weltkrieg? Wer schreibt so was? Ferialpraktikanten?

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Sensibelchen (827 Kommentare)
am 06.08.2019 11:00

Naja; Sie haben es das gerade geschrieben, es steht nämlich sonst nirgends. zwinkern

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AlfredMerkur (727 Kommentare)
am 06.08.2019 13:06

Wussten Sie es nicht, dass der 2. Weltkrieg eigentlich der 100 jährige Krieg war? grinsen)

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Puccini (9.519 Kommentare)
am 06.08.2019 17:35

Was solls. Er begann im 1000jährigem Reich.

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pfenningberg (503 Kommentare)
am 06.08.2019 14:01

Der Hundertjährige hat am 2. Mai 1919 in Julbach, im damaligen k. k. Nebenzollamt II. Klasse in Hinterschiffl 14, das Licht der Welt erblickt. Wie damals üblich, ist der Neugeborene schon am folgenden Tag von der Hebamme zur Taufe in die Julbacher St.-Anna-Kirche getragen worden. Die Zeiten damals waren turbulent. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde eine Republik gegründet, die vorerst Deutsch-Österreich hieß und nur mehr ein Torso der einst mächtigen Habsburg-Monarchie war.

Anscheinend fehlt nicht nur der Redaktion zeitgeschichtliches Wissen, sondern ihnen auch die Fähigkeit zum sinnerfassenden Lesen.

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pfenningberg (503 Kommentare)
am 06.08.2019 14:03

Sorry Alfredmerkur, Antwort ist für Sensibelchen gedacht.

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