Das Lebensgefühl der Mühlviertler: "Net zweng und net zvü" ist das Ziel
SARLEINSBACH. Mit ihrem Erstlingswerk "Nordkind und Bemwind" präsentierte Christine Mittermayr am Gut Kühstein authentische und bewegende Texte über ihre Kindheit an der großen Mühl.
Dieses Buch ist kein typischer Reiseguide, kein klassisches Kochbuch und keine Autobiografie – auch wenn es über das Obere Mühlviertel und von seinen Bewohnern erzählt, Kochrezepte aus dem Familienfundus der Autorin sowie Entschleunigungstipps enthält und persönliche Geschichten verrät: "Ich bin als Kind in den 1970ern auf einem Bauernhof im Oberen Mühlviertel aufgewachsen. Die kleinen Geschichten, die ich erzähle, mögen unspektakulär sein, doch in meiner Welt waren sie Alltag und Abenteuer zugleich", erinnert sich die Autorin und beschreibt den Lebensstil ihrer Kindheit.
Dieser Lebensstil ist heute wieder sehr modern und könnte als "nordischer Lifestyle" bezeichnet werden, für den es in Schweden das Wort "lagom" gibt. Lagom heißt so viel wie "die rechte Balance im Leben" – die Mühlviertler und Mühlviertlerinnen würden dazu "net zweng und net zvü" sagen.
Vom Boden unter den Füßen
"Ich erinnere mich an den Boden unter den Füßen, als ich ein Kind war" heißt beispielsweise eine Geschichte, die sich – von wunderschönen Fotos garniert – im ersten Kapitel "Auf diesem Boden stehen die Oberen Mühlviertler:innen" genießen lässt. Vom Wohnen, Essen, Arbeiten bis hin zu "So ticken die Oberen Mühlviertler:innen" spannt sich der Bogen und enthält nicht nur berührende Erinnerungen, sondern gibt auch Einblicke in aktuelle Mühlviertler Besonderheiten.
Beim Leader-Projekt "Nordkind und Bemwind" geht es aber nicht "nur" um das Buch, sondern auch um die Frage, wie man in Zukunft leben will und was man tun kann, um die rechte Balance – "net zweng und net zvü" – auch für Kinder und Enkelkinder zu erhalten. Dieser Frage wurde aktiv in Form von Tischgesprächen in der von "Frau in der Wirtschaft" gemeinsam mit "Textpoterie" und der "Leader-Region Donau-Böhmerwald" organisierten Veranstaltung nachgegangen: An jedem Tisch wurde die Frage aus einer anderen Perspektive (Ernährung, Klima, Familie, Lebensqualität, …) diskutiert und Ideen, Emotionen, Gedanken, Zeichnungen und vieles mehr aufs Tischtuch gebracht.
Die Ergebnisse fließen sowohl in die Arbeit von Frau in der Wirtschaft als auch der Leader-Region ein – und wie könnte es anders sein: Die vielseitige Autorin wird diese Erkenntnisse kreativ weiterverarbeiten, indem "Taschen für Zukunftsträger:innen" entstehen und die auf Keramikteller gebrannten Ideen Entscheidungsträgern serviert werden.
Ein tolles Buch, sehr gelungen, gratuliere!