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"Dieses Land hält mich in Atem"

Von Bernhard Leitner, 08. Oktober 2015, 00:04 Uhr
"Dieses Land hält mich in Atem"
Offen sein für Abenteuer, fremde Kulturen und neue Eindrücke: Diese Grundeinstellung begleitet Daniel Artner aus Goldwörth schon seit Langem.

GOLDWÖRTH. Junger Mühlviertler arbeitet für ein Jahr in einer Internatsschule in Nicaragua.

Der 22-jährige Daniel Artner ist seit einem Monat in einem Sozialprojekt in Camoapa in Nicaragua tätig. Seine ersten Eindrücke: extreme Gegensätze zwischen Arm und Reich, große Gastfreundschaft, aber auch Gewalt und Umweltverschmutzung. "Dieses Land hält mich in Atem", sagt der HTL-Absolvent über seinen derzeitigen Lebensmittelpunkt.

Seine Sinne seien in den ersten Tagen nach der Ankunft komplett überfordert gewesen, beschreibt der Mühlviertler den ersten "Kulturschock", den ihm Lateinamerika bescherte. "Alles ist so anders, so schön. Es gibt extrem viel Armut, zugleich sind aber alle, mit denen ich bisher Kontakt hatte, ausgesprochen nett und alle haben ein Lächeln im Gesicht. Bei uns in Österreich ist es ja genau umgekehrt."

Leben in Ordensgemeinschaft

Stützpunkt für seine Arbeit ist eine Don-Bosco-Gemeinschaft. Hier gibt er den Schulkindern, die aus den umliegenden Bergen stammen und im angeschlossenen Internat wohnen, Unterricht in Englisch. Auf dem Ordens-Areal ist Artner als ausgebildeter Techniker natürlich hoch willkommen. "Ich repariere Türklinken, Computer, diverse Elektrogeräte, Dachrinnen und Sonstiges. Fad wird mir hier nicht. Es gibt sehr viel zu reparieren."

Die Schwestern würden ihn sehr familiär behandeln – beinahe wie einen Sohn, berichtet der junge Mühlviertler. Die Teilnahme an den Morgen- und Abendgebeten sowie am abendlichen Rosenkranz ist ihm freigestellt. Die Menschen seien sehr christlich geprägt, weiß Artner: "Hier ist der Glaube viel stärker verankert als bei uns. Ich denke, das hat etwas mit der Armut zu tun: Wenn man weiß, dass man bei einer Krankheit für die Behandlungskosten kein Geld hat, betet man eben dafür, dass das nicht eintrifft."

"Dieses Land hält mich in Atem"
Volksfest in Nicaragua anlässlich des Unabhängigkeitstages.

Volksfest in Nicaragua anlässlich des Unabhängigkeitstages.

Die Erkenntnis als Fremder in einem Land zu leben, das sich von der Heimat stark unterscheidet, prägte sich bei Artner rasch ein: "Plötzlich war ich der Ausländer. Ich glaube, in ganz Camoapa sind gerade mal eine Hand voll Ausländer. Überall werde ich gemustert, aber keiner macht mich irgendwie komisch an, wie das etwa in Österreich leider oft der Fall ist." Bei einem großen Fest anlässlich des Unabhängigkeitstages wurde er auf die Ehrentribüne gebeten. "Ich saß gleich neben dem Bürgermeister – unglaublich!"

Der Wunsch, einmal für längere Zeit im Ausland zu arbeiten, kam dem Goldwörther während seiner HTL-Schulzeit. Ein Freund erzählte ihm von einem Auslands-Zivildienst in Ecuador. "Daraufhin wollte ich meinen Zivildienst in Sierra Leone machen. Dazu kam es aber nicht, da mir die Organisation aufgrund der Ebola-Epidemie abgesagt hat." So absolvierte Artner seinen Zivildienst in Österreich. Sein Ziel verlor er dennoch nicht aus den Augen: Er inskribierte an der Uni Spanisch und bewarb sich bei VIDES für ein Projekt in Lateinamerika. Ob der HTL-Absolvent nach seinem Nicaragua-Jahr eine technische Laufbahn einschlagen wird, will er sich noch offen halten. "Jetzt konzentriere ich mich auf Nicaragua. Was ich mir schon vorstellen kann, ist in einer österreichischen Firma in ein spanischsprachiges Land zu gehen."

 

Daniel Artners Aufenthalt in Nicaragua wird von VIDES ermöglicht. Diese gemeinnützige Organisation ist in 43 Nationen tätig und bietet jungen Menschen die Möglichkeit, einen Sozialeinsatz in einem Projekt der Don-Bosco- Schwestern zu absolvieren, sowie einen Zivilersatzdienst zu leisten. Daniel Artner betreibt auch einen Internet-Blog: daniel-en-nicaragua.jimdo.com/

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2  Kommentare
2  Kommentare
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capsaicin (3.852 Kommentare)
am 08.10.2015 06:34

lobenwert ! und bemerkenswert:

"...viel Armut, zugleich sind aber alle, mit denen ich bisher Kontakt hatte, ausgesprochen nett und alle haben ein Lächeln im Gesicht."

armut schließt zufriedenheit nicht unbedingt aus - es zählen andere werte, wie gemeinsschaftssinn, gesellschaftlicher zusammenhalt, sozialer einbindung - dinge, die mit geld nicht zu kaufen sind.

ein blick in des österreichers gesicht, spiegelt ganz was anders wider - und das, obwohl er im durchschnitt über ALLES verfügen könnte:

* stressverzerrte fratze
* stete unzurfriedenheit
* sozial immer öfter isoliert
* ständig am sprung (privat als auch beruflich)
* immer öfter krank, trotz med. rundumversorgung
* ...

conclusio: ...

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froschkoenig12 (340 Kommentare)
am 09.10.2015 00:50

Volle Zustimmung!
Ihre Worte sind wahrhaft, bei all dem Hass in vielen Postings in der letzten (Wahl)zeit
Erfahrungen mit anderen Kulturen macht weltoffen und reif!

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