Linzer "Olympionikin" aus der Ukraine
Im März 2022 flüchtete Uliana Malanyak mit ihrer Familie vor den Kriegswirren in der Ukraine – vor wenigen Tagen gewann sie für Österreich Gold bei der Informatikolympiade
EINDHOVEN. Die Olympischen Spiele sind vorbei und eine Linzerin wurde zur Olympionikin, also zur Gewinnerin der Goldmedaille. Allerdings nicht in Paris, sondern im niederländischen Eindhoven, denn dort fand Ende Juli die "Europäische Informatikolympiade für Mädchen" statt. In einem spannenden Wettbewerb holte sich Uliana Malanyak vom Europagymnasium Auhof Linz den Gesamtsieg.
Die 18-jährige Ukrainerin setzte sich beim Lösen von algorithmischen Problemen gegen die internationale Konkurrenz durch und holte die Goldmedaille nach Oberösterreich.
Eine Leistung, die Malanyak im Gespräch mit den OÖNachrichten stolz macht: "Die beiden Wettbewerbstage waren sehr spannend, weil man sich mit Gleichgesinnten über die verschiedensten Themen austauschen konnte. Dass ich nach Silber im Vorjahr nun Gold hole, ist überragend."
Österreichischer Vorentscheid
Neben Malanyak nahm auch Carolin Wester vom Akademischen Gymnasium Innsbruck an der Olympiade teil und verpasste nur knapp die Bronzemedaille. Beide mussten sich einer österreichischen Qualifikation stellen, um an den Spielen teilnehmen zu können.
Helmut Achleitner, ehemaliger Physik- und Mathematiklehrer am Gymnasium in Amstetten, der Malanyak und Wester als Delegationsleiter begleitete, streute den beiden Rosen: "Bei den Wettbewerben sind extrem schwierige Aufgaben zu lösen. Daran würde wohl fast jeder Informatiklehrer scheitern. Die Goldmedaille von Uliana Malanyak ist wirklich ein toller Erfolg." Ohne das spezielle Training in Wörgl und an der TU Wien wäre man bei diesem Wettbewerb chancenlos gewesen, sagt Achleitner.
Ein Erfolg, der angesichts der bewegten Lebensgeschichte der jungen Ukrainerin noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheint.
Denn als im Februar 2022 der russische Angriffskrieg begann, beschloss die Familie, ihre Heimatstadt Chmelnyzkyj in der Westukraine zu verlassen. Gemeinsam mit ihrer Mutter und den beiden jüngeren Brüdern machte sie sich auf den Weg zur österreichischen Grenze, wo die Familie vom Vater abgeholt wurde. Eine Zeit, in der die Jugendliche in ständiger Angst lebte: "Zum Glück waren wir weit weg von der Front, aber wir mussten jeden Tag in den Luftschutzkeller, weil der Fliegeralarm in der ganzen Stadt zu hören war. Auf der Flucht mussten wir auf dem Boden des Bahnhofs und im überfüllten Zug schlafen. Zum Glück ist alles gut gegangen", erzählt die 18-Jährige. Nach Oberösterreich seien sie gekommen, weil sie hier schon Verwandte hatten.
Abenteuer Amerika
Doch nun will sich die angehende Studentin, die sich schon als Kleinkind für Mathematik und Computercodes interessierte, ganz ihrer Zukunft widmen.
Nachdem sie im Frühjahr am Europagymnasium Linz-Auhof maturierte, geht es nun in die USA. Am international renommierten Massachusetts Institute of Technology wird sie Informatik studieren. Danach möchte sie in der Forschung oder der Privatwirtschaft im IT-Bereich arbeiten.
Einen genauen Plan hat sie noch nicht, nur eines steht fest: "Nach dem Krieg in der Ukraine, der hoffentlich bald vorbei ist, möchte ich helfen, mein Heimatland aufzubauen." Danach könne sie sich vorstellen, nach Österreich zurückzukehren, denn das Leben hier gefalle ihr sehr gut, sagt Malanyak.
So oder so stehen der jungen Ukrainerin die Türen im Leben wohl weit offen.