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Der Pilot, der die Superstars fliegt

Von Reinhold Gruber, 27. Februar 2023, 04:30 Uhr
Der Pilot und der internationale Popstar: Georg Bernhofer mit Rihanna: ein Bild als Gruß an die Freundin. Bild: privat

LINZ. Der in Leonding lebende Pilot flog mit Rihanna und den Stones. Im OÖN-Interview spricht er über seine Erfahrungen, die er am Boden auch an andere weitergibt. So wie am 3. März in der Linzer Tabakfabrik.

Seit 30 Jahren jettet Georg Bernhofer durch die Welt und trägt dabei die Verantwortung für Crew und Passagiere. Der gebürtige Tiroler, der mit seiner Familie in Leonding lebt, ist Pilot und gibt sein Wissen und seine Erfahrung aus der Fliegerei am Boden an Interessierte weiter. In seinen Vorträgen und Workshops sieht er sich als reinen Impuls- oder Ideengeber. Im OÖN-Interview spricht er über Teamwork über den Wolken, Verantwortung und den Umgang mit Prominenten.

OÖNachrichten: Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, heißt es in einem Lied von Reinhard Mey. Würde dies ein Pilot auch so sehen?

Georg Bernhofer: Ja und nein! Natürlich ist es ein scheinbar grenzenloser Raum, jedoch sind wir mit unzähligen Kontrollzonen und diversen Flugverbotszonen konfrontiert. Seit 9/11 hat sich sehr viel verändert. Nichtsdestotrotz ist es eine gewisse Freiheit, und kein Flug ist wie der vorherige.

Pilotieren heißt steuern. Braucht es diesen einen Steuermann, damit ein gesamtes Team, ein gesamter Flug funktioniert?

Ein Steuermann, unabhängig ob männlich oder weiblich, braucht vor allem ein gutes und starkes Team, auf das er sich jederzeit verlassen kann. Natürlich sollte die Person, die vorne am Ruder steht und letztendlich entscheidet, in welche Richtung er das Flugzeug oder sein Unternehmen steuert, gewisse Voraussetzungen mitbringen. Ich versuche, in meinen Vorträgen zu verdeutlichen, dass die Eigenschaften eines Steuermannes erlernbar sind. Man muss ständig an sich arbeiten.

Wie lassen sich Erfahrungen aus dem Cockpit auf das Wirken in Unternehmen umlegen?

Die amerikanische Unfalluntersuchungsbehörde NTSB untersuchte in den 1970er Jahren mehrere schwere Unfälle und Vorkommnisse. Bei fast allen wurden die Piloten als auslösender oder beitragender Faktor genannt. Es gab eine komplette Neuausrichtung etwa in den Bereichen Teamwork, Kommunikation oder Situationsbewusstsein. Kapitäne waren damals unangefochtene Autoritäten. Dies galt auch dann, wenn sie entscheidungsschwach, nicht stressresistent oder sehr dominant und nicht kritikfähig waren.

Kann man sich als Pilot auf alles vorbereiten oder wird man nicht doch dann und wann überrascht?

Auch wenn Piloten alle sechs Monate in den Flugsimulator müssen, in dem verschiedene Szenarien durchtrainiert werden, kann man sich nicht auf alles vorbereiten. Die legendäre Landung der „US Airways 1549“ auf dem Hudson River bei New York kann man nur schwer trainieren. Aber es gibt Szenarien, die wir im Simulator ständig üben. Das ist Teil meines Berufes.

Im Flug wie im Betrieb kommt es darauf an, seine Kunden zu kennen. Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren speziellen, weil berühmten Kunden gemacht?

Den Großteil meiner fliegerischen Karriere war ich in der Businessjetfliegerei unterwegs, und dabei durfte ich viele Persönlichkeiten kennenlernen. Im Großen und Ganzen waren die meisten freundlich. Die wirklichen Superstars, die ich an Bord hatte, wie Elton John, Bon Jovi, die Rolling Stones oder Rihanna, waren alle nett. Adele hatte furchtbare Flugangst und ich habe sie einfach zu mir ins Cockpit gesetzt. Dort saß sie bei Start und Landung und fing immer wieder leise zum Singen an. Ich glaube, das tat sie, um die Angst ein wenig unter Kontrolle zu bekommen, und wir kamen in den Genuss eines Privatkonzertes. Etwas kompliziert waren Whitney Houston und Madonna, schwierig, aber machbar. Völlig überrascht hat mich Jennifer Lopez. Sie war ohne Allüren und völlig entspannt.

Was war das lustigste Erlebnis beim Fliegen?

Die singende Adele war schon ein Highlight in meiner Berufskarriere. Mit Rihanna und ihrem engsten Team waren wir auf Konzerttournee. Unterwegs fragte sie mich, ob ich eine Familie habe und ob ich denn verheiratet wäre! Jetzt musste ich als Pilot eine Entscheidung treffen, welche Antwort ich ihr denn jetzt geben sollte. Um Entscheidungen richtig zu treffen, geht es auch in meinen Vorträgen und Workshops. Diese Entscheidung konnte für mein weiteres Leben jedoch entscheidend sein (lacht). Aber natürlich blieb ich bei der Wahrheit und erzählte ihr sogar, dass meine Freundin, meine jetzige Ehefrau, an diesem Tag ihren Polterabend feierte. Daraufhin meinte Rihanna: „Let’s take a picture and send it to your girlfriend!“ Das habe ich gemacht. Sie ist sympathisch und charismatisch. Mittlerweile bin ich zweimal wieder mit ihr geflogen, und jedes Mal, wenn sie mich sieht, begrüßt sie mich lächelnd mit den Worten „Still married?“

Wird man ideenreicher, wenn man permanent in Richtung des Horizonts und damit auch ein Stück weit darüber hinausschaut?

Man wird auf jeden Fall gegenüber anderen offener, unabhängig von Kultur oder beruflicher Position. Auch Werte wie Toleranz und Humanität sind für mich, nicht nur privat, sondern auch beruflich wichtige Werte, die ich zu vermitteln versuche.

Haben Sie immer gewusst, dass Sie Pilot werden wollen?

Schon als Kind haben mich die vielen Knöpfe und die Technik eines Flugzeuges fasziniert. Mein Opa hat mir dann zur Firmung einen Rundflug geschenkt, und seitdem war es um mich geschehen. Für mich gab es dann keinen anderen Berufswunsch mehr, und ich habe konsequent darauf hingearbeitet.

Wenn Sie mit einem Flugzeug abheben, was denken Sie da?

Auch nach fast dreißig Jahren ist es immer noch ein erhebendes Gefühl, wenn man beim Start die Wolkendecke durchbricht und die Sonne erblickt. Wenn man dann hinunter auf die Erde schaut und diesen wunderbaren Planeten betrachtet, werden alltägliche Sorgen und Banalitäten wieder klein und unbedeutend. Ich liebe es, wenn das Flugzeug genau das macht, was man von ihm will. Faszinierend würde Spock sagen.

Der Vortragende

Georg Bernhofer bietet Vorträge und Workshops an, in denen er aus seinem Pilotendasein erzählt und Erfahrungen an Interessierte weitergibt. Auf Einladung der Tabakfabrik Linz und des Digital Makers Hub wird er am 3. März ab 9 Uhr im Haus Casablanca referieren. Anmeldung via Mail:  veranstaltungen@tfl.linz.at

Infos: georgbernhofer.com

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Autor
Reinhold Gruber
Lokalredakteur Linz
Reinhold Gruber
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3  Kommentare
3  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
DrMayrhofer (1 Kommentare)
am 27.02.2023 15:34

Ein toller Artikel! Gratuliere ! Wir haben uns schon bei einem Ihrer Vorträge in der Tabakfabrik kennengelernt, beim Thema Strategien aus dem Cockpit. Habe mich sehr gefreut, wieder von Ihnen zu lesen und werde mich gerne für einen weiteren Workshop anmelden.

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MonacoFranze (599 Kommentare)
am 27.02.2023 08:05

OÖNachrichten: Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, heißt es in einem Lied von Reinhard Mey. Würde dies ein Pilot auch so sehen?

Pilotieren heißt steuern. Braucht es diesen einen Steuermann, damit ein gesamtes Team, ein gesamter Flug funktioniert?

Kann man sich als Pilot auf alles vorbereiten oder wird man nicht doch dann und wann überrascht?

Im Flug wie im Betrieb kommt es darauf an, seine Kunden zu kennen. Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren speziellen, weil berühmten Kunden gemacht?

Was war das lustigste Erlebnis beim Fliegen?

Wird man ideenreicher, wenn man permanent in Richtung des Horizonts und damit auch ein Stück weit darüber hinausschaut?

Haben Sie immer gewusst, dass Sie Pilot werden wollen?

Haben Schüler der 1a der Dr. Ernst-Koref-Volkkschule die Fragen ausgesucht?

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meisteral (11.616 Kommentare)
am 27.02.2023 10:34

Sie müssen es ja nicht lesen, schon gar nicht kommentieren.
BTW:
Sie hätten wohl lieber existentielle Fragen wie:
Wüvü PS hat so a Fliega?
Wie schnö fliegt des?
Was vadient ma do?
San sie scho amoi abigfoin?
Etc….

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