Linz verzichtet: Stadtbahn und O-Busse sollen neue Straßenbahnachse ersetzen

LINZ. Nach jahrelanger Diskussion präsentierten Stadt und Land gestern die neuen Pläne für den öffentlichen Verkehr in Linz.
Sie war jahrelang das Wunschprojekt der Stadtpolitik: die zweite Straßenbahnachse, die die derzeitige Linie entlang der Landstraße entlasten und neue Gebiete erschließen sollte.
Seit gestern ist fix : Sie wird nicht kommen. Stattdessen werden eine O-Bus-Linie und eine Stadtbahn kommen. Genutzt wird dafür die alte City-S-Bahn-Trasse, über die die OÖN bereits berichtet haben. Land und Stadt bekräftigten, jetzt an einem Strang ziehen zu wollen.
"Die Vorgeschichte ist eine lange, es gibt bereits eine Vielzahl an Prüfungen und Gutachten", sagte Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FP) bei der Präsentation der gemeinsamen Pläne. Gegen die Straßenbahn habe man sich wegen der hohen Kosten für die unterirdischen Haltestellen und der zu erwartenden betrieblichen Probleme entschieden, sagte Steinkellner.

"Es ist die bessere Lösung, weil sie rascher und leichter umgesetzt werden kann", sagte auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SP). Die Stadt Linz wird sich zu 20 Prozent an den Infrastrukturkosten der Stadtbahn beteiligen. Bei der zweiten Straßenbahnachse hatten sich Stadt und Land einst vage darauf verständigt, die Kosten im Verhältnis 55 zu 45 aufzuteilen.
In punkto Finanzierung gab es gestern auch eine klare Botschaft an den Bund: "Wir erwarten uns bei der Stadtbahn Unterstützung." Bis Ende März sollen "die Ergebnisse der Detailplanung für diese Kombination vorliegen", sagte Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner (VP).
Teilweise selbe Strecke
Auf der Stadtbahnachse sollen künftig die S6 Mühlkreisbahn und die (noch zu bauende) S7 Gallneukirchen/Pregartner Stadtbahn unterwegs sein. Beim Gasthaus Lindbauer wird ein Umstiegsknoten geschaffen, so der Plan. Die O-Bus-Linie soll beim Mühlkreisbahnhof oder beim Karlhof starten und dann wie die Stadtbahn über die neue Donaubrücke geführt werden. Weiter geht es über die Hafenstraße und die alte City-S-Bahn-Trasse bis zur Derfflingerstraße.
> OÖN-TV: Zweite Bim-Achse ist Geschichte
Dort trennen sich dann die Wege: Während die O-Busse oberirdisch durch das Krankenhausviertel, über die Liebigstraße bis zur Franckstraße, weiter zur Grünen Mitte und zum Hauptbahnhof geführt werden, taucht die Stadtbahn ab. Entlang der unterirdischen Streckenführung sind Haltestellen beim Kepler-Klinikum und dem Europaplatz geplant. Vor dem Bahnhof taucht die Stadtbahn wieder auf und fährt auf den Bahnsteig ein.
Dadurch könnten zwei Anforderungen gleichzeitig befriedigt werden, so der Tenor aus Landes- und Stadtpolitik: Die Stadtbahn bedient jene, die schnell von A nach B (beispielsweise vom Hauptbahnhof zur Uni) wollen, der O-Bus die innerstädtischen, kürzeren Wege.
"Deshalb war es wichtig, dass wir nicht nur das S-Bahn-System, sondern auch die O-Busse als Ersatz für die zweite Schienenachse an den Start bringen", sagte Vizebürgermeister Markus Hein (FP). "Wir sehen dieses Projekt als Weiter- und Umentwicklung", sagte Luger. Läuft alles nach Plan, sollen in zweieinhalb Jahren die ersten O-Busse die Strecke befahren, die Stadtbahn könnte 2026/27 auf Schiene sein.

Zuerst Bus, dann Stadtbahn
Da die Buslösung schneller umgesetzt werden kann als die Stadtbahn, werden die Busse auf der Brücke (Fertigstellung Herbst 2021) zunächst den Platz nutzen, der für die Stadtbahn reserviert ist. Sobald diese fährt, sollen die Busse auf die "Bau- und Sanierungsspur" ausweichen. Auch auf der alten City-S-Bahn-Trasse ist der Platz begrenzt. "Es gibt schon Prüfungen, dass es möglich ist, dort beides zu führen", sagte Hein. Umbauarbeiten stehen im Bereich der Johannes Kepler Universität an, wo ein weiterer Verkehrsknotenpunkt entstehen soll: Dort ist auch eine Verlängerung der Straßenbahnlinie geplant.
Zuvor müssen im Gemeinderat und im Landtag die Weichen für das neue Projekt gestellt werden. Die Grünen aus Land und Stadt signalisierten Zustimmung. Es sei aber Zeit, vom Reden ins Handeln zu kommen. "Insbesondere Pendler haben die endlosen Ankündigungen satt. Hoffentlich schafft es dieses Konzept von der Theorie in die Realität." (jp)
> Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von OÖN-Redakteur Reinhold Gruber
Chronologie
- Jänner 2011: Der Gemeinderat fällt den Grundsatzbeschluss, östlich der bestehenden Linie eine zweite Schienenachse – großteils unterirdisch – zu errichten. Die geschätzten Kosten: mehr als 400 Millionen Euro.
- Dezember 2014: Bürgermeister Klaus Luger (SP), Straßenbau-Landesrat Franz Hiesl (VP) und Verkehrslandesrat Reinhold Entholzer (SP) einigen sich auf eine unterirdische Trasse. 2020 sollen die ersten Fahrgäste einsteigen.
- September 2015: 68 Prozent der Linzer bejahen bei der Volksbefragung den Abriss der Eisenbahnbrücke, um stattdessen eine neue zu bauen. Auf der neuen Donaubrücke soll die zweite Schienenachse die Donau queren, so das Argument der Stadt.
- Oktober 2016: Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner (FP) schlägt vor, die neue Donaubrücke so zu bauen, dass sowohl die zweite Schienenachse als auch die Mühlkreisbahn bis zum Hauptbahnhof fahren können.
- 2017 - 2019: Die Stadt stoppt die Planungen für die Achse, weil sowohl die Finanzierung für das 410-Millionen-Euro-Projekt als auch die Frage der Einbindung der Mühlkreisbahn in den Hauptbahnhof unklar seien. Die Stadt kündigt als „Zwischenlösung“ mehr Busse an. Steinkellner schlägt statt der Bim den Einsatz von Leichtzügen vor.
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