"Ist Luisa da?" – Wenn eine Frau das fragt, ist rasche Hilfe gefordert
LINZ. Das Codewort für sexuelle Belästigung soll bekannter werden: bei Gästen und Personal. In Linz gibt es daher nun kostenlose Schulungstermine für Mitarbeiter von Lokalen und Veranstaltungsorten.
Samstagnacht in einem Lokal. Eva (Name von der Red. geändert) steht an der Bar und hat Schwierigkeiten, einen angesäuselten Mittvierziger abzuwehren. "Sei nicht so schüchtern, Schatzi. Wir zwei trinken jetzt ein Glaserl", sagt er und will den Arm um sie legen. Eva will das nicht, doch ein Nein kann der Herr nicht akzeptieren und wird immer aufdringlicher. Die junge Frau empfindet das als bedrohlich. Als ein Barkeeper vorbeigeht, ergreift sie die Chance und fragt: "Ist Luisa da?" Der Mitarbeiter versteht und reagiert rasch – er befreit Eva aus der ihr sehr unangenehmen Situation.
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Die Frage "Ist Luisa da?" ist ein Codewort für Frauen, die sich unwohl fühlen und schnelle Hilfe brauchen. "Ziel ist, dass sich von sexueller Belästigung Betroffene nicht lange erklären müssen, sondern ihnen unmittelbar und diskret Hilfe angeboten wird", sagt die Linzer Frauenstadträtin Eva Schobesberger (Grüne). Die Mitarbeiter gehen dann mit den verunsicherten Frauen an einen ruhigeren Ort. Dort wird gemeinsam entschieden, welche weiteren Schritte gesetzt werden.
Mehr "Luisa"-Lokale in Linz
Das Projekt soll in Linz weiter ausgerollt werden. Nach den Mitarbeitern mit Kundenkontakt in den Rat- und Volkshäusern der Stadt werden nun Mitarbeiter von Lokalen und Veranstaltungsorten geschult. In drei kostenlosen Terminen bis Mitte November lernen sie, richtig mit der Frage nach "Luisa" umzugehen. Zehn Betriebe mit 20 Personen sind bereits angemeldet, darunter das Café Gerberei, das Theater Phönix oder die Veranstaltungslocation last-space. Nach dem Ende der Schulung bekommen die Gaststätten auch eine Zertifizierung, werden als "Luisa"-Lokal gekennzeichnet. So wissen Betroffene, wo es Hilfe gibt.
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Doch auch wenn Lokale diese Zertifizierungen nicht haben: In vielen Discos und Bars des Landes kennt man "Luisa" bereits. So etwa im Empire in St. Martin im Mühlkreis (Bezirk Rohrbach). "Das Thema Belästigung – und wie die Mitarbeiter damit umgehen sollen – wird immer wieder in internen Meetings besprochen", sagt Betreiber Stefan Falkner.
Eine Schulung für die Mitarbeiter hat es vor etwa eineinhalb Jahren auch im k. u. k. Hofbeisl in Bad Ischl gegeben. "Unser Servicepersonal schaut darauf", sagt Betreiber Max Hofbauer.
Auch die Mitarbeiter der Disco Herzog in Braunau sind geschult. Hier gibt es aber einen weiteren Zugang: "Wir versuchen mit Einlasskontrollen solche Übergriffe bereits im Vorhinein zu verhindern", sagt Geschäftsführer Anton Pumberger.
Im Hexenkessel in Steyr habe noch niemand nach "Luisa" gefragt. Betreiber Horst Rohrauer denkt daher daran, die Gäste zu informieren: "Nicht nur die Mitarbeiter sollten das Projekt kennen, sondern auch die Gäste."
"Ist Luisa da?" Waren Sie bereits in einer Situation, in der Sie dieses (oder eine anderes) Codewort benutzen mussten? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Wir würden uns über Ihre Kontaktaufnahme freuen! Melden Sie sich bei uns unter forum@nachrichten.at. Ihre Nachricht wird selbstverständlich vertraulich behandelt.
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