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Am Ende eines Lebens

Von Astrid Aichinger, 04. April 2019, 04:45 Uhr
Am Ende eines Lebens
Bestseller-Autor Günther Loewit. Bild: Kaufmann

RIED. "Neunzig Prozent der Menschen in Österreich würden gerne zuhause sterben, nur 15-20 Prozent gelingt das auch" berichtet Günther Loewit.

Loewit ist Allgemeinmediziner in Marchegg/Niederösterreich und u. a. Autor des Bestsellers "Wieviel Medizin überlebt der Mensch" bei seinem Vortrag im Riedberg.

Vielen Menschen scheint das Thema Tod am Herzen zu liegen, denn der Pfarrsaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt, viele Besucher sind Mitarbeiter von Pflege-, Palliativ- und Hospizorganisationen. Das Mobile Hospiz des Roten Kreuzes veranstaltete den Abend.

Unsere moderne Gesellschaft blendet das Thema Sterben fast komplett aus, denn das Sterben findet in unserer Gesellschaft nicht mehr statt, stellt Loewitt fest. "Fast gewinnt man den Eindruck, dass es heutzutage gar nicht mehr wirklich notwendig ist, zu sterben – wenn wir uns nur genug untersuchen und behandeln lassen." Dabei sei uns der Tod quasi in die Wiege gelegt. In fast philosophischen Fragen schließt der Arzt gedanklich den Kreis zwischen Geburt und Tod und stellt die These auf, dass mit der Zeugung nicht nur Leben sondern auch der Tod bereits weitergegeben wird, wir uns aber mit allen Mitteln dagegen wehren. "Wir bekämpfen den Tod bis zum letzten Augenblick mit allen Mitteln, wir sollten aber Sterbende am Ende ihres Lebens begleiten" nimmt er seine Kollegen in die Pflicht.

Segen Palliativmedizin

Die Palliativmedizin sieht der 61- jährige Landarzt, der sich mit dem Thema deshalb so intensiv beschäftigt weil "bestimmt ein Drittel bis die Hälfte meiner Patienten bereits am Friedhof liegt", ambivalent. Einerseits sei es eine wunderbare Sache, insbesondere im Bereich der Schmerzbehandlung, andererseits hätten Palliativpatienten oftmals das Gefühl, von der heilenden Medizin abgeschrieben worden zu sein. In Wahrheit sei jedoch jede Medizin im Grunde eine palliative Medizin – denn auch eine Grippebehandlung oder eine Operation verlängere das Leben lediglich. "So viel ist klar, 100 Prozent von uns werden sterben". Es sei eben die Frage wie wir gehen und wie wir damit umgehen.

So dürfen wir als – zwar nicht gesunde, lediglich schlecht untersuchte – Menschen nicht dieselben Maßstäbe an Sterbende anlegen: "Alte Menschen sterben nicht, weil sie zu essen und zu trinken aufhören. Sie hören zu essen und zu trinken auf, weil sie sterben" erklärt Loewit einen Teil des Prozesses. Heutzutage sei es dann üblich den Patienten mit Magensonde und Infusionen zu versorgen, wobei er eher das Gefühl hat, dies geschähe mehr für uns als für die Sterbenden: "Damit wir das Gefühl haben, wir haben was getan." Aus seiner Erfahrung heraus seien es vor allem Angehörige mit einer größeren emotionalen Distanz, die besonders auf solche Maßnahmen pochen. "Die Verwandten können oft nicht loslassen", ortet Loewit einen Gesprächsbedarf zwischen Angehhörigen, Pflegekräften und Ärzten. Überhaupt empfiehlt er offene Gespräche über das Thema Sterben und sich selbst die Frage zu stellen: Habe ich mein Leben so gelebt, dass ich gehen könnte?

Um den Menschen ein würdevolles und friedliches Sterben zu Hause zu ermöglichen, sieht Loewit Handlungsbedarf bei der Ausbildung von Ärzten: "Hausärzte gehörten so ausgebildet, dass sie ihre Patienten beim Sterben begleiten können – das Ideal wäre ein lebensbegleitender Arzt" und nicht mehr um jeden Preis jede Behandlung im hohen Alter durchzuführen. Und wie geht der Agnostiker Loewit mit dem eigenen Sterben um? Mit Humor: "Ich kriege jeden Tag einen Stapel an Post, den ich öffnen und bearbeiten muss. Wenn ich tot bin, kommt der Stapel immer noch jeden Tag, aber ich brauche mich nicht mehr darum zu kümmern."

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2  Kommentare
2  Kommentare
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Gugelbua (31.975 Kommentare)
am 04.04.2019 18:14

sterben ist uncool grinsen
In Venedig hat man einst zur Hochblüte Alte und Kranke auf eine eigene Insel geschafft sie störten die illustre Gesellschaft grinsen

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caber (1.956 Kommentare)
am 04.04.2019 05:56

Bis hinunter zum letzten Satz hätte ich das Gesagte durchaus unterschrieben; der letzte Satz irritiert mich allerdings...

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