Landwirtschaftsschule als Zufluchtstätte für 100 Asylwerber

BURGKIRCHEN. Gemeinde wurde nicht vorinformiert – FP-Abgeordneter spricht von „Vergewaltigung“.
Rund 100 Asylwerber sollen im Laufe dieser Woche im Internat der Landwirtschaftlichen Fach- und Berufsschule Burgkirchen untergebracht werden. Wie exklusiv in den OÖN berichtet, wurde das Rote Kreuz vom Bundesministerium für Inneres mit der kurzfristigen Betreuung der Flüchtlinge beauftragt.
Die ersten 35 Asylwerber kamen gestern Nachmittag in Burgkirchen an, weitere folgen im Laufe der Woche. Laut Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, ist die Unterbringung auf rund drei Wochen bis Ende August beschränkt. Mit der kurzfristigen Aufnahme in Burgkirchen solle die Obdachlosigkeit im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen – derzeit haben dort rund 2000 Flüchtlinge kein Dach über dem Kopf – verringert werden. "Außerdem gewinnen die Länder so zusätzlich Zeit, um langfristige Quartiere zu organisieren", so Grundböck.
Ortschef: "Wurde nicht gefragt"
Obwohl die Unterbringung auf drei Wochen begrenzt ist, zeigt sich Burgkirchens Bürgermeister Albert Troppmair (VP) verärgert: "Ich bin nicht gefragt worden, es handelt sich ja um eine Landesschule. Als Gemeinde haben wir keinen Einfluss."
Alles sei sehr schnell gegangen. Daraus, dass sich seine Freude in engen Grenzen hält, macht der Ortschef kein Geheimnis. "Die Gemeindebürger sind skeptisch, auch ich habe nicht wirklich eine große Freude damit. Wenn mich die Burgkirchner fragen, dann werde ich sie selbstverständlich informieren."
Angebote für die Flüchtlinge zu organisieren, habe die Gemeinde nicht geplant. Grund: "Die Asylwerber sollen jeweils nur wenige Tage da sein und laufend wechseln, sobald eine fixe Unterkunft gefunden ist", so Troppmair.
Schießl ortet "Vergewaltigung"
Massive Ablehnung kommt vom Burgkirchner FP-Landtagsabgeordneten David Schießl, der in einer schriftlichen Stellungnahme gar von einer "inakzeptablen Vergewaltigung der Burgkirchner Bevölkerung" spricht. Als Mitglied der Flüchtlings-Steuerungsgruppe der Bezirkshauptmannschaft Braunau könne er diesen Schritt nicht nachvollziehen. Niemand könne garantieren, dass die Schule zu Schulbeginn wieder geräumt sein werde. "Außerdem kann niemand sagen, in welchem Zustand sich die Räumlichkeiten befinden werden", so Schießl, der dieses Vorgehen gegenüber den zukünftigen Schülern der Schule als "unverantwortlich" bezeichnet. Schon zuvor äußerte Schießl auf Facebook seinen Unmut: Das Fass sei am Überlaufen, und die Bevölkerung habe kein Verständnis mehr. "Von den Kosten will ich gar nicht erst reden", so Schießl auf Facebook.
Grünen-Sprecher: "Immer mehr Menschen öffnen ihr Herz"
Ganz andere Töne kommen von Grünen-Bezirkssprecher David Stögmüller. "Bei der Einstellung gegenüber Schutzsuchenden ist eine Trendwende spürbar. Immer mehr Menschen öffnen ihr Herz für die Situation von Flüchtlingen und lassen sich viel mehr von Mut als von Hetze und Angstmache leiten", sagt Stögmüller.
Auch der Bezirk Braunau trage viel dazu bei, dass Menschen, die vor Krieg flüchten müssen, menschenwürdig untergebracht werden. Braunaus Bezirkshauptmann Georg Wojak bezeichnet die kurzfristige Unterbringung als "angewandte Menschlichkeit".
Zitiert
"Die Burgkirchner Landwirtschaftsschule ist ein Aushängeschild, wenn es um angewandte Menschlichkeit geht.“ - Georg Wojak, Bezirkshauptmann
„Immer mehr Menschen öffnen ihr Herz für die Situation von Flüchtlingen. Ein großer Dank an die Fachschule Burgkirchen.“ - David Stögmüller, Grüne Braunau
„Niemand kann garantieren, dass die Schule zu Schulbeginn wieder geräumt ist. Die Akzeptanz der Bevölkerung ist überstrapaziert.“ - David Schießl, FP
„Eine Freude habe ich auch nicht damit, aber die Stellungnahme von David Schießl auf Facebook ist Hetze und keine Lösung.“ - Albert Troppmair, Bgm. Burgkirchen
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