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"Ich habe Geister gesehen": Polnische Pflegerin wurde zur Brandstifterin

Von Erik Famler, 08. Februar 2019, 00:04 Uhr
"Ich habe Geister gesehen": Polnische Pflegerin wurde zur Brandstifterin
Bei der Verhandlung in Wels stand die Frau unter Bewachung. Bild: www.laumat.at

WELS/FRANKENBURG. Der Prozess am Landesgericht Wels gegen 55-jährige Altenpflegerin, die im Haus ihrer Auftraggeberin Feuer gelegt hatte, endete mit einer Einweisung in eine Anstalt.

Klein und gebrechlich wirkte die Frau mittleren Alters, die gestern am Welser Landesgericht im Mittelpunkt eines Geschworenenprozesses stand.

Die 55-jährige Altenpflegerin hatte im Juli 2018 im Haus ihrer Auftraggeberin in Frankenburg Feuer gelegt, beide Eingangstüren versperrt und sich anschließend aus dem Staub gemacht. Kater "Pauli" verdanken die Hausbewohner, dass sie unversehrt blieben. Das Tier weckte seine Besitzerin, eine alte, bettlägrige Dame, die noch rechtzeitig ihre im selben Haus wohnende Tochter und deren Sohn alarmieren konnte.

Die Täterin war zum Zeitpunkt der Brandlegung unzurechnungsfähig. Daher saß die Polin auf der Anklagebank auch nicht als Beschuldigte, sondern als Betroffene, wie Staatsanwalt Günther Diplinger ausführte: "Hier geht es nicht um Schuld oder Strafe, sondern um den Schutz der Allgemeinheit und der Betroffenen."

Täterin stand nackt im Wald

Die Täterin, die acht Jahre lang die Pensionistin vorbildlich gepflegt hatte, leidet seit dem Tod ihrer Mutter an paranoider Schizophrenie. "Ich habe Geister gesehen", schilderte die Polin ihren Gemütszustand am Tag der Brandstiftung. Die Tat selbst wäre an Heimtücke nicht zu überbieten gewesen, wenn man nicht wüsste, dass die Polin psychisch schwer krank ist. Die Frau legte an drei Stellen Feuer: in ihrem Zimmer, im Bad und am Bettfuß ihrer Patientin. Anschließend versperrte sie die Eingangstüren und floh in einen Wald, wo sie am nächsten Morgen von Rotkreuzhelfern splitternackt aufgefunden wurde. Dank der Hauskatze endete die Tat ohne Verletzte. Der Brand hinterließ jedoch 60.000 Euro Sachschaden.

"Ich habe Geister gesehen": Polnische Pflegerin wurde zur Brandstifterin
In diesem Haus legte die Pflegerin Feuer. Bild: Matthias Lauber

In diesem Haus legte die Pflegerin Feuer. 

Die renommierte Gerichtsgutachterin Heidi Kastner schilderte dem Gericht unter Vorsitz von Philipp Seif ein umfassendes Psychogramm der 55-Jährigen. Nach dem Tod ihrer Mutter habe die Frau zu beten begonnen. "Sie hat ihre Entscheidungen an den Heiligen Geist delegiert. Er war ihr ständiger Begleiter." Für Kastner stand gestern zweifelsfrei fest: "Für ihre Erkrankung kann sie nichts. Zum Tatzeitpunkt war sie nicht in der Lage, zwischen richtig und falsch zu entscheiden." Die 55-Jährige müsse in ein geordnetes und betreutes "Setting" kommen.

Ihr verändertes Verhalten wurde in Frankenburg lange nicht wahrgenommen: "Zum Schluss ist sie ruhiger geworden und hat angefangen, in ihrem Zimmer zu beten", erinnerte sich die Tochter der alten Dame. Am Tag vor der Brandstiftung veranstaltete die Familie noch eine Grillerei. Da hatte die Polin schon ihren Abschied bekannt gegeben: "Sie gehörte zu unserer Familie und war überall dabei. Als Jawina kündigte, hat Mutter geweint."

"Stimmen des Heiligen Geistes"

Die Stimmen des Heiligen Geistes empfängt die Pflegerin seit der Tat nur noch auf Polnisch: "Sie hat mit der Familie immer deutsch gesprochen. Seit der Tat hat sie es verlernt."

Was schon zu Prozessbeginn feststand, wurde am Ende rechtskräftig: Die 55-Jährige wird in eine Anstalt eingewiesen. "In ihrer Heimat wäre sie besser aufgehoben, weil dort ihr Umfeld ist", sagte Kastner. Die Unterbringung der Frau in einer psychiatrischen Einrichtung in Polen sei allerdings rechtlich schwierig, bedauerte die Gutachterin.

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Autor
Erik Famler
Lokalredakteur Wels
Erik Famler

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