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"Sein letzter Anruf kam am Samstag, danach ging alles so furchtbar schnell"

Von Edmund Brandner, 09. Oktober 2017, 00:05 Uhr
Ingrid Schönwald trauert um ihren Ehemann Helmut. Bild: ebra

ATTNANG-PUCHHEIM. Ingrid Schönwald hat Mitleid mit dem Pfleger, der ihrem Mann die falsche Infusion gab.

Ingrid Schönwald ist nicht zornig. Sie ist nicht einmal empört. Die 58-Jährige ist nur traurig – und erschöpft von den Ereignissen der vergangenen Tage. Und sie hat Mitleid mit den Mitarbeitern des Kirchdorfer Krankenhauses. Mit jenen Menschen, die für den Tod ihres Ehemannes verantwortlich sind.

Infusionsflaschen waren in das falsche Fach geschlichtet worden. Ein Pfleger bemerkte nicht, dass er ihrem 61-jährigen Mann Helmut Schönwald 250 Milliliter eines Dialyse-Medikaments verabreichte und damit einen tödlichen Fehler beging. Der pensionierte Eisenbahner starb vergangenen Dienstag, drei Tage nachdem ihn die Ärzte in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt hatten.

"Froh, dass er am Ende nicht litt"

"Ich bin dem Pfleger nicht böse", sagt die Witwe. "Er tut mir leid, weil er damit jetzt ja leben muss." Dass sie selbst auch damit leben muss, sagt sie nicht dazu. 37 Jahre waren sie und ihr Mann verheiratet. Ihr 31-jähriger Sohn ist längst ausgezogen aus der kleinen Wohnung gegenüber dem Bahnhof Attnang-Puchheim.

Oswald Schuberth, Primar des Kirchdorfer Krankenhauses, rief vergangene Woche bei Ingrid Schönwald an, um sich bei ihr zu entschuldigen. Sie machte ihm die Situation nicht schwerer, als sie es ohnehin schon war. "Der kann ja selbst nichts dafür", sagt sie. "Wenn man die Maschinen sieht, an denen mein Mann zuletzt hing, ahnt man erst, welche Verantwortung die Mitarbeiter in Krankenhäusern haben."

Ingrid Schönwald ist nur froh darüber, dass ihr Mann im Tiefschlaf lag, während er mit dem Tod rang. So litt er nicht. Sein letzter Anruf kam am Samstag vergangener Woche. Da erzählte er von der Infusion und klagte über Schmerzen. "Es brennt am ganzen Körper und im Mund", sagte er. Montag wurde er ins AKH Wien überstellt. Tags darauf wurde seine Frau telefonisch über seinen nahen Tod informiert. Sie sprang ohne Fahrkarte in den nächsten Zug. Aber als sie in Wien ankam, war er bereits verstorben.

Die 58-Jährige, die seit Jahren einen Arbeitsplatz sucht, nahm sich einen Rechtsanwalt, um den Spitalsbetreiber Gespag zur Rechenschaft zu ziehen. "Es geht mir nicht um Geld, denn das bringt mir Helmut auch nicht zurück", sagt sie. "Ich will nur mein Recht."

Helmut Schönwald wird seine letzte Ruhestätte – so hat er es sich immer gewünscht – in einer Urne finden. Das Gefäß bleibt in der Wohnung bei seiner Frau. So wünscht sie es sich.

 

Zweiter Todesfall: Krankenakte soll Aufklärung bringen

 

Im Fall der tödlichen Infusionsverwechslung am Landeskrankenhaus in Kirchdorf ermittelt die Staatsanwaltschaft Steyr weiterhin wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen einen Krankenpfleger und weitere Mitarbeiter des Spitals. Die Leiche des 61-Jährigen aus Attnang-Puchheim, der am 30. September mit Verdacht auf Herzinfarkt eingeliefert und am 2. Oktober an Multiorganversagen gestorben war, werde derzeit von der Gerichtsmedizin in Wien obduziert, sagt der Steyrer Staatsanwalt Andreas Pechatschek (Bericht oben). Mit einem endgültigen Ergebnis sei erst in einigen Wochen zu rechnen, weil die Gerichtsmedizin auch umfangreiche toxikologische Untersuchungen durchführen müsse.

Vorerst keine Exhumierung

Das zweite mutmaßliche Todesopfer, eine 81-Jährige, die am 22. September nach einer schweren Krankheit gestorben und bereits bestattet worden ist, solle vorerst nicht exhumiert werden, sagt Pechatschek. „Wir hoffen, dass die Gerichtsmedizin die Todesursache anhand der Krankenakten eruieren kann, um den Angehörigen eine Exhumierung ersparen zu können“, betont der Sprecher der Steyrer Anklagebehörde. (staro)

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