Pfarrer Rubatscher: „Man muss wart’n können und Schutzengel hab’n“

100 Jahre ist der gebürtige Südtiroler am 3. Februar geworden, der älteste Pfarrer im Land. Am Mittwoch schwebten die Schutzengel über seinem Haupt, ist er überzeugt: da überstand er einen schweren Verkehrsunfall ohne gravierende Verletzungen. Die OÖNachrichten haben mit „Pater Paolo“ im AKH Linz gesprochen.

OÖN: Können Sie sich an den Unfall erinnern?

Rubatscher: Ganz deutlich. Meine Vermieterin wollt’ mich zum Ohrenarzt nach Freistadt fahren. Weil die Bruck’n in Pregarten g’sperrt is’, hab’n wir d’ Abkürzung über die Starhemberg’sche Forststraß’n g’nommen. 500 Meter vor der Ruine Reichenstein sind wir seitlich übers Schotterbankett ‘kommen, das Auto ist über eine Böschung hinunter’teufelt und mit’n Dachl gegen einen Baum ‘kracht.

OÖN: Denkt man da: Jetzt ist es aus?

Rubatscher: Das hab’ ich überhaupt net ‘dacht. Ich bin nur froh g’wes’n, dass das Auto hängen’blieben is’, sonst wär’s noch weiter owigangen. Meine Vermieterin hat gleich das Seitenfenster ein’geschlag’n, is’ außi und hat zu Fuß Hilfe g’holt, weil ‘s Handy hat dort net funktioniert. Ich bin im Gurt g’hängt, hab’ am Beifahrersitz hin und herg’haut, damit ich freikomm’. Dabei hab’ ich ein Trumm nach dem ander’n im Auto ab’brochen. Dann hat mich die Feuerwehr Selker befreit. Ich hab’ mich nur ob’n am Kopf g’schnitt’n, und der oberste Knorpel an der Wirbelsäul’n is’ lädiert. Weh ‘tan hat’s schon. Aber heut’ spür’ ich nur noch d’Schulter.

OÖN: Kommt das auch vom Unfall?

Rubatscher: Ja, aber von einem ander’n, der mir im November passiert is’. Da bin ich daheim geg’n eine Mauer g’stürzt, war desweg’n bis Weihnachten im AKH und dann regelmäßig in der Remobilisationsstation. Die Schulter is’ noch net ganz gut, jetzt meldet sie sich wieder.

OÖN: Wie lang müssen Sie im Krankenhaus bleiben?

Rubatscher: Noch ein paar Tag’. Hoffentlich wird mir net fad. Sobald ich heraus bin, werd’ ich nach Indien reisen.

OÖN: Da waren Sie schon öfter?

Rubatscher: Ja, ich hab’ in meinem Leben viele Missionsreisen gemacht, vor allem nach Indien und Südamerika. Überall hab’ ich beim Bau von Schulen, Wasserleitungen und Spitälern g’holfen. Ursprünglich hab’ ich Schneider g’lernt, dann Theologie studiert, bin Oblate der Benediktiner ’worden. Ich befolg’ die Ordensregeln, g’hör’ aber keiner bestimmten Gemeinschaft an.

OÖN: Seit wann leben Sie in Reichenstein?

Rubatscher: Seit 30 Jahr’. Nach meiner Zeit als Seelsorger in Langegg im Waldviertel bin ich her’zog’n, in den Ruhestand. Ich spring’ nach wie vor gerne ein, wenn mich der Pfarrer braucht, les’ noch die Messe. Wer mich hab’n will, muss mich aber abhol’n, weil den Führerschein hab’ ich vor 30 Jahr’ ab’geb’n.

OÖN: Ihr Markenzeichen ist Ihr Rauschebart?

Rubatscher: Ja, weil nach der Mode hab’ ich mich nie g’richt’.

OÖN: Und wie wird man 100?

Rubatscher: Man muss wart’n können, einfach leb’n – und Schutzengel hab’n.

 

Herzensgut und theologisch hoch gebildet

„In meiner Zeit als Pfarrer von Gutau hat mich Pater Paolo immer unterstützt, wenn Not am Mann war. Er ist ein herzensguter, theologisch hoch gebildeter Mensch und mit seinem Bart und weißen Overall überall bekannt.“

Wolfgang Grubinger, seit 2010 Seelsorger im AKH Linz, wirkte zuvor als Pfarrer in Gutau und ist dem verunglückten Paulus Rubatscher nach wie vor tief verbunden