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Nicole Sevik: Eine Stimme für Sinti und Roma in Oberösterreich

Von Von Alfons Krieglsteiner, 23. August 2010, 00:04 Uhr
Nicole Sevik
Nicole Sevik Bild: privat

LINZ. Als Generalsekretärin des Vereins „Ketani“ (=Miteinander) nimmt sich Nicole Sevik (31) einer Volksgruppe an, die von jeher mit Vorurteilen zu kämpfen hatte – der Sinti und Roma. Die OÖNachrichten haben mit ihr gesprochen.

OÖN: Wie berichtet, gibt es nur in Braunau und Linz einen fixen Rastplatz für durchreisende Sinti und Roma, in Vöcklabruck und Wels ist der Widerstand bisher zu groß. Kann der Verein „Ketani“ helfen?

Sevik: Wir helfen, indem wir Bewusstseinsbildung betreiben. Wir gehen in die Schulen, machen Abende mit Musik und Lesungen, halten Referate im Gemeinderat. Wir beraten Städte und Gemeinden, die einen Durchreiseplatz einrichten wollen, klären sie über die Bedürfnisse der Sinti und Roma auf. Nur wenn es keine Anrainer gibt, ist so ein Projekt leicht durchsetzbar – leider!

OÖN: Woher kommen die offensichtlichen Vorbehalte?

Sevik: Dahinter steht eine „ewige Sippenhaftung“, die aus gewissen Erfahrungen in der Vergangenheit resultiert. Sinti und Roma fuhren früher als Hausierer durch die Orte, man sagte ihnen nach, sie würden stehlen, seien schmutzig, würden abends ums Lagerfeuer hüpfen und nichts arbeiten.

OÖN: Eine Sippenhaftung, die im 3. Reich schlimme Folgen hatte – auch für Ihre Familie?

Sevik: Von den 301 Mitgliedern unserer Familie haben nur drei die Konzentrationslager überlebt. Meine Großmutter war bis 1945 im KZ Ravensbrück interniert. Mit meinem Opa konnte sie auf einem Todesmarsch flüchten, die anderen wurden bei Lübeck auf einem Schiff lebendig verbrannt.

OÖN: Wie war die Situation nach Kriegsende in Österreich?

Sevik: Meine Großeltern ließen sich 1946 in Linz nieder, lebten bis 1965 in Holzwohnwägen beim heutigen Veritas-Gebäude. Sie erhielten weder Gewerbeschein noch Staatsbürgerschaft, mussten sich mit Hausieren über Wasser halten. Meine Mutter Rosa Gitta Martl hat schon früh begonnen, sich für unsere Volksgruppe einzusetzen, erwirkte für viele eine Opferrente. 1998 gründete sie den Verein „Ketani“.

OÖN: Bekamen auch Sie in Ihrer Jugend die Vorbehalte der Österreicher zu spüren?

Sevik: Ich war das einzige Sinti-Kind in der Klasse, habe keine groben Anfeindungen erlebt. Nur einmal hat mich ein Mitschüler boshaft gefragt, wo meine Eltern den Computer her haben. Aber ich wusste mich zu wehren. Ich studierte Jus, lernte in Deutschland die Arbeit in Sinti- und Roma-Vereinen kennen. Heute bin ich Generalsekretärin von „Ketani“.

OÖN: Wie finanziert sich der Verein?

Sevik: Durch Spenden und Beiträge der Mitglieder, außerdem gibt es finanzielle Hilfe von Bundeskanzleramt, Land Oberösterreich und Stadt Linz.

OÖN: Frankreich hat mit der Ausweisung von Sinti und Roma begonnen. Macht Ihnen diese Entwicklung Sorgen?

Sevik: Das tut uns sehr weh! Wir fürchten, dass durch die Wirtschaftskrise in Europa ein Rechtsruck ausgelöst wird.

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