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"Mordermittler ist kein glamouröser Beruf"

Von Sabrina Payrhuber, 30. Juli 2016, 00:04 Uhr
"Mordermittler ist kein glamouröser Beruf"
Vor knapp 30 Jahren begann Christian Peter als Mordermittler, jetzt kam die "Krönung" seiner Polizeiarbeit. Bild: Alexander Schwarzl

LINZ. Christian Peter (55) leitet ab 1. August die Mordgruppe im Landeskriminalamt.

Mord und Totschlag sind sein tägliches Brot und erschüttern Christian Peter schon lange nicht mehr. Der 55-Jährige nimmt am Montag im Chefsessel der Mordgruppe im Landeskriminalamt Platz. Eigentlich ist der Polizist medienscheu, doch den OÖNachrichten gibt er einen sehr persönlichen Einblick in den Arbeitsalltag eines Mordermittlers.

OÖN: Sie sind seit fast 30 Jahren Ermittler im Landeskriminalamt. Ab Montag sind Sie offiziell Leiter der Mordgruppe. Ist das Ihr Traumjob?

Christian Peter: Wenn du gemeinsam mit deinen Kollegen einen Mordfall klärst und dir die Angehörigen mit Tränen in den Augen sagen, dass sie dir von Herzen dankbar sind – dann weißt du, dass du richtig bist. Die Angehörigen sind durch ihren Verlust auch Opfer. Mit der Ermittlungsarbeit und der Klärung eines Falles bewirkt man sehr viel.

Gehen wir zum Anfang: Wenn Sie einen Tatort betreten und die Leiche vor Ihnen liegt. Wie gehen Sie an den Fall heran?

Das beginnt schon auf der Fahrt zum Tatort. Ich überlege, was passiert ist. Aber erst am Tatort sehe ich, was der Täter wirklich alles gemacht hat. Dann spiele ich nochmal alles im Kopf durch. Das ist ein Teil der Ermittlungsarbeit. Ich versuche, mich in den Täter hineinzuversetzen. Das hilft zu erkennen, ob es ein Bekannter des Opfers oder ein Fremder gewesen sein könnte.

Haben Sie nach so vielen Jahren einen eigenen Ermittlungsstil entwickelt?

Nach 30 Jahren entwickelt sich natürlich ein eigener Stil. Dieser ist aber von Fall zu Fall unterschiedlich. Man kann eine Bluttat in der Familie nicht mit einem Migrantenmord in der Linzer Altstadt vergleichen. Jeder Fall birgt eine Geschichte und an dieser orientiere ich mich. Bei der Ermittlung darf man keiner starren Linie folgen.

Wie gehen Sie mit der Brutalität der Taten um?

Erschütterung hat in meinem Job keinen Platz. Sie beeinträchtigt die Objektivität. Ich muss mich abgrenzen.

Einen gewissen Teil nimmt man sicher auch mit nach Hause...

Natürlich bespreche ich gewisse Dinge im Familien- und Freundeskreis. Aber die Hauptstrategie ist, dass wir die Fälle innerhalb der Mordgruppe bewältigen. Wir sind nur sechs Ermittler, da arbeitet man vieles gemeinsam auf. Die Grenze zwischen Kollegen und Freunden verschwimmt mit der Zeit. Meine Kollegen sind lauter klasse Burschen.

Da haben Frauen keinen Platz?

Das hat sich bisher nicht ergeben. Wir haben noch keine zur Auswahl gehabt, die gepasst hätte.

Obwohl ein Job in der Mordgruppe eigentlich begehrt ist...

Wir begleiten etwa 100 Obduktionen im Jahr. Die Leichen kommen in jeder Form, von flüssig bis frisch. Da gibt es nicht viele, die das mögen. Darum hält sich die Bewerberzahl, ob bei Männern oder Frauen, in Grenzen.

Krimis im Fernsehen stehen derzeit hoch im Kurs und vermitteln oft, dass Ihre Arbeit glamourös ist. Wie sehen Sie das?

Diese Illusion muss man den Leuten lassen (lacht). Sonst könnte die Filmindustrie zusperren. Denen muss man das Glamouröse lassen. Alleine die technische Ausstattung der Fernsehkollegen beim "Tatort" ist sensationell. Da kann man neidisch werden. In Wahrheit ist Mordermittler kein glamouröser Beruf.

Sind die Verhörmethoden der Fernsehkommissare realistisch?

Wenn Ermittler im Fernsehen die Verdächtigen anschreien und ihnen drohen, dann sind das Märchen. Glauben Sie, dass ein Verdächtiger, der bedroht wird, irgendwas sagt? In der Realität müssen wir auf du und du mit den Verdächtigen sein.

Gibt es den perfekten Mord?

Voraussetzung dafür wäre ein Mensch im Ganzkörperschutzanzug, der ohne jegliche Technik, motivlos und ohne Bezug zum Opfer ein Tötungsdelikt setzt. Und dann darf es auch keine Zeugen geben (lacht). Das ist alles unwahrscheinlich. Trotzdem wäre es der perfekte Mord.

 

Zur Person

Christian Peter (55) wohnt im Mühlviertel, ist aber gebürtiger Linzer. Er ist verheiratet, hat einen erwachsenen Sohn und ist inzwischen stolzer Opa.
Den Exekutivdienst hat er 1984 bei der Gendarmerie begonnen. Mit nur 26 Jahren wechselte er im Jahr 1987 zur Mordgruppe. Acht Jahre später wurde er der stellvertretende Chef der „Sitte“. Im Jahr 2008 kehrte Christian Peter zu seinen „Wurzeln“ zurück: Er wurde stellvertretender Chef. Ab kommenden Montag, 1. August, ist er nun Chef der Mordgruppe im Landeskriminalamt Oberösterreich. Sein Vorgänger Erich Allmer geht in die wohlverdiente Pension.

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