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Kahle Kronen, tote Äste: Der Esche droht das Aus

Von Alfons Krieglsteiner, 18. Jänner 2018, 00:04 Uhr
Kahle Kronen, tote Äste: Der Esche droht das Aus
OÖN-Redakteur Alfons Krieglsteiner (li.) gestern beim Lokalaugenschein im Winklerwald Bild: Alexander Schwarzl

LINZ. Eschentriebsterben breitet sich im Linzer Stadtgebiet aus – Im Winklerwald beginnen großflächige Rodungen.

Rauch pafft aus dem Schlot des Wohncontainers und wird Zug um Zug vom dichten Schneegestöber verschluckt. Drinnen haben sie es gemütlich, die fünf Forstfacharbeiter des Magistrats Linz. Zwei Wochen lang werden sie im Winklerwald auf dem Froschberg den todgeweihten Eschen zu Leibe rücken. Auf 2,5 Hektar sind Hunderte Bäume vom gefürchteten "Eschentriebsterben" betroffen.

Stadtförster Rudolf Horner kommt herein, hängt den Hut, auf dem sich eine fingerdicke Schneeschicht abgelagert hat, zum Trocknen an einen Wandhaken. "Ein gewaltiges Sauwetter draußen" sagt er. Schön, dass man sich hier drinnen aufwärmen kann, den dampfenden Tee auf dem Tischherd, und aus dem batteriebetriebenen Radioapparat tönt Musik.

Vorsicht, Rutschgefahr!

Heute haben sie nur ein, zwei Stämme mit der Motorsäge zerteilt. Denn der Boden ist durchgeweicht, da ist die Rutschgefahr zu groß, und die abgestorbenen Eschen können "von selber" umkippen. Kommende Woche werden sie dann richtig loslegen.

Das Haupteinsatzgebiet haben sie schon sondiert: den dicht mit Ahorn, Eichen und Vogelkirschen bewachsenen "Urwald" auf dem Steilhang vom Hofmeindlweg hinunter zur Waldeggstraße. Alle Baumarten hier sind kerngesund. Nur die Eschen nicht. Kreuz und quer liegen ihre abgestorbenen Stämme mit den bizarr aufragenden Wurzelstöcken über den Waldboden verstreut. Die Borke ist von Rissen durchsetzt und an vielen Stellen von Moos überwuchert.

Der Steilhang grenzt an das Grundstück von Heinz Roider. Schon vor Wochen war ihm aufgefallen, "dass Astwerk von den Eschen bricht und Stämme umkippen". Die Rodungsarbeit erwartet er mit Unbehagen: "Mein Grund ist aufgeschüttet, hoffentlich kommt da nichts ins Rutschen."

Nicht nur im Winklerwald – überall im Linzer Stadtgebiet greift das Eschensterben um sich. 2012 habe es erste Anzeichen gegeben, sagt Günter Haderer, Leiter der Abteilung "Stadtgrün und Straßenbetreuung". 2015 wurden am Schiltenberg in Ebelsberg erste Einsätze nötig. Derzeit sind neben dem Winklerwald auch Pöstlingberg und Haselgraben stark betroffen.

Auf zum nächsten Einsatz

Beim Wohncontainer haben die Forstarbeiter ihr Arbeitsgerät geparkt: Motorsägen, Traktor, Seilwinde. Auch die Plane ist schon da, mit der die zerteilten Stämme zum Nachtrocknen abgedeckt werden. Verwendet werden sie für die Hackschnitzelheizung der Stadtgärten.

 

Der Schädling: Der Schlauchpilz „Hymenoscyphus fraxineus“ (sein deutscher Name lautet „Falsches weißes Stängelbecherchen“) blockiert die Wasserleitungsbahnen der Esche, der befallene Baum verdurstet und verhungert. Heilmittel gibt es keines.

 

Die Epidemie: Der Pilz wurde mit Holzlieferungen aus Ostasien ins Baltikum gebracht. Dort gab es 1992 erste Befallssymptome. In Österreich ist das Alpenvorland in Ober- und Niederösterreich am stärksten betroffen.

 

Ein Hoffnungsschimmer: Das Bundesforschungszentrum für Wald und die Wiener Boku versuchen, aus einzelnen nicht befallenen Eschen resistente Jungpflanzen zu züchten.

 

Seine Herkunft: Der Schlauchpilz stammt aus Ostasien, wo er die Mandschurische Esche befällt. Sie ist gegen ihn resistent, nicht aber die Europäische Esche.

Die Befallsrate: Nur etwa jede hundertste Esche weist nur sehr geringe oder überhaupt keine Schädigungen auf. Wer solche Bäume findet, soll sie der Bezirksforstbehörde melden.

Im Container herrscht Aufbruchstimmung: "Jetzt müssen wir zum Büchlholzweg auf dem Pöstlingberg, da sind Eschen auf die Straße gefallen", sagt Vorarbeiter Ewald Mühlbacher. Für die Zukunft dieser Baumart sieht er schwarz: Ein paar einzeln stehende Exemplare könnten davonkommen, "ansonsten werden die Eschen aber bei uns ‚gar‘ werden".

 

Kahle Kronen, tote Äste: Der Esche droht das Aus
Bild: ebra

Die Esche im Portrait

Die Esche – botanische Bezeichnung „Fraxinus excelsior“ – ist nach der Rotbuche die häufigste Laubbaumart Österreichs. Im Ertragswald macht sie 3,5 Prozent der Bestände aus. Sie erreicht Wuchshöhen bis 40 Meter. Als Tiefwurzler ist sie wenig windanfällig. Sie vermehrt sich durch geflügelte Nüsschen, die vom Wind 100 Meter weit verfrachtet werden.

Das Holz der Esche ist besonders fest und elastisch. Es wird häufig zur Herstellung von Werkzeugstielen und Sportgeräten verwendet. Gut getrocknet, ist es auch als Kaminholz geeignet. Der Brennwert entspricht dem der Buche.

In der germanischen Mythologie spielt die Esche eine tragende Rolle. Sie war der allumfassende Weltenbaum „Yggdrasil“. Doch schon in der Mythologie hat sie einen Gegenspieler: den Drachen „Nidhöggr“, der an ihren Wurzeln nagt. Auch die Menschen stammen der Sage nach von der Esche (Ask) ab: Aus ihr formten die Götter den ersten Mann.

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1  Kommentar
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charon (422 Kommentare)
am 18.01.2018 08:29

Und im sogenannten Biopark Dallingerstrasse dasselbe?
Da sind aber auch alte Schwarzerlen zu fällen markiert!

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