Hanne Lassl: Mit Leidenschaft gegen ein großes Tabu
Mit ihrem Regiedebüt „Rosi, Kurt und Koni“, das ab heute in ausgewählten Kinos in Oberösterreich läuft, schließt Hanne Lassl eine Lücke im Filmland Österreich.
Ihr Dokumentarfilm greift Analphabetismus auf und bringt dieses Thema, das mit großer Scham behaftet ist, endlich ins Kino. Bei ihrer Premieren-Tour nutzt die Regisseurin, Jahrgang 1966, ursprünglich aus Weißenkirchen im Attergau, jede Chance, das Thema zu enttabuisieren. Für die Wahlwienerin ist „Rosi, Kurt und Koni“ – benannt nach ihren drei Protagonisten – eine Herzensangelegenheit.
Dazu inspiriert wurde sie bereits vor mehreren Jahren, als sie ihre Schwester in Frankreich besucht hat. „Sie ist Lehrerin für Alphabetisierung. Sie hat mir damals, außer sich vor Freude, erzählt: ,Stell’ dir vor, eine 65-jährige Frau hat lesen gelernt.‘“ Dieses Erlebnis ließ sie nicht mehr los. Sie wollte aber nicht von den vielen betroffenen Migranten erzählen, die sie in der Schule ihrer Schwester gesehen hat. „Sonst hätte ich wieder nur Vorurteile erfüllt. Ich wollte von Österreichern erzählen.“ Dafür wechselte sie aus dem Hintergrund, als versierte Produktionsleiterin, in den Regiestuhl. „Ich musste das tun, weil ich das Gefühl hatte, dass es sonst keiner tut.“
Ein typischer Satz für die leidenschaftliche Lassl, die offen ihren Weg durch die Welt geht. Gleich nach der HBLA für wirtschaftliche Frauenberufe ging sie mit 19 Jahren als Kindermädchen nach New York. Dann nach Berlin und von dort nach Wien zum Theaterwissenschaftsstudium. Als sie vom Schritt von der Weltstadt zum Massenstudium erzählt, schmunzelt sie. „Warum ich mir das eingebildet habe, weiß ich auch nicht mehr.“
Es war aber zukunftweisend. Langsam wuchs sie in das Filmgeschäft herein. Ihr heutiger Produzent Kurt Mayer gab ihr ihren ersten Job. Bis heute genießt es Lassl, Freiberuflerin zu sein. Einmal pro Jahr nimmt sie sich eine Auszeit. „Dann buche ich den billigsten Flug und reise alleine durch die Welt.
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