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VW: Warum die Rückrufaktion keine Affäre wird

Von Carsten Hebestreit und Dietmar Mascher, 06. Februar 2016, 00:04 Uhr
Alain Favey
Alain Favey Bild: Werk

SALZBURG. Die Porsche Holding Österreich hat für 388.000 Fahrzeuge eine Rückrufaktion wegen der Abgas-Affäre gestartet. Holding-Chef Alain Favay erklärt im Gespräch mit den OÖNachrichten, dass der Update der Fahrzeuge keine große Affäre wird, weil er je nach Modell innerhalb von 30 bis 60 Minuten erledigt wird. Die Einladung in die Werkstatt wird in mehreren Wellen erfolgen.

Mit mehr als 32.000 Beschäftigten ist das Handelshaus Porsche Holding einer der größten Arbeitgeber Österreichs. Im Gespräch mit den OÖNachrichten erklärt Vorstandschef Alain Favey, warum die VW-Abgasaffäre für die österreichischen Kunden innerhalb einer Stunde keine Affäre mehr ist.

 

OÖNachrichten: Die Porsche Holding ist ein über Jahrzehnte gewachsenes, erfolgreiches Unternehmen. Dann kam im Vorjahr die Abgas-Affäre. Wie geht man mit einer derart schwierigen Situation um?

Favey: Unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter tragen keine Schuld an dieser Situation. Wir mussten lernen, mit der intensiven Medienberichterstattung umzugehen. Immerhin steht Volkswagen seither täglich in der Zeitung. Als Händler haben wir direkten Kontakt zu den Kunden, deren Fragen wir bestmöglich beantworten. Da haben unsere Betriebe sehr gute Arbeit geleistet. Die Auskunft über Art und Umfang der technischen Lösungen für betroffene Wagen konnten wir glücklicherweise rasch geben. Die Aufmerksamkeit in den Medien hat sich nicht in große Beunruhigung bei der Kundschaft niedergeschlagen.

Welche weiteren Schritte gibt es nun?

Wir haben die Rückrufaktion in dieser Woche mit dem Amarok 2,0 TDI gestartet. Es geht österreichweit in Summe um 388.000 Fahrzeuge, die im Laufe des Jahres in die Werkstätten gerufen werden. Der Aufenthalt wird je nach Modell und Motorvariante zwischen einer halben und knapp einer Stunde dauern, um die Fahrzeuge auf den erforderlichen technischen Stand zu bringen. Alle unsere Mitarbeiter wurden geschult.

Reicht die Kapazität der Servicebetriebe aus?

Der Arbeitsaufwand ist aus heutiger Sicht überschaubar, es geht insgesamt um rund vier Prozent mehr Arbeitsstunden in den Werkstätten als in einem durchschnittlichen Jahr. Die Kunden werden nicht alle auf einmal, sondern in mehreren Wellen – also verteilt übers ganze Jahr – eingeladen.

Was haben Sie persönlich gedacht, als Sie von dieser Thematik erfahren haben?

Für uns alle war’s eine Überraschung. Seitdem nun die technischen Maßnahmen feststehen, bin ich überzeugt, dass wir die Situation gut bewältigen können.

Eben erst waren ja die Abgastests im EU-Parlament ein Thema. Was halten Sie von der getroffenen Vereinbarung?

Wir begrüßen die Entscheidung, zumal wir immer die Ansicht vertreten haben, dass Abgastests möglichst nah an der Realität sein sollen.

Die Konzernmarken haben etwa zwei Prozentpunkte Marktanteil in Österreich verloren. Trotzdem hat die Porsche Holding das sechstbeste Geschäftsergebnis in ihrer Geschichte eingefahren. Was überwiegt – die Freude oder der Frust?

Wir sind mittlerweile in 25 Ländern vertreten. Darum müssen wir das Gesamtbild betrachten – und dieses war sehr, sehr gut. Denn die südosteuropäischen Märkte entwickeln sich sehr gut, in China und Südamerika sind wir gewachsen, mit Bosnien-Herzegowina haben wir einen neuen Markt dazubekommen. Kurzum: Der Porsche Holding geht’s gut.

Was sind die Ursachen für den Rückgang in Österreich?

Wie immer ist’s natürlich eine Frage der Produktzyklen. Wenn ein neues Modell kommt, wie beispielsweise der Audi A4, dann warten die Flottenkunden bis das neue Auto da ist. Ebenso beim VW Tiguan. Das neue Modell kommt dieser Tage.

Das heißt aber auch, dass 2016 ein gutes Jahr wird.

Ich gehe davon aus. Wir haben heuer zahlreiche Produktneuheiten: den VW Tiguan, den Audi A4 allroad, den Audi Q2, den A-SUV von Seat. Wir erwarten für heuer wieder einen Marktanteil auf hohem Niveau.

Die Steuerreform bringt eine Begünstigung von Elektrofahrzeugen als Dienstwagen. Wird das den Markt in Schwung bringen?

Das glaube ich schon. Darum begleiten wir das Thema auch mit einem guten Angebot für den e-Golf. Dieser kostet Unternehmen jetzt so viel wie der vergleichbare Golf TDI.

Ist der Konzern bei der E-Mobilität zu spät dran?

Das denke ich nicht. Die Marktdurchdringung liegt bei nur 0,6 Prozent. Pro Jahr werden derzeit 1700 reine Elektroautos zugelassen, davon 500 Tesla, der in einer höheren Fahrzeugklasse angesiedelt ist. Wir reden noch von einem Mikromarkt, weil es einige Hürden gibt: den Preis, die Reichweite und die Möglichkeit, das Fahrzeug rasch aufzuladen. Zumindest was die Anschaffung betrifft, sehe ich eine Bremse gelöst.

Wie viel Kilometer Reichweite bräuchte man, damit aus dem Mikromarkt wirklich ein großer Markt wird?

400 bis 500 Kilometer und eine Aufladezeit von 15 Minuten für 80 Prozent der Batteriekapazität sowie eine flächendeckende Infrastruktur mit Schnelllade-Stationen. Dann würde die E-Mobilität interessant für den breiten Markt.

Welche Rahmenbedingungen müssten sich ändern, damit E-Mobilität attraktiver wird?

Hier gäbe es einige Anreize wie beispielsweise Gratisparken in Großstädten oder das Nutzen der Busspur. Aber wir sehen aktuell keine Anzeichen, dass sich da etwas tut. Dabei wäre Wien als Großstadt prädestiniert für E-Mobilität. Es gibt auch noch kaum Lademöglichkeiten. Hier anzusetzen wäre effizienter, als etwas anderes groß zu fördern.

Wie viele Fahrzeuge verkaufen Sie in China?

Wir verkaufen dort 20.000 Fahrzeuge, wachsen dort mit unserem Netz und einer Premiumstrategie, etwa mit Porsche. Daher spüren wir auch nichts von einer Abkühlung des Marktes.

 

Alain Favey

Der Franzose, der in wenigen Tagen 49 Jahre alt wird, ist seit 2012 Chef der Porsche Holding. Der ehemalige Chef des VW-Europavertriebs folgte damals Wolf-Dieter Hellmaier nach, der in Pension ging. Davor war Favey rund 20 Jahre bei Citroën tätig gewesen.

 

Porsche Holding

Die Porsche Holding ist seit 2011 eine VW-Tochter. Gegründet von Ferry Porsche und Louise Piech, wurde zunächst der VW Käfer vertrieben. Das Groß- und Einzelhandelshaus vertreibt die Marken des Konzerns in 22 Ländern, hat 32.300 Mitarbeiter und setzte 2014 17,1 Milliarden Euro um.

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Vollhorst (4.973 Kommentare)
am 06.02.2016 18:00

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