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Paradise Papers: Die Offshore-Tricks der Konzerne

Von nachrichten.at/apa, 05. November 2017, 19:07 Uhr
Bermuda: Nicht nur Urlaubs-, sondern auch Steuerparadies Bild: Kremsner

HAMILTON/WIEN. Ein Daten-Leck, das Einblicke in die Offshore-Finanzindustrie, deren reiche Klientel und in Steuerparadiese bringt, hat es in sich. Auch Bezüge zu Österreichern konnten ausgeforscht werden.

Insgesamt 1,4 Terabyte Daten wurden durch die Plattform ICIJ, zu der in Österreich ORF und "Falter" gehören, ausgewertet. Sie zeigen, wie Großkonzerne Gewinne fast steuerfrei ins Ausland transferieren.

Aus Österreich taucht das Meinl-Imperium in den Dokumenten auf - und auch der Investmentbanker Wolfgang Flöttl, der einen Milliardenbetrag der BAWAG verspekuliert hat. Die 13,4 Millionen Dokumente geben laut ORF und "Falter" tiefe Einblicke in die komplexen Strukturen der Offshore-Finanzwelt. So lasse sich detailliert nachvollziehen, wie beispielsweise Apple oder Nike in Europa erzielte Gewinne nahezu steuerfrei ins Ausland transferieren.

Anwaltskanzlei als Offshore-Spezialist

Im Zentrum der Enthüllungen steht diesmal eine Anwaltskanzlei namens Appleby. Aus dieser Firma, die auf die Gründung und Betreuung von Briefkastenfirmen spezialisiert ist, stammen rund 6,8 Millionen vertrauliche Dokumente. Dazu kommen weitere rund 6 Millionen Dokumente von Firmenbüchern aus 19 Offshore-Destinationen und noch einmal rund 600.000 weitere Dokumente einer weiteren Offshore-Dienstleistungsfirma aus Singapur - also insgesamt 13,4 Millionen Dokumente.

Appleby hat den Hauptsitz auf der Insel Bermuda, die als Steuerparadies gilt. Mit einem weltweiten Netz von zehn Standorten hat sich die Kanzlei auf Offshore-Dienstleistungen für reiche Menschen und große Firmen spezialisiert.

Die Appleby-Kunden "sind Top-Kunden", sagt ICIJ-Direktor Gerard Ryle im ORF-Bericht. "Wir sprechen von den größten Konzernen der Welt." Die Unternehmen würden Appleby nutzen, um Steuern zu vermeiden oder möglichst wenig Steuern zu bezahlen. Das sei vielleicht nicht illegal, so Ryle. "Aber die Dokumente zeigen, wie weit die Unternehmen gehen, um Steuern zu vermeiden."

Aber nicht immer geht es um Steuervermeidung. Sehr oft wird der Umstand genutzt, dass die Besitzer von Briefkastenfirmen normalerweise im Dunkeln bleiben. In den Daten von Appleby und den Firmenbüchern von 19 Offshore-Destinationen finden sich Prominente aus aller Welt: Etwa US-Handelsminister Wilbur Ross oder auch die britische Royal Family. Dazu kommen Konzerne wie Nike, Apple oder Glencore, der größte Rohstoffhändler der Welt.

"Appleby hat die Vorwürfe sorgfältig und gründlich untersucht, und wir sind überzeugt, dass es keinerlei Belege für ein Fehlverhalten gibt. Nicht bei uns selbst, und auch nicht bei unseren Kunden", lautet die kurze schriftliche Stellungnahme von Appleby auf der Kanzlei-Homepage.

Wie schon bei den Panama Papers sind auch die Daten der Paradise Papers zur "Süddeutschen Zeitung" gelangt, die die Daten an das ICIJ-Konsortium weitergab, zu denen in Österreich ORF und "Falter" gehören. Der Datenschatz wurde in den vergangenen Monaten weltweit von 96 Medien und mehr als 380 Journalisten ausgewertet.

 

Appleby berät private Firmen und Super-Reiche

Die Anwaltskanzlei Appleby gehört zu den Marktführern bei Offshore-Geschäften. Sie berät unter anderem Institutionen im Finanzbereich, private Unternehmen und "Personen mit hohem Eigenkapital". Die Firma wirbt auf ihrer Homepage damit, dass sie eine Kombination von "Einfallsreichtum und Talent" aus den bedeutendsten Offshore-Finanzzentren repräsentiere.

Appleby hat nach eigenen Angaben weltweit 470 Mitarbeiter, darunter 60 Partner. Fast jeder zweite Beschäftigte ist Jurist. Gegründet wurde die Firma auf den Bermudas. Sie hat weltweit zehn Büros, zum Beispiel in Steueroasen wie den Britischen Jungferninseln und der Isle of Man.

 

ICIJ - Internationales Netzwerk investigativer Journalisten

Die brisanten Daten der Panama Papers von 2016 und nun der Paradise Papers zu Finanzgeschäften bekannter Persönlichkeiten und Unternehmen in Steueroasen sind auch von dem Internationalen Konsortium investigativer Journalisten (ICIJ) ausgewertet worden. Das ICIJ wurde 1997 als Projekt des "Center for Public Integrity" (CPI) gegründet.

Panama-Stadt/Washington. Ihm gehören nach eigenen Angaben mehr als 200 investigative Journalisten aus 70 Ländern an. Das CPI ist eine gemeinnützige Organisation in den USA, die sich der Aufgabe verschrieben hat, "Machtmissbrauch, Korruption und Pflichtverletzung durch mächtige öffentliche und private Institutionen aufzudecken".

In seinen Auseinandersetzungen mit Lobby-Organisationen lieferte sich das CPI beispielsweise über Jahre hinweg einen erbitterten Streit mit der Tabak-Industrie. Dabei wurden immer wieder vertrauliche Dokumente aus den Unternehmen an die Öffentlichkeit gebracht. Gefördert wurde das CPI durch eine Reihe von Stiftungen.

Mit dem ICIJ wollte das CPI Ende der 90er-Jahre den Fokus der investigativen journalistischen Arbeit über die Grenzen der USA hinweg erweitern. Mit dem Netzwerk fördert das CPI den Austausch von Daten, Analysewerkzeugen und Recherchestrategien. Bei dem exklusiven Club kann man nur nach einer Einladung Mitglied werden.

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21  Kommentare
21  Kommentare
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despina15 (10.072 Kommentare)
am 06.11.2017 07:15

eine feige politik,
hat immer schon unglück gebracht.

otto von bismark

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despina15 (10.072 Kommentare)
am 06.11.2017 07:08

gier ist hässlicher als neid!!!!

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( Kommentare)
am 05.11.2017 23:49

Die relative Machtlosigkeit der nationalen Politiker könnte nur durch internationale Zusammenarbeit überwunden werden. Daran krankt es ...

Das Prinzip wird hier einfach erklärt, alles völlig legal.
https://www.youtube.com/watch?v=-h0JDX2uN0A

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( Kommentare)
am 05.11.2017 22:55

..."denn in wirklichkeit sind die banken eine riesige mafia, die die ganze welt vergiftet haben" !!!

https://www.youtube.com/watch?v=39d2Mtj2wL4&t=6s

(jörg haider, runder tisch zur wahl 2008 bzw kurz vor seinen mysteriösen tod)

...diese aussage könnte jörg haider das leben gekostet haben !!!

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 05.11.2017 23:40

Und die Hausbank hat er wieder aus seinem Gedächtnis hinausgebet, meinst du?

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Vollhorst (4.973 Kommentare)
am 05.11.2017 23:57

Man sollte bei den Banken besser differenzieren. Investmentbanken - Geschäftsbanken etc.

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Biene1 (9.532 Kommentare)
am 05.11.2017 22:23

Gusenbauer, Flöttl...da sind doch einige Freunde der Gewerkschaft und SPÖ mit ihren Briefkästen ansässig... grinsen grinsen

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jago (57.723 Kommentare)
am 05.11.2017 22:19

Um den Brei herum geschwafelte hättiwari-Verdächtigungen = "Unternehmen"

Die Anderen halt, die Unbekannten, wer denn sonst.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 05.11.2017 23:41

Für Details fehlt wahrscheinlich der Platz.

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Vollhorst (4.973 Kommentare)
am 05.11.2017 23:50

Für Details fehlt heutzutage in vielen Köpfen der Platz. grinsen

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Vollhorst (4.973 Kommentare)
am 05.11.2017 22:19

Das kann man nur EU-weit angehen, und mit dem BREXIT wird es auch leichter, weil die Britischen Steuerparadiese fast immer eine zentrale Rolle spielen bei solchen Modellen.

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beppogrillo (2.507 Kommentare)
am 05.11.2017 22:56

Mit dem "EU-weit angehen" bist aber - mit Verlaub - sehr naiv. Die EU ist selbst die größte Lobby-Organisation der Großkonzerne mit über 20.000 einschlägigen Lobbyisten.
Die brit. Kanalinseln gehörten auch bisher nicht zur EU (ähnlich wie der Vatikan-Staat in Italien). US-Delaware ist ebenfalls ein altbekannter hotspot u. v. a. m.
Das Ganze ist ein neuerlich aufgeblasenes Gschichtl von nach Ruhm dürstenden Schreiberlingen.
Die Steuervermeidungs-Tricks und Vermögensverstecke sind seit "ewig" bekannt und naturgemäß ebenso lange folgenlos geblieben.

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Vollhorst (4.973 Kommentare)
am 05.11.2017 23:49

"Die brit. Kanalinseln gehörten auch bisher nicht zur EU"

Und genau das ist doch der Trick, wenn über das (noch) in der EU befindlichen GB sozusagen Reisefreiheit für Geld und UK-Passbesitzer gewährt wird.

Diese Steuerparadiese werden so zur Drehscheibe zweier Welten, und die EU-Mitgliedschaft von GB spielt eine ebenso große Rolle wie die gewährten Sonderrechte der Steuerparadiese.

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Aubergineur (632 Kommentare)
am 05.11.2017 21:34

Herr Kurz es wird Zeit, dass auch die Steuerfluchtrouten aus Österreich geschlossen werden. Als kleiner Leistungsträger sehe ich es nicht ein dass die größten Leistungsträger in diesem Land weniger für diesen Staat leisten als wir.

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( Kommentare)
am 05.11.2017 21:26

"Ein Daten-Leck, das Einblicke in die Offshore-Finanzindustrie, deren reiche Klientel und in Steuerparadiese bringt, hat es in sich"
Ja, was habt ihr euch erwartet, wenn London nicht mehr der Finanzplatz Nummer 1 auf der Welt bleibt? Da wird noch viel passieren. Da wird nicht einfach der Finanzplatz London nach Frankfurt, so wie ein Büro übersiedelt. Da werden Löcher auftauchen, von Anlagesicherheiten der Ölmultis, von denen niemand weiß. England ist doch nicht umsonst dem Euro nicht beigetreten.
Da werden auch noch Gelder aus der Kollonialzeit in der Schweiz bewertet werden müssen.

Glaubt es mir, Österreich mit ein paar Banken und Finanzies, wie ein Tilo Berlin, oder ein abgehalfterter Böck werden hier nicht die grosse Rolle am Pakett spielen. In der Finanzwelt wird man ohne im Geringsten daran zu denken, wie eine heisse Kartoffel fallen gelassen. Niemand bückt sich darum.

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oberoesi (1.100 Kommentare)
am 05.11.2017 21:08

Wie meinen unsere Politiker: Wir haben ein Ausgabe-Problem? Sicher?

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Hans1958 (3.166 Kommentare)
am 05.11.2017 19:38

Und wieder wird den Großkonzernen und Superreichen nichts passieren...

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 05.11.2017 19:26

Maximale Kriminalität?

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Karlchristian (4.584 Kommentare)
am 05.11.2017 20:36

.... die Unternehmen würden Appleby nutzen, um Steuern zu vermeiden oder möglichst wenig Steuern zu bezahlen. Das sei vielleicht nicht illegal....
Weil unsere Eliten Gesetze schaffen, wo ihre Kriminalität straffrei ist.

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herst (12.758 Kommentare)
am 05.11.2017 20:59

Weil unsere Eliten Gesetze schaffen, wo ihre Kriminalität straffrei ist.

Könnte man das bei einer schwarzblauen Regierung in Ö. mit Sicherheit ausschliessen?

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ricki99 (1.021 Kommentare)
am 05.11.2017 23:34

Das kann man leider bei keiner Regierung ausschließen. 😧

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