Leichenhallen und Gefängnisse platzen schon aus allen Nähten
LOS ANGELES. Wegen der Wirtschaftskrise sind in Kalifornien nicht nur die Gefängnisse überfüllt, sondern jetzt auch noch die Leichenhallen.
Dunkle Wolken bedecken den vielfach besungenen sonnigen Himmel über Kalifornien, in dem vieles nicht mehr so „easy going“ ist wie noch vor Jahren.
Die Menschen im US-Bundesstaat an der Westküste der USA durchleiden die schwerste Rezession seit Jahrzehnten und deren Folgen werden in immer mehr Bereichen der Gesellschaft spürbar.
Denn mittlerweile sind nicht nur die kalifornischen Gefängnisse heillos überfüllt, sondern auch die städtischen Leichenhallen, wo sich immer mehr sterbliche Überreste von Menschen stapeln. Craig Harvey, der Chefermittler der Gerichtsmedizin von Los Angeles, kennt den Grund: Es ist der wirtschaftliche Niedergang der Hinterbliebenen, erläutert er: „Sie sagen uns, dass sie nicht mehr genug Geld haben, um ihre Verstorbenen zu bestatten.“ Der Tod ist keine billige Angelegenheit, wie man weiß, und gerade in Kalifornien sind viele Menschen von Arbeitslosigkeit oder Überschuldung betroffen und daher mittellos.
„Es sieht wirklich so aus, als hätte diese Rezession eine besonders große Zahl von Leuten getroffen“, betont Harvey. Die können die tausend Dollar für eine private Einäscherung natürlich nicht bezahlen, ebenso wenig eine Erdbestattung, für die 7300 Dollar (5075 Euro) ausgegeben werden müssen.
Also bleiben die Leichen liegen. Werden sie binnen eines Monats nicht abgeholt, werden sie auf Staatskosten verbrannt, sagt der Chef der Gerichtsmediziner.
Die Frage, wohin man mit den vielen Häftlingen in Kalifornien soll, ist schon schwieriger zu lösen. Dennoch müssen wenigstens 40.000 raus aus den 33 Gefängnissen, die bereits aus allen Nähten platzen. Doch für den Bau neuer Haftanstalten hat Gouverneur Arnold Schwarzenegger angesichts des großen Lochs in seiner Staatskasse kein Geld.
Dennoch muss er nun spätestens nach Ablauf von 45 Tagen einen Plan vorlegen, wie er die Zahl der erwachsenen Häftlinge von 150.000 auf 110.000 zu reduzieren gedenkt. Das hat ihm ein Bundesgericht aufgetragen, doch Matthew Cate, sein zuständiger Minister, wird dagegen „ein Rechtsmittel einlegen, weil die zuständigen Richter ihre Befugnisse überschritten“ hätten. Zwar räumt Cate ein, dass die Gefängnisse überbelegt seien, doch hätten sich die Verhältnisse in den letzten Jahren deutlich verbessert.