"Steueroase": 80.000 Briefkastenfirmen in Liechtenstein
WIEN. Die Entdeckung der Konten des verstorbenen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider in Liechtenstein hat das dortige Bankwesen wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt.
Niedrige Steuersätze, ein besonderes Stiftungsrecht und ein striktes Bankgeheimnis machen den Kleinstaat zur "Steueroase". Nach Schätzungen haben auf dem 25 Kilometer langen und halb so breiten Gebiet rund 80.000 Briefkastenfirmen, viele davon kontrolliert von Stiftungen, ihren offiziellen Sitz.
Stiftungen helfen Eigentumsverhältnisse zu verschleiern
Solange die in Liechtenstein verdienten Zinsen in Österreich in der Steuererklärung angegeben werden, gilt so eine Veranlagung nicht als Steuerhinterziehung. Damit das Geld von den Finanzbehörden unentdeckt bleibt, versehen aber viele Steuerhinterzieher die Stiftung mit einem Namen, der nicht auf den Gründer schließen lässt, und vertrauen die Verwaltung einem Treuhänder an. Um die Spuren vor den Steuerfahndern noch weiter zu verwischen, kann das Stiftungskapital auf einem Schweizer Konto angelegt werden.
Die Steuersätze für Stiftungen sind in Liechtenstein gering. Sie sind von Vermögens-, Erwerbs- sowie Ertragssteuer befreit. Lediglich eine jährliche Kapitalsteuer muss gezahlt werden. Sie beträgt 0,1 Prozent des eingezahlten Kapitals, mindestens jedoch 1.000 Schweizer Franken (621 Euro) im Jahr. Bei einem Kapital von mehr als zwei Millionen Schweizer Franken oder mehr als zehn Millionen Schweizer Franken ermäßigt sich der Steuersatz auf 0,075 beziehungsweise 0,05 Prozent.
Strenges Bankgeheimnis
In Liechtenstein gilt zudem ein strenges Bankgeheimnis. Dies sei im Fürstentum Liechtenstein "Grundhaltung und Tradition", teilt das Land auf seiner Internetseite mit. Auskünfte über Konten lehnen die Geldinstitute in Liechtenstein auch gegenüber ausländischen Steuerfahndern strikt ab.