Literaturnobelpreis an Patrick Modiano
STOCKHOLM. Der Nobelpreis 2014 für Literatur geht an den französischen Autor Patrick Modiano (69).
Diese überraschende Entscheidung gab die Königlich-Schwedische Akademie heute, Donnerstag, in Stockholm bekannt. Modiano hatte 2012 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur erhalten.
Modiano erhält die Auszeichnung "für die Kunst der Erinnerung, mit der er die unfassbarsten menschlichen Schicksale wachgerufen und die Lebenswelt der Besatzungszeit vor Augen geführt hat", wie es in der Begründung der Schwedischen Akademie heißt. Er ist der vierzehnte auf Französisch schreibende Literaturnobelpreisträger.
Modiano weiß noch nichts von seinem Glück
Die Nobel-Jury hat Modiano vorerst nicht erreicht. "Wir konnten noch keine Verbindung zu ihm herstellen, aber wir hoffen, ihn bald zu erreichen", sagte der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Peter Englund.
The Swedish Academy, awarding the #nobelprize2014 in Literature, has not yet reached Patrick Modiano.
— The Nobel Prize (@NobelPrize) 9. Oktober 2014
Geboren wurde Modiano am 30. Juli 1945 in Boulogne-Billancourt, einem Vorort von Paris. Seit 1967 ist er als Schriftsteller tätig. Der zeitgenössische Klassiker ist bei seinen Lesern für Lakonie und die philosophische Tiefe seiner Prosa bekannt. Peter Handke entdeckte Patrick Modiano für das deutschsprachige Publikum und übertrug 1985 seinen Roman "Eine Jugend" ins Deutsche. Nach und nach erschienen fast alle seiner Bücher auf Deutsch - so auch das Erstlingswerk "La Place de l'etoile" über das von den Deutschen besetzte Paris aus 1968.
In Frankreich wurde Modiano mit nahezu jedem nennenswerten Preis geehrt: So erhielt er 1968 den Prix Roger Nimier, 1972 den Grand Prix du Roman de l'Academie francaise oder 1978 den Prix Goncourt. Überdies ist Patrick Modiano auch Chevalier des Arts et des Lettres.
Die Jury des Österreichischen Staatspreises für Europäische Literatur begründete 2012 die Zuerkennung der Auszeichnung an Modiano so: "Es sind scheinbar kleine Geschichten, die einen so selbstverständlich wie Traumwandler in Momente leiten, in denen Privates, Historisches und Politisches plötzlich durchlässig und begreifbar wird. An einem Ort, an dem das Fremde und das Bekannte als solch untrennbare Doppelgänger zu Hause sind, dass es kein Widerspruch ist, wenn einer, dessen Erinnern immer Vergegenwärtigung ist, aus tiefstem Vergessen erzählt."
Die mit acht Millionen Kronen (876.000 Euro) dotierte Auszeichnung ging im Vorjahr an die Kanadierin Alice Munro. Offiziell überreicht werden die Nobelpreise in Stockholm am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.