Ausnahmezustand über Teile des Sinai verhängt
SINAI. Nach dem schweren Bombenanschlag auf ägyptische Soldaten auf der Halbinsel Sinai hat Kairo über weite Teile der Region den Ausnahmezustand verhängt.
Dieser gilt seit Samstag für zunächst drei Monate und betrifft den Norden und das Zentrum der Halbinsel, wie die ägyptische Präsidentschaft erklärte. Außerdem wurde eine Ausgangssperre verhängt.
Präsident Abdel Fattah al-Sisi machte ausländische Kräfte für den Anschlag vom Freitag verantwortlich. Armee und Polizei würden "alle notwendigen Maßnahmen einleiten", die im Kampf gegen den "Terror und seine Finanzierung" nötig seien, hieß es in der Anordnung von Al-Sisi, die in der Nacht auf Samstag veröffentlicht worden war. Die Ausgangssperre gilt demnach von 17.00 Uhr bis 07.00 Uhr morgens. Al-Sisi ordnete außerdem eine dreitägige Staatstrauer an.
Ein mutmaßlich islamistischer Selbstmordattentäter hatte am Freitag nahe der Stadt Al-Arish sein sprengstoffbeladenes Fahrzeug in einen Kontrollposten der Armee gesteuert. Dabei wurden 30 Soldaten getötet und mindestens 29 weitere verletzt. Nach Angaben der Sicherheitskräfte wurde außerdem am Samstag die Leiche eines Soldaten gefunden, der seit dem Anschlag am Freitag vermisst worden war.
Nach einem Treffen des Obersten Rats der Streitkräfte erklärte Al-Sisi am Samstag, dass der Anschlag mit "ausländischer Unterstützung" ausgeführt worden sei. Auf diese Weise solle "der Wille des ägyptischen Volkes und der Armee gebrochen" werden. Ein aus Armeevertretern bestehendes Komitee sei eingesetzt worden, um die jüngsten "Terrorangriffe auf dem Sinai zu untersuchen".
Grenzübergang Rafah soll geschlossen werden
Kairo kündigte wegen des Vorfalls außerdem an, den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen zu schließen. Das ist ein Rückschlag für die dort lebenden Palästinenser: Rafah ist der einzige Grenzübergang in den Gazastreifen, der nicht von Israel kontrolliert wird. Augenzeugen sagten der Nachrichtenagentur AFP, dass in Rafah bereits neue Sicherheitsposten errichtet wurden.
Der Anschlag vom Freitag war der schwerste Angriff auf ägyptische Sicherheitskräfte seit der Entmachtung von Staatschef Mohammed Mursi durch das Militär im Sommer vergangenen Jahres. Der Norden des Sinai ist eine Hochburg von Extremisten. Diese töteten seit dem Sturz Mursis dutzende Soldaten und Polizisten - auch als Rache an den Sicherheitskräften für das harte Vorgehen gegen Anhänger des gestürzten islamistischen Präsidenten. Mehr als 1.400 von ihnen wurden getötet, 15.000 weitere sitzen im Gefängnis.
Auf der Sinai-Halbinsel ist es dem Militär trotz massiver Anstrengungen mit Kampfhubschraubern und Panzern bisher nicht gelungen, die islamistischen Aufständischen zu stoppen. Die USA und die EU verurteilten den Angriff vom Freitag scharf.
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