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Ganz schön spitz auf die Marillen

Von Alfons Krieglsteiner, 14. Juli 2017, 00:04 Uhr
Ganz schön spitz auf die Marillen
Reiche Ernte: Marillen-Experte Heinrich Metz ganz in seinem Element. Bild: Alexander Schwarzl

LINZ. Alljährlich Mitte Juli beginnt wieder die Haupterntezeit für die süßen Sonnenfrüchte.

Es beginnt Ende März mit einem zartrosa Blütenmeer, das sich im Frühsommer in goldfarbene Fruchtgirlanden mit orangen Bäckchen verwandelt. "Samen der Sonne" nannten die altpersischen Dichter die Marillen. "Samen" wie aus Samt, mit leicht faserigem Fruchtfleisch und großem, dunklen Kern. Ende Juni wurden die ersten auf improvisierten Standeln angeboten. Jetzt ist Haupterntezeit.

"Hochdekoriert" mit Marillen ist der Garten von Heinrich Metz in Gmunden. Der Obstbau-Experte steht in engem Erfahrungsaustausch mit Österreichs "Marillen-Papst" Robert Schreiber in Poysdorf. Über den Dachvorsprung seiner Veranda hängt das filigrane Astwerk eines Spalierbaumes der pfirsichgroßen Sorte Hargrand - aber noch nicht ganz ausgereift, wie die mattgelbe Färbung der von einer markanten Naht zweigeteilten Früchte zeigt.

Zahlreiche andere Sorten wie Marena, Bergeron, Aurora, Goldrich, Ungarische Beste finden sich in dem Garten nahe des Traunsees. Zwei Monate lang kann Metz durchgehend ernten. Der See schickt ihnen eine trockene Wohlfühl-Brise, die Spätfröste mildert. Auch der Boden passt: sandig, humusreich, kalkarm, dafür reich an Kali. Für genug Bodenfeuchte muss man selber sorgen: Bis Ende Mai sollte man seinem Spalierbaum einmal wöchentlich einen 40 Liter-Guss gönnen. Die Früchte danken es mit gesunder Entwicklung. Die beste Anbaulage ist ost- und westseitig.

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   Bild: (Alexander Schwarzl)

Rechtzeitig ausdünnen

Bei starkem Fruchtbehang entfernt man Ende April mehr als die Hälfte, dann werden die verbliebenen um 40 Prozent größer. Tut man das nicht, muss der Baum fast alle Energie in die Kerne investieren und kann vor lauter Stress vom "Schlag" getroffen werden (= Apoplexie).

Mehr als hundert Sorten wurden gezüchtet. Weichfleischige eignen sich für Marmelade und Frischverzehr. Im Marillenknödel steckt hingegen die Sorte Hargrand - weil sie sich auch nach dem Kochen noch gut schneiden lässt.

Knödel-Automaten gibt es übrigens auch: Sie sind die Publikumsattraktion auf dem Spitzer Kirtag in der Wachau, dem Hauptanbaugebiet Österreichs. Vom 20. bis 23. Juli findet er heuer statt. Dann werden wieder alle spitz sein auf die Marille.

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   Bild: (Alexander Schwarzl)

Geschichte: Die „Marylln“ des Fürsten Bartholomäus von Starhemberg

Am 23. Juli 1509 schrieb Fürst Bartholomäus von Starhemberg in Eferding seinem Bruder Gregorius einen Brief mit gartenbaulichem Inhalt. Heute wird das Dokument im oö. Landesarchiv aufbewahrt. Ein Name sticht in dem Schreiben besonders hervor: „marylln“ - die erste schriftliche Erwähnung im heutigen Oberösterreich.

Abgeleitet ist das Wort vom italienischen „armellino“, das sich auf Armenien, die Heimat der Marille, bezieht. In Armenien und Nordchina wurde der schmackhafte Kulturschatz vor 4000 Jahren angebaut. Alexander der Große brachte die Marille nach Europa, schon in der Römerzeit wurde sie in der Wachau kultiviert. Der älteste Anbau-Beleg im bayerischen Donauraum findet sich um 1430 im Arzneibuch des Meisters Ortulf von Baierland. Ihre Hochblüte erlebte die „Schwester des Pfirsichs“ im 16. Jahrhundert in Ungarn, wo die Türken riesige Marillenplantagen anlegten, die nach ihrem Rückzug um 1720 der Verödung anheim fielen. Die älteste Anbausorte heißt „Hinduka“ aus dem Kaukasus.

„Seit gut 30 Jahren sind durch die Klimaänderung die Verhältnisse für den erwerbsmäßigen Anbau in Oberösterreich geeignet“, sagt Heinrich Metz: speziell im Schartner Obsthügelland, um Niederneukirchen (Bez. Linz-Land) und Luftenberg (Bez. Perg). In den anderen Landesteilen pflanzt man sie besser am Spalier, weil frei stehende Bäume durch die ständige Nässe anfällig für Gummifluss und Monilia sind. In rauen Lagen sind höher wachsende Bäume den Buschbäumen vorzuziehen: Ihre Blüten sitzen höher und sind deshalb frostgeschützter.

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   Bild: colourbox

Zahlen und Fakten

  • 2,3 Kilo Marillen verzehren die Österreicher pro Kopf und Jahr. „Tendenz steigend“, sagt Gartenbaureferent Heimo Strebl von der Landwirtschaftskammer OÖ.
  • Auf 70 Hektar produzieren die 20 Marillenbauern Oberösterreichs pro Jahr rund 650 Tonnen. Wegen der Spätfröste sind die Erträge heuer um 20 Prozent geringer ausgefallen.
  • Hauptanbaugebiet ist Niederösterreich (Wachau) mit 571 Hektar.
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