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„Ich bin ein kämpferischer Pragmatiker“

Von Wolfgang Braun, 22. Mai 2012, 00:04 Uhr
„Ich bin ein kämpferischer Pragmatiker“
Neuer FSG-Vorsitzender Andreas Stangl Bild: ÖGB

Andreas Stangl wurde Montag zum Vorsitzenden der sozialdemokratischen Gewerkschafter Oberösterreichs gewählt – im Interview spricht er über Kanzler, Krise und Konflikte.

OÖNachrichten: Wie würden Sie sich als Gewerkschafter charakterisieren – sind Sie eher Hardliner oder Pragmatiker?
Andreas Stangl: Ich bin ein kämpferischer Pragmatiker. Ich war im Jahr 2003 einer der Ersten, der bei den Streiks dabei war. Aber wir haben andererseits auch immer bewiesen, dass wir etwas zusammenbringen, wenn man vernünftig mit uns umgeht.

OÖN: Wir erleben bewegte Zeiten. Die Euro-Krise bedroht nicht nur die wirtschaftliche Stabilität in Europa. Wie beurteilen Sie die Lage als Gewerkschafter?
Stangl: Bei der Euro-Krise wird vergessen, wo sie ihren Ursprung genommen hat. Der Auslöser war die Finanzkrise des Jahres 2009. Wir haben damals in Oberösterreich 150 Kurzarbeits-Vereinbarungen in einem Jahr abgeschlossen und dadurch mitgeholfen, Beschäftigung zu sichern. In dieser Phase musste der Staat investieren, was zu einem weiteren Anstieg der Schulden geführt hat. In der aktuellen Situation muss man sich schon fragen, ob die Art, wie man derzeit spart, richtig ist oder ob man nicht doch die wirklich Reichen stärker in die Verantwortung nehmen sollte. Allein eine Vermögenssteuer auf EU-Niveau würde uns in Österreich schon viel bringen.

OÖN: Die Bundesregierung hat aber die von der Gewerkschaft geforderte Vermögensbesteuerung nicht eingeführt. Bundeskanzler Werner Faymann ist wie Sie Sozialdemokrat. Sind Sie enttäuscht von ihm?
Stangl: Momentan ist die Vermögenssteuer mit dem Koalitionspartner ÖVP in der Regierung leider nicht umzusetzen. Aber man kann die Bundesregierung nicht gegen die Wand fahren, nur weil die ÖVP in diesem Punkt nicht nachgeben will. Eine Vermögenssteuer wird sicher weiter Thema sein müssen. Die Abgabenlast für die Arbeitnehmer ist gewaltig. Es kann nicht sein, dass man auf der anderen Seite Finanzmillionäre nahezu ungeschoren lässt.

OÖN: Sie sind als Vizebürgermeister in Leonding auch in der Gemeindepolitik engagiert. Das Image der Politik ist momentan nicht das beste. Spüren Sie das auf kommunaler Ebene auch schon?
Stangl: Nein. Gemeindepolitik ist viel unmittelbarer, der persönliche Kontakt ist intensiver. Wenn man auf kommunaler Ebene Handschlagqualität beweist und keine Dinge verspricht, die nicht zu halten sind, sondern den Menschen bei ihren Problemen im Alltag hilft, dann bekommt man viel Anerkennung zurück.

OÖN: Der ÖGB konnte seine Mitgliedszahlen in Oberösterreich in den vergangenen Jahren konstant halten – was schon als Erfolg bezeichnet wird. Glauben Sie, dass es einmal wieder zu einer Phase des Mitgliederzuwachses kommen kann?
Stangl: Als ich 2005 Geschäftsführer wurde, war wenig später die große Bawag-Krise zu überstehen. Das war schon ein Dilemma. Aber seit 2007 wächst die GPA-djp, die Teilgewerkschaft, in der ich zuständig bin. Ich merke aber auch, dass wir noch viel Potenzial haben.

OÖN: Wie soll dieses Potenzial genutzt werden?
Stangl: Wir dürfen Konflikten nicht aus dem Weg gehen, sondern müssen uns den Debatten stellen und sie ausstreiten und dabei die Mitglieder einbinden. Das ist ein Erfolgsgeheimnis. Die Leute wollen mitwirken und sich beteiligen. Dass einer an der Spitze etwas ausverhandelt und die anderen akzeptieren das und gehen aus lauter Liebe und Zuneigung zur Gewerkschaft, diese Zeiten gibt es nicht mehr.

 

Entholzer übergibt an Stangl

Andreas Stangl übernimmt die Position des Vorsitzenden der sozialdemokratischen Gewerkschafter Oberösterreichs (FSG) von Reinhold Entholzer, der seit 10. Mai Verkehrslandesrat ist (siehe Bild). Bei der gestrigen FSG-Landeskonferenz in der
Leondinger Kürnberghalle wurde Stangl mit 92,7 Prozent der Delegiertenstimmen gewählt.
Stangl (42) ist Regionalgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) und Vizebürgermeister in Leonding.

 

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1  Kommentar
1  Kommentar
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( Kommentare)
am 23.05.2012 16:59

Noch immer sagen die Sozies, um Stimmung bei den Ungebildeten zu machen, dass die Finanzkrise an allem Schuld sei.

Dabei vergessen sie aber gerne, dass Länder die heute prima dastehen: wie die Schweiz, Norwegen und Deutschland auch betroffen waren.

Nein, die Finanzkrise war der Auslöser. Die Ursache war die ewige Schuldenpolitik die Länder (mit vorwiegend linken Regierungen) krisenanfällig machte.

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