"Ich bin ein Musikant, kein Musiker"
Komponist Klaus Karl (78) lehnt Tantiemen für seine 980 Werke kategorisch ab
Die Gitarre hängt an der Wand, Tuba und Posaune stehen im Eck – wer Klaus Karl in Dürnberg besucht, zweifelt keine Sekunde, dass hier ein Musiker daheim ist. Der 78-Jährige sieht das anders: "Ich bin ein Musikant. Der Musiker spielt immer richtig, der Musikant spielt auch nicht falsch, aber je mehr’s ihm taugt, umso besser wird er. Das hab’ ich oft erleben dürfen." Derzeit wirkt der gebürtige Vöcklabrucker in sechs Ensembles mit – der Dürnberg Klarinettenmusi, der Genießermusi, dem Kollerbichl Trio, der Mühlgauer Soatnmusi, der Ottensheimer Tanzlmusi, und mit Ehefrau Gerti singt er im Ottensheimer Dreigesang.
"Keine Tantiemen" erkämpft
Spielt er nicht selbst, komponiert er. 980 Werke sind es bisher. "Einfälle kommen nur, wenn man oben offen ist" – er klopft sich auf den Kopf und lacht. "Aber das Einfallende hat nur dann Platz, wenn man auch etwas hergibt." Seine Homepage (https://klaus-karl-musik.jimdo.com) ist eine Schatztruhe für Musikanten, die er auf Anfragen hin bereitwillig öffnet. "Noten herunterladen geht nicht. Die Leute können sich etwas anhören, und ich schick’ es dann gern."
Tantiemen für seine Werke lehnt er kategorisch ab. "Es ist schön, wenn sie wem anderen auch gefallen. Wenn er dafür zahlen muss, hab’ ich was dagegen." Was eines Sondervertrags mit der AKM, der Verwertungsgesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger, bedurfte: "Das war äußerst schwierig. Die wollten das partout nicht haben, das sei organisatorisch nicht machbar."
Ob dieser musikalischen Lebensfülle mag es überraschen: Studiert hat der dreifache Vater Welthandel, als viel reisender Exportkaufmann verhandelte er auf Russisch, Französisch und Spanisch. "Die Musikalität war die Ursache für meine Studien."
Erste musikalische Gehversuche machte der Sechsjährige auf der Geige: "Nach zwei Jahren ist der Vater draufgekommen, dass ich die Noten nicht kenn’." Auch heute spielt er "ungern nach Noten". Was ihn ein spezielles Griffsystem auf der Gitarre erfinden ließ, in dem "die Abläufe innerhalb der Tonleitern und Akkorde immer gleich bleiben. Ich brauch’ nicht mehr nachdenken, welcher Finger jetzt kommt."
Tobi-Reiser-Preisträger 2010
Musiziert wird meist auswendig. "Am liebsten ist mir: Z’samkumma und drauflos spuin." Eine Kunst, die er in seinen Seminaren weitergibt. "Das Bedürfnis ist vorhanden." Allein die Fähigkeit, auswendig zu spielen, gehe verloren. "Nach dem Krieg waren alle froh, wenn noch wer da war, der blasen hat können. Die Älteren haben halt oft das gespielt, woran sie sich erinnert haben." Bis der Blasmusikverband der "Schlamperei" ein Ende gemacht habe. In die Zukunft blickt der 2010 mit dem Tobi-Reiser-Preis (benannt nach dem Salzburger Volksmusiker) Ausgezeichnete dennoch optimistisch: "Es ist unheimlich viel und guter Nachwuchs da, auch hinsichtlich Stilsicherheit. Da schlackert man mit den Ohren."
"Ikone der Volkskultur"
50 potenzielle Ikonen der Volkskultur haben die OÖN-Leser und -Leserinnen in den vergangenen Wochen auf unserer Website www.nachrichten.at/ikone mit ausführlichen Begründungen nominiert.
Die 15 nun zur Wahl stehenden Persönlichkeiten wurden von der OÖN-Kulturredaktion gemeinsam mit unserem Volkskultur-Spezialisten Klaus Huber ausgewählt.
So funktioniert die Wahl:
Bis 8. Februar 2019 stehen die 15 Finalisten zur Wahl. Jeder Mausklick zählt als eine Stimme. Die Ikone der Volkskultur wird dann am 16. Februar in den OÖN präsentiert. Auch die Zweit- und Drittplatzierten dieser Wahl werden prämiert.
Der Zwischenstand ist auf nachrichten.at/ikone jederzeit transparent abrufbar.