Ein Dirigat in Blattgold
Walküre: Markus Poschner dirigiert diese Woche das Bayreuther Festspielorchester im Hotel Emirates Palace in Abu Dhabi.
Noch nie in der 143-jährigen Geschichte wurde Richard Wagners "Walküre" von den Bayreuther Festspielen außerhalb Deutschlands gezeigt. Diese Woche ist es so weit – und dass Intendantin und Wagner-Enkelin Katharina Wagner von dieser ungeschriebenen Gesetzmäßigkeit abgerückt ist, mag am nicht zu knappen Kleingeld des Auftraggebers liegen. Scheich Abdullah bin Zayed Al Nahyan, Minister für auswärtige Angelegenheiten der Vereinigten Arabischen Emirate, hat das 100-köpfige Festspielorchester samt 20 Solisten ins Emirate Palace Hotel nach Abu Dhabi eingeladen.
Das außergewöhnliche Gastspiel findet mit "Linzer" Beteiligung statt, denn am Dirigentenpult wird Markus Poschner stehen. Der Chefdirigent des Bruckner Orchesters kennt Katharina Wagner von einer gemeinsamen Walküre-Inszenierung in Bremen.
Erst vergangene Woche hatte Wagner bei Poschner angerufen – mit der Bitte, als Dirigent einzuspringen. Poschner: "Das ist natürlich eine große Ehre für mich. Ich freue mich unglaublich, schließlich ist es für jeden Dirigenten ein Traum, mit den Bayreuthern Wagner zu machen." Eine Woche lang brütete Poschner "jede Sekunde" über der in vier dicken Bänden niedergeschriebenen Partitur.
Zwei Tage Vorbereitung
Gestern stieg Poschner ins Flugzeug, heute probt er mit den Solisten, morgen mit dem Orchester, ehe es am Mittwoch und am Freitag im ausverkauften, in der Hauptsache in Blattgold gehaltenen Auditorium des Traumhotels in Abu Dhabi zwei konzertante Aufführungen zu dirigieren gilt. Zwei Tage Vorbereitung, wofür man im Regelfall acht Wochen braucht: "Das ist vollkommen in Ordnung, das Orchester und die Solisten sind ja darauf spezialisiert, und ich fühle mich in dieser Musik sehr zu Hause", sagt Poschner.
Die "Walküre" wird im Rahmen der "Abu Dhabi Classics" präsentiert und visuell von einem eigens angefertigten Film via Großbildleinwand begleitet. Für Poschner könnte dieses Dirigat ein Türöffner für weitere "Aufträge" aus Bayreuth sein. Dann vielleicht sogar auf dem Festspielhügel.