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Klatschen an der falschen Stelle ist gut

Von Michael Wruss, 24. September 2018, 00:04 Uhr
Klatschen an der falschen Stelle ist gut
Klassische Klangwolke: Das Beethoven Orchester Bonn unter Dirk Kaftan machte im Brucknerhaus nicht unbedingt klassisches Konzertpublikum neugierig

Die Klassische Klangwolke lockte viel neues Publikum in das Brucknerhaus.

Auch wenn die Sparkasse OÖ Klassische Klangwolke nicht wirklich "klanggewolkt" hat und kein klassisches Konzert im öffentlichen Raum oder zumindest die Übertragung eines solchen in diesen war, so öffnete das Brucknerhaus die Tore und holte den öffentlichen Raum in die "geheiligten" Hallen. Fünf Euro sind leistbar, und so war das Brucknerhaus am Samstag beinahe komplett ausverkauft und lockte ein Publikum in den Saal, das wahrscheinlich sonst nicht so viel Kontakt zu dieser Musik hat.

Manche Besucher, sowie die Gäste – das Beethoven Orchester Bonn unter seinem Chefdirigenten Dirk Kaftan –, mochten zwar ein wenig die Stirn gerunzelt haben, dass nicht alle wissen, dass man zwischen den Sätzen einer Symphonie nicht klatscht. Aber, wo lernt man das heute? Selbst zu Haydns und Mozarts Zeiten war es selbstverständlich, wenn einem ein Stück gefallen hat, laut loszupaschen, auch wenn die Symphonie gerade einmal ihren ersten Satz hat verklingen lassen. Das ist insofern gut, denn vielleicht überlegen es sich dann doch einige – und so viele jüngere Menschen sind selten im Konzert –, auch einen höheren Preis zu bezahlen und wiederzukommen.

Völkerverbindende Kunst

Auch Kopftücher waren im Publikum zu sehen – ein Umstand, der umso mehr erfreut, denn gerade über Kunst ließe sich Integration wesentlich unkomplizierter verwirklichen.

Das Konzert selbst bescherte eine Mischung aus klassischer und romantischer Musik in Bezug gesetzt zu Bruckners symphonischem Oeuvre – zumindest einem kleinen Ausschnitt daraus.

Vollkommen unerwartet und lebendig frisch der Zugang Dirk Kaftans zu Bruckners früher g-Moll-Ouvertüre, deren Allegro non troppo er gehörig anfeuerte und den Satz vollkommen zu Recht jeglicher Mystik entzog.

Zügig und rasant

Er rückte ihn in die Nähe Mendelssohns und Schumanns und bewirkte so ein ungewöhnliches Hörerlebnis, das perfekt zur im zweiten Teil musizierten Rheinischen von Robert Schumann passte.

Auch bei Schumann wie bei Beethovens IV. Symphonie blieb das Beethoven Orchester Bonn unter Dirk Kaftan bei zügigen, bisweilen sogar rasanten Tempi, denen es vielleicht hie und da an Präzision mangelte, die aber dafür die Emotionalität ideal transportierten. Auch das eher eckig-kantige Herangehen an die Klanglichkeit ließ einen durchsichtigen Ton entstehen, der so manchen strukturellen Einblick erlaubte. Das etwas unmotiviert hingestellte "Adagio Nr.2" aus Bruckners III. Symphonie ging nicht so ganz auf und wirkte beinahe wie ein Fremdkörper im sonst sehr stimmigen Programm.

Fazit: Viel Applaus für ein fein gespieltes Konzert von einem Publikum, das sich von Bruckner, Schumann und Beethoven voll und ganz angesprochen gefühlt hat. Ein guter Ansatz, um Schwellenängste zu Konzert- und Opernhäusern abzubauen.

Brucknerhaus: Klassische Klangwolke mit dem Beethoven Orchester Bonn, 22. 9.

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5  Kommentare
5  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
jago (57.723 Kommentare)
am 24.09.2018 13:02

> Selbst zu Haydns und Mozarts Zeiten war es selbstverständlich,
> wenn einem ein Stück gefallen hat, laut loszupaschen, auch wenn
> die Symphonie gerade einmal ihren ersten Satz hat verklingen
> lassen.


Alles recht - nur kein BRAAAVOOO grinsen grinsen
Da kann ich ja gleich ins Stadion gehen.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 24.09.2018 08:21

Nach der Kritik zu urteilen, habe ich diesmal nichts versäumt. In der Ruhe liegt die Kraft, nicht im hudeln. Also tut es mir nachträglich nicht leid.
Ich sah schon einmal dieses Orchester im Brucknerhaus, damals mit Beethovens 5ter, soweit ich mich erinnere. Ein Desaster...

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jago (57.723 Kommentare)
am 24.09.2018 13:06

Der Karajan hat das Hudeln verbrochen, sagen die Experten, weil er seine Werke auf Platten kriegen musste. Der Celibidache wollte nicht auf Platten, der konnte sich laaaangsam leisten wie der Furtwängler grinsen

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essbesteck (6.034 Kommentare)
am 24.09.2018 04:46

kopftücher waren zu sehen... ist es politisch korrekt?!

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 24.09.2018 09:10

Vielleicht waren es aber auch "KopftuchträgerInnen"... grinsen

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