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Der verwirrte Mensch und seine verirrten Helden

Von Peter Grubmüller, 09. Juli 2018, 00:04 Uhr
Der verwirrte Mensch und seine verirrten Helden
Simone Neumayr (Witwe Quin), Sophie Berger (Pegeen Mike) und Adrian Stowasser (Christy Mahon/v.l.) Bild: Pölzl

Ennser "Theater im Hof": Premiere von Synges "Der Held aus dem Westen" im besten oberösterreichisch-irischen Ton.

Menschen muss bloß stinkfad sein, dann verehren sie sogar einen Vatermörder. Was sich dem Drama "Der Held aus dem Westen" von John Millington Synge (1871–1909) entsprechend im irischen County Mayo zugetragen hat, könnte dort wie da passiert sein. Eine katastrophale Lüge verzaubert die Einfältigen mehr als harmlose Wahrheiten. Und Einfältige lauern überall.

Diese Gewissheit drang am Freitag bei der Ennser "Theater im Hof"-Premiere des 1907 in Dublin uraufgeführten und von Iris Harter bestens ins Oberösterreichische übersetzten Stück eindringlich durch. Einer der Glücksgriffe von Regisseur Christian Himmelbauer war, Daniel Große Boymann, der auch den Kleinbauern Philly O’Cullen spielt, mit Kompositionen im irischen Ton zu beauftragen. So wird das Wesen des Menschen melodisch zwischen Melancholie und sich aufbäumender Heiterkeit entlarvt, ohne es zu denunzieren. Die schlaue Schiffsbühne stammt von Isabella Reder, die feinen Kostüme hat Natascha Wöss kreiert.

Der fremde Christy (Adrian Stowasser tut eher als ob, aber eine große Singstimme) sucht im Wirtshaus in Mayo Unterschlupf. Er behauptet, er habe seinen Vater mit einem Torfstecher umgebracht – und ist im Handumdrehen interessant.

Männerfressende Witwe

Sogar die goscherte Wirtstochter Pegeen Mike (verführerisch und schön zickig: Sophie Berger), die von ihrem Waschlappen-Cousin Shawn (herzig verzagt: Christopher Schulzer) umschwärmt wird, verknallt sich. Unter den Mädchen des Kaffs (Katharina Halmdienst, Elisa Auinger, Astrid Pflaum) steigert sich die Begeisterung zu einer Christy-Mania. Die männerfressende Kanaille Witwe Quin (herausragend: Simone Neumayr), die noch Zeit bekommt, ihr großes Herz zu zeigen, hat Christy auch auf dem Speiseplan. Mit jeder Erzählung steigert sich der Mord, am Ende will der Kerl seinen Vater (Georg Schubert ist zum Fürchten) bis zum Gürtel gespalten haben. Aus dem Nichts taucht der Totgeglaubte auf, mit einer wild klaffenden Wunde am Kopf, aber eben nur mit einer Wunde. Der Mob fühlt sich betrogen und ist bereit, Christy zu lynchen.

Couplets im irischen Gewand pfeffern das Stück, das Himmelbauer nicht als Moritat, sondern als hintersinnige Komödie im Saufdunst inszeniert. Wunderbar, dass die Sätze ungebügelt dem Alltag abgelauscht wurden. Dichter, langer Applaus.

Fazit: Blendend gearbeitetes Stück mit musikalischen Perlen. Das Ensemble ist so gut, dass es auch den Hauptdarsteller mitreißen wird.

"Theater im Hof" in Enns: "Der Held aus dem Westen" von J. M. Synge, Regie: Christian Himmelbauer, Premiere: 6. Juli, Florianer Freihaus, Termine: 12.-14., 18-21., 25.-28.7.; 1.-4. 8. Karten, Tel: 0699 14470001.

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