Das Brucknerhaus stellt sich neu auf
Alle fünf Mitarbeiter des künstlerischen Betriebsbüros gehen. Den designierten Leiter Dietmar Kerschbaum "freut das irrsinnig", und Hajo Frey verbreitet Jubelmeldungen.
Das Linzer Brucknerhaus treibt in diesen Tagen im Nirvana des Gezeitenwechsels: Der künstlerische Leiter Hans-Joachim Frey ist noch – bis 30. November – da. Sein Nachfolger Dietmar Kerschbaum ist schon da. Diese "Doppelspitze" arbeitet autark und in eigenem Interesse. Also nicht in die gleiche Richtung.
Die in den vergangenen Jahren ohnehin schon massive Personalfluktuation hat indessen einen Höhepunkt erreicht. Mit gestrigem Tag hat sich das bestehende künstlerische Betriebsbüro praktisch aufgelöst. Alle fünf Mitarbeiter gehen von sich aus. Als Letzter reichte vorgestern Georg Wiesinger seine Kündigung ein. Er wird ab 1. September Geschäftsführender Direktor der Philharmonie Salzburg. Bei diesem Orchester ist die Oberösterreicherin Elisabeth Fuchs Chefdirigentin. Bereits vor einigen Wochen war die Abteilungsleiterin, Doris Schmidl, in Richtung Grafenegg abgesprungen - die OÖN berichteten.
2018 wird ohnehin alles anders
Durch diesen personellen Aderlass geht weiter wichtiges Wissen über den "Hausbrauch" im Konzerthaus an der Donau verloren. Der künftige künstlerische Direktor Dietmar Kerschbaum teilt diese Bedenken nicht: "Wissen geht insofern keines verloren, weil ab 2018 ohnehin alles anders wird." Außerdem könne man Leuten, die bessere Positionen bekommen, "in keinster Weise Steine in den Weg legen. Ich freue mich irrsinnig über diese Entscheidung. Jetzt können wir das kaufmännische Betriebsbüro neu überdenken." Es gibt beim Personalstand aber auch Zugänge zu vermelden: Mit dem Bariton Moritz Gogg hat Kerschbaum bereits einen Nachfolger für Doris Schmidl präsentiert.
Schmitz wird "Programmchef"
Jetzt wurde ein weiterer personeller Eckpfeiler in Kerschbaums Plänen bekannt: Der Deutsche Jan David Schmitz übernimmt die neue Stabstelle "Programmplanung, Dramaturgie und Szenische Projekte". Kerschbaum: "Er ist schon im Hause und geht schon fleißig daran, das Brucknerfest 2018 zu gestalten." Vom verbliebenen Personal des Brucknerhauses wird der Gezeitenwechsel ambivalent betrachtet. Kerschbaum hat zwar Kündigungen ausgeschlossen, andererseits aber auch ein völliges Umkrempeln des Marketings angekündigt. Man hört, dass der Neue sehr emsig sei, bei seinen Programmplänen überwiege zumindest jetzt noch die Utopie die Realität.
Währenddessen verlautbart Hans-Joachim Frey vor seinem Wechsel nach Sotschi Jubelmeldungen: "Der vergangene Mai war der beste der vergangenen Jahre, was die Auslastung betrifft", sagt er, bleibt aber konkretes Zahlenmaterial dazu wie so oft schuldig.
Dietmar Kerschbaum dazu: "Wenn er das sagt, wird es schon stimmen. Ich lege darauf aber keinen großen Wert, man kann Zahlen auch beschönigen. Ich verkaufe Qualität, dann kommt die Auslastung von selber."