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"Unheilbar Kranke haben ein Recht auf Hoffnung"

Von Barbara Rohrhofer, 04. Oktober 2018, 00:04 Uhr
"Unheilbar Kranke haben ein Recht auf Hoffnung"
Philosoph und Mediziner Giovanni Maio (li.) und Oberarzt Johann Zoidl, Palliativmediziner im Ordensklinikum Bild: VOLKER WEIHBOLD

"Wir können leider nichts mehr für Sie tun." Dieser Satz darf in der Medizin niemals ausgesprochen oder auch nur gedacht werden. Davon ist Medizinethiker Giovanni Maio überzeugt. Ein Interview.

Der Arzt und Philosoph ist Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte an der Universität Freiburg und Mitglied zahlreicher Ethikkommissionen. Im Ordensklinikum Linz sprach er über das Thema "Hoffnung geben, Hoffnung nehmen". Die OÖNachrichten haben ihn gemeinsam mit Oberarzt Johann Zoidl, Leiter der Palliativstation im Ordensklinikum Barmherzige Schwestern in Linz, zum Interview gebeten.

 

OÖN: Herr Professor, Sie kritisieren in Ihren Büchern, dass Spitäler wie Fabriken funktionieren und die Zeit für Patienten wegrationalisiert wurde. Bleibt der kranke Mensch auf der Strecke?

Giovanni Maio: Es ist in den Krankenhäusern zu einer Verknappung der Zeit für den Patienten gekommen. Ohne Zeit kann aber keine Beziehung aufgebaut werden. Heilung braucht aber immer Vertrauen, Zuhören und Hinwendung. Johann Zoidl: Wir Palliativmediziner werden von den Kollegen für den Luxus beneidet, uns Zeit nehmen zu dürfen. Wenn die Medizin an ihre Grenzen stößt und die Endlichkeit greifbar wird, braucht der Schwerkranke jemanden, der sich Zeit nimmt, der ihn an der Hand nimmt, der ihm Hoffnung gibt.

Sie sagen, dass menschliche Zuwendung innere Heilkräfte aktivieren kann.

Maio: Wer Krankheiten behandelt, behandelt auch einen Menschen. Medizin ist keine Technikanwendung, sondern Beziehungsarbeit. Der ernsthaft Erkrankte hat Angst, er ist ins Bodenlose gestürzt. Als Arzt muss ich diesem Menschen meine Zuwendung schenken. Wenn ich das nicht mache, wird die richtige Behandlung nicht richtig wirken.

Darf oder kann man hoffen, auch wenn eine Krankheit unheilbar ist?

Maio: Hoffnung auf Heilung ist keine Hoffnung. Das ist eine Erwartung. Hoffnung ist vielmehr, einen Sinn in einer Situation zu entdecken, in der alles sinnlos erscheint. Zoidl: Niemand möchte hoffnungslos sein. Auf der Palliativstation hofft man auf eine Nacht ohne Schmerzen, auf die Begegnung mit einem geliebten Menschen oder auf Versöhnung.

Was hoffen Menschen in ihrer letzten Lebensphase?

Maio: Sie hoffen darauf, Spuren zu hinterlassen. Sie hoffen, dass nicht alles vergeblich war, dass irgendetwas bleibt. Kein einziger Mensch hofft in dieser Situation auf Reichtum. Als gesunder Mensch stellt man sich die Diagnose einer unheilbaren Krankheit immer wie das Ende des Glücks vor. Betroffene gehen an die Dinge anders heran, sie haben ein anderes Bewusstsein. Eine schwere Krankheit ist wie ein Brennglas, das aufs Leben gelegt wird.

Und was zeigt sich unter diesem Brennglas?

Maio: Alles wird in dieser Zeit intensiver und bewusster wahrgenommen, und man möchte es kaum glauben: Viele Betroffene berichten davon, erstmals in ihrem Leben das Gefühl zu haben, richtig zu leben. Wird man in dieser Zeit nicht von Ärzten und Pflegepersonen einfühlsam begleitet, kann man natürlich verzweifeln, weil man sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlt, weil man nicht mehr leistungsfähig ist. Dabei müsste man in die Mitte genommen werden, damit man sich nicht wertlos fühlt. Das braucht Zeit, die es oftmals in den Spitälern nicht mehr gibt, wo sich ,Pflege im Laufschritt‘ durchgesetzt hat. Zoidl: Natürlich ist eine schwere Krankheit oft auch Grund für Resignation und eine Phase, in der Suizidgedanken aufkommen, weil man sich als Belastung empfindet. Wenn man aber jemanden hat, der einen an der Hand nimmt, einen verlässlich stützt, dann kann man noch viele Schätze in seinem Leben entdecken. Wichtig ist oft auch die Spiritualität und ein Satz, der mehr bewirken kann, als man meinen möchte: Alles wird gut.

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6  Kommentare
6  Kommentare
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chris001 (887 Kommentare)
am 04.10.2018 18:26

Die beiden Herren haben absolut Recht ..

Die Wirklichkeit sieht aber leider nicht so aus. Kein Mensch .. mit dem es zu Ende geht sollte schmerzen haben müssen. Auch sollte er selbst entscheiden dürfen .. wenn es genug ist .. und sterben will .. dies ist aber leider bei uns nicht einmal ein Thema, was zur Diskussion steht.

Wenn man sich dann noch die Machenschaften dieser Regierung ansieht .. wird es noch viel viel schlimmer werden. Ich bin mir sicher, dass für die Mehrzahl der kranken und Tot Kranken .. kein Geld mehr verschwendet wird . Da wird es ein Abstellkammerl irgendwo im Keller geben .. das ihn keiner hört und auch nicht sieht .. bis zu seinem letzten Atemzug .

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( Kommentare)
am 04.10.2018 17:59

Dabei müsste man in die Mitte genommen werden, damit man sich nicht wertlos fühlt. Das braucht Zeit, auch in der mobilen Betreuung - aber ist gibt Angehörige die das nicht wollen!

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pepone (60.622 Kommentare)
am 04.10.2018 17:46

als ich den Arzt fragte welche Heilung mir bleibt sagte der Orthopäde dass ich mit meinem Hüftgelenkschmerzen leben muss . hmmm.. das war VOLL DANEBEN !

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Big (35 Kommentare)
am 04.10.2018 17:27

Wie wärs mit dem Satz
Sie sind kein Klasse Patient die Chemo ist zu teuer wird nicht bezahlt
Einem 46 jährigem Mann der eigentlich noch weiter Leben wollte trotz Krebs Diagnose .Dieser Patient hat das KH nicht lebend verlassn
Ich habe das selber mitterlebt
Vielleicht sollte man auch Primate oder Dozenten in der hinsicht Schulen

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Big (35 Kommentare)
am 04.10.2018 17:25

Wie wärs mit dem Satz
Sie sind kein Klasse Patient die Chemo ist zu teuer wird nicht bezahlt
Einem 46 jährigem Mann der eigentlich noch weiter Leben wollte trotz Krebs Diagnose .
Ich habe das selber mitterlebt
Vielleicht sollte man aucj Primate oder Dozenten in der hinsicht Schulen

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snugs (1.658 Kommentare)
am 04.10.2018 07:52

Danke für diesen guten Artikel. Erst wenn man selbst in solch einer Situation ist versteht man dass es sehr wichtig ist Hoffnung zu haben.

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