Wer A sagt ...
... muss auch noch C sagen.
Mit dieser abgewandelten Binsenweisheit lassen sich die einzementierten Positionen von Pro bzw. Contra Impfpflicht erklären und begründen. Das C steht in diesem Denkmodell für „Impfpflicht“, das B für „Impfquote“ und das A für das Dogma „Die Impfung ist der einzige Ausweg aus der Pandemie!“. Wer das Dogma A für alternativlos hält, muss eine bestimmte Durchimpfungsrate (Impfquote B) erreichen, um das angestrebte Dogma-Ziel zu erreichen. Ursprünglich 65 Prozent, dann 80 Prozent, neuerdings 90 Prozent Impfquote. Nachdem diese Impfquote bislang nicht annähernd in Reichweite ist, muss man auch noch C (=Impfpflicht) sagen. Die Impfpflicht C ist also eine logische Konsequenz des Dogmas A.
Für Menschen, die neben der Impfung auch noch andere Wege aus der Pandemie zu sehen vermögen, ist die Forderung der allgemeinen Impfpflicht demnach weit über das Ziel geschossen und somit völlig unverständlich. Umgekehrt ist es jenen, die das Dogma A für eine nicht zu hinterfragende Feststellung – also für ein Dogma – halten, geradezu unmöglich, die Impfskepsis der Mitmenschen zu verstehen. Die Impfpflicht-Diskussion kann nur dann konstruktiv geführt werden, wenn erst einmal Einvernehmen darüber herrscht, ob die Impfung tatsächlich der „einzige Weg“ aus der Pandemie ist oder ob sie nur „einer von mehreren Wegen“ ist.
Durch Zufälle – Omikron, ELGA-Datenproblem – wäre momentan ein Zeitfenster für diese dringend notwendige Diskussion ohne Gesichtsverlust für die Politik offen. Selbst das am Sonntag vorgestellte Impfpflichtgesetz ließe noch Raum für diese wichtige Grundsatzdiskussion. Ob die politischen Akteure, die Pandemie-Experten und wir alle diese Chance erkennen und ergreifen werden?