Ein Schlag ins Gesicht
Hemmt das EBEL-Punktesystem das österreichische Eishockey?
Dass mit Daniel Mitterdorfer ein ÖEHV-Teamspieler auf die Straße gesetzt wird, ist ein Schlag ins Gesicht. Für das österreichische Eishockey, für den Spieler und letzten Endes auch für Teamchef Daniel Ratushny.
Was ist passiert? Die Black Wings entschieden sich am Montag für die Verpflichtung von einem weiteren Import-Verteidiger. Grant Lewis ist sein Name. Natürlich wollen wir den US-Amerikaner nicht voreilig verurteilen. Vielleicht ist die zusätzliche Qualität in der Defensive, die Lewis bringen soll, genau jener Baustein, der den Black Wings einen weiteren Titel einbringt. Vielleicht ist es die sportlich richtige Entscheidung - für den Verein.
Vielleicht aber auch nicht. Man muss sich fragen, warum Lewis in München keinen Vertrag erhalten hat? Der Stahlstadt-Club war jedenfalls nur die dritte Wahl des Verteidigers. "Grant Lewis wird sicher etwas Zeit benötigen, um sich in unserem Spielsystem zurecht zu finden. Wir erwarten aber, dass er unserem Team weiterhelfen kann", wird Manager Perthaler zitiert.
Definitiv die falsche Entscheidung ist die Abmeldung von Mitterdorfer für das Nationalteam. Der gebürtige Tiroler gehörte in den vergangenen eineinhalb Jahren zur Stamm-Besetzung unter Daniel Ratushny.
Wie kann man einen Teamspieler auf die Straße setzen?
- Die bisherigen Leistungen: Obwohl die Linzer die beste Defensive der Liga stellen, überstrahlen die Leistungen von Goalie Mike Ouzas ein akutes Problem. Während das erste Verteidigerpaar (Piche/Dorion) und auch Robert Lukas solide Leistungen abliefern, zeigt sich beim Rest der Defensivleute eine latente Schwäche im Spielaufbau sowie im Umschaltspiel. Dass die teils haarsträubenden Fehler nicht öfter zu Gegentoren führen, liegt hauptsächlich an Mike Ouzas, der pro Partie oft gleich mehrere Big-Saves liefert. Fehler leistet sich auch Daniel Mitterdorfer - aber, und das ist der Punkt: Er ist sicherlich nicht der einzige, der in den ersten 20 Runden gepatzt hat. Brett Palin brauchte lange, sich an das hohe Tempo bei Kontern zu gewöhnen. Auch Mario Altmann ist bereits in der Kritik gestanden und hält wie Mitterdorfer bei einer Plus/Minus-Bilanz von -7.
- Das Punktesystem: Will man einen zusätzlichen Import holen, muss Platz am Punktekonto geschaffen werden. 60 Punkte darf ein EBEL-Team maximal haben. Je nach Erfahrung und Alter belastet ein Spieler einen Verein mit 0 bis 4 Punkten. Die Obergrenze liegt bei 60 Punkten pro EBEL-Team. Die Berechnung der Punkte pro jeweiligen Spieler ist hochkomplex und öffentlich nicht einsehbar. Insider sprechen von 1,5 freien Punkten im Kader der Linzer. Soviel steht aber fest: Weil sich im Fall der Black Wings Fechtig, Mayrhauser und Kirchschläger durch ihr Alter (unter 24) und damit 0 Punkten nicht am Punktekonto bemerkbar machen, scheiden sie in der Abgangs-Frage aus. Mitterdorfer verbraucht laut seinen eigenen Angaben 2,5 Punkte. Die Wahl kann also, wenn kein Legionär getauscht wird, nur einen Österreicher betreffen.
- Der Legionärs-Bonus: Import-Spieler sind die Essenz in der Erste Bank Eishockeyliga. Ihre Qualität kann Meisterschaften entscheiden. Das war schon immer so. Einheimische Cracks finden sich meist erst in Linie zwei, drei oder vier. Das hebt zum einen die sportliche Qualität der Liga, besiegelt aber andererseits für das ÖEHV-Nationalteam ein Dasein als Fahrstuhl-Nation. Das Eishockey-Nationalteam verfügt über wesentlich weniger Legionäre, als das beispielsweise derzeit beim ÖFB-Team der Fall ist. Und das liegt zum einen an den Nachwuchs-Abteilungen, zum anderen aber ganz klar an der Liga - inklusive dem Punktesystem. Ab einem Alter von 24 Jahren müsste ein Österreicher die Leistung eines Legionärs bringen, um die Eiszeit zu bekommen, die dem Nationalteam weiterhelfen würde.
Wie man das ändern kann? Die Punkteregel gibt es bereits seit der Saison 2007/08. Grundsätzlich ist das aktuelle System nicht das schlechteste, allerdings bräuchte es zusätzliche Adjustierungen, um das österreichischen Eishockey nach vorne zu bringen. Vielleicht würde ein sportlicher Schlag ins Gesicht, wie beispielsweise ein Nicht-Aufstieg aus der B-WM, zum Umdenken anregen.
lt. Homepage von Black Wings.
Im Kader sind 11 Nordamerikaner
und 15 Österreicher.
Das ist eine Katastrophe für das österr. Eishockey. Wenn jeder einen Schritt in Richtung Österreich machen würde und nur max. 3-5 Ausländer genehmigt wären, dann würde auch wieder Chancengleichheit herrschen.
"Endlich sind wir erlöst"
so lautet eine SMS die ich heute bekommen habe und ich kann mich dem nur anschließen; die Leistungen von Herrn Mitterndorfer in den letzten beiden Jahren waren schlichtweg katastrophal;
Vielen Dank an die Verantwortlichen; dieser Schritt war überfällig
Die Entscheidung ist hart, sie wurde aber sicher von den Verantwortlichen nach gründlicher Überlegung getroffen. Wenn Mitterdorfer genügend Qualität aufweist wird er schnell einen neuen Verein finden.
Natürlich zeigen bei den Linzern auch andere Verteidiger Schwächen. Die Entscheidung welcher Spieler gehen muss hängt aber sicher, neben der spielerischen Leistung, auch mit der vertraglichen Situation der einzelnen Verteidiger zusammen. Hart für Mitterdorfer, aber so ist eben das Leben im Profisport.
Aus diesem Grund eine künstliche Aufregung bezüglich des Nationalteams herbeizuschreiben ist sinnlos.
Im Fußball ist unser Nationalteam stark weil viele Leistungsträger im Ausland tätig sind. Diese Möglichkeit steht den österreichischen Eishockeyspielern ja auch offen, aber dazu ist ihr Leistungsniveau anscheinend zu gering um attraktiv zu sein. Man muss bei der Jugendarbeit ansetzen um in Zukunft besser zu werden und nicht wegen einem 26 jährigen Spieler jammern.
Harte Entscheidung?
Die falsche Entscheidung!
Natürlich hat Mitterdorfer Fehler gemacht. Wie auch Palin. Und Altmann. Gerade die beiden letztgenannten haben enttäuscht. Warum hat keiner von diesen beiden gehen müssen?!
Die Black Wings sind kein Verein wie die Bullen aus Salzburg, die Hire-and-Fire zelebrieren. Nein, mein Verein hat eigentlich immer Spieler gestützt, will eine langjährige Partnerschaft mit seinen Cracks. Das erinnert mich irgendwie an Bayern München. Hoeneß und Co. kümmern sich um die Ex-Spieler (Müller usw.).
Umso unverständlicher ist nun das Feuern des Nationalteamspielers Mitterdofer. Der ist jung, hat Potential und wäre mit Sicherheit gerne in Linz geblieben. Altmann? Der ist bald wieder weg. Ebenso Palin. Und McLean und DaSilva (der wirklich eine Katastrophe ist).
Weißt du überhaupt, wovon du schreibst???
Einzig bei Altmann bin ich halbwegs bei dir. Beim Rest muß ich deine Eishockey Kompetenz leider etwas anzweifeln. Beispiel Mitterdorfer "...jung, hat Potential..." - ?? Jung ist relativ (26), und Potential hat er seit Jahren, das Problem ist nur, dass er es niemals ausgeschöpft hat und in der EBEL auch in Zukunft nicht mehr ausschöpfen wird. In den letzten beiden Jahren war bei ihm leider absoluter Stillstand in der Entwicklung.
Es ist mir durchaus bewusst, dass Statistiken nicht immer alles aussagen, aber als zusätzliche Untermauerung sind sie ok:
+/-:
Palin hat immerhin eine +4, im Vergleich dazu Mitte -5, und Altmann -6. Palin hat sich mMn immerhin etwas entwickelt.
Punkte:
McLean hat 19 Pkt., DaSilva 18 Pkt. Zum Vergleich Kozek 22 Pkt., Hisey 13 Pkt.
Also DaSilva als "Katastrophe" zu bezeichnen, ist ein ziemlich starkes Stück, der ist drittbester Punkte-Scorer bei den Linzern.... - was ist denn dann Mitterdorfer?? Eigenartige Logik...