Opatija: Der Sehnsuchtsort der Monarchie
"Das Wien am Meer": Die meisten Urlauber fahren heute per Auto nach Opatija – die ersten Sommergäste kamen wie Kaiser Franz Joseph mit dem Zug und Salonwagen. OÖN-Leser können im Oktober auf ihren Spuren wandeln.
Ursprünglich war Opatija (früher italienisch Abbazia), in der Region Kvarner in Kroatien, ein kleines Fischerdorf. Heute hat es 10.465 Einwohner. Durch den Anschluss an das einstige K.-u.-k.-Eisenbahnnetz (Südbahn über den Semmering nach Ljubljana, Triest und weiter nach Rijeka) wurde es zu einem Sehnsuchtsort der Habsburgermonarchie – und ist es bis heute für viele Österreicher geblieben.
Die kroatische Riviera punktet noch immer mit dem zeitlosen Charme der Monarchie, dem Meer und der exquisiten Lage vor den Inseln Krk, Rab und Cres. 600 Kilometer sind es von Wien nach Opatija – wer über die finanziellen Mittel verfügte, reiste damals zur Zeit von Kaiser Franz Joseph im Salonwagen. Das können OÖN-Leser ihm nachmachen und bei unserer Leserreise im Oktober den Nostalgiezug nehmen. Alle Informationen dazu finden Sie im Kasten ganz unten.
Die Anziehungskraft der malerischen Küstenstadt ist bis heute gleich geblieben und hat dieselben Gründe: Die Vorzüge des Klimas und die heilende Wirkung der Aerosole der Meeresluft – in subtropischer Vegetation – verhalfen Opatija dazu, 1889 offiziell zum "Curort" ernannt zu werden. Rasch etablierte sich die neu entdeckte Riviera zum bedeutendsten "Seebad der Monarchie" – auch liebevoll das Wien am Meer genannt. Rasch wurde es zu einem der luxuriösesten Reiseziele der damaligen Zeit. Nicht nur der Adel folgte Sisi und Kaiser Franz Joseph an die Adria, sondern sogar die Torten der K.-u.-k.-Zuckerbäcker. Die Mehlspeisen wurden ebenfalls per Eisenbahn, aber gekühlt von Wien nach Opatija transportiert, was mehrere Tage dauerte. Doch so konnten Kurgäste dort ein Stück Heimat genießen.
Die Königin der Promenaden
Opatija ist voll von Geschichten über bemerkenswerte Menschen, die hier herkamen, lebten oder nur kurz zu Gast waren: von der Tänzerin Isadora Duncan über Tschechow, Molnár, Lehár, Puccini und andere bis zu Leo Sternbach, einem Apotheker aus Opatija, der später in den USA beziehungsweise der Schweiz Valium erfand. Im übertragenen Sinne wurde die "Erholung" Opatijas auf diese Art internationalisiert. Mondän war der Ort aber immer schon. Das österreichische Erbe erkennt man in der Küstenstadt auf Schritt und Tritt: Es gibt Wiener Cafés und eine Vielzahl an historischen Villen im Stil der Belle Epoque und im Jugendstil. Eine der prominentesten, im pittoresken Zentrum gelegenen ist das Grandhotel Kvarner – ein imposanter Bau, gerade frisch renoviert.
Daneben gibt es prachtvolle Parks mit einer ungewöhnlichen Pflanzenvielfalt, die die Einheimischen zu Recht ein Juwel nennen. Nirgendwo sonst an der Adria gibt es einen direkt am Ufer verlaufenden, zwölf Kilometer langen Promenadenweg. Der passende Name: "Kaiser-Franz-Joseph-Promenade". Fast wähnt man sich in Gmunden – nur mit Meer statt Traunsee. Doch Opatija ist nicht nur in der glorreichen Vergangenheit verhaftet geblieben: Längst wird hinter restaurierten Fassaden moderner Reisekomfort geboten, und die Restaurants werden international als mediterrane Entdeckungen gefeiert – von der traditionellen Konoba (früher Keller, heute kleine einheimische Restaurants) bis zum Haubenlokal. Davon, dass Opatija auf der Halbinsel Istrien liegt, profitiert auch die Küche: Die Region ist bekannt für die exzellenten Scampi der Kvarner Bucht und Austern.
Igor – der Taxifahrer
Eines der schönsten Restaurants mit Meerblick, außergewöhnlichem Design und vielen Gourmet-Auszeichnungen ist das Restaurant Bevanda im Zentrum. Wer hier das Menü nimmt, macht nichts verkehrt – schon die mediterranen Vorspeisen sind ein Gedicht. Dazu sollte man sich ein Glas des typischen istrischen Weins Malvasia gönnen (Tipp: von der Winzerfamilie Radovan oder einen frischen aus dem heurigen Jahr von Benvenuti). Zur Verdauung bietet sich ein Spaziergang auf der kaiserlichen Promenade an – und ein Einkauf im Souvenirmarkt.
Taxifahrer Igor kennt in Opatija alle: Er weiß, wer gerade welches Hotel gekauft hat, warum die Älteren ihre Häuser oft für gutes Geld verkaufen und für ihren Lebensabend in die Hügel ziehen. "Als ich zur Schule ging, hatten wir sechs Klassen, jetzt sind es zwei", sagt er. Dafür sind es heute so viele Urlauber, die hier Erholung suchen, wie es sich sogar der Kaiser wohl nicht erträumen ließ. Einen Übernachtungstipp hat Igor auch: Das Designhotel Navis gehört einem Einheimischen und wurde etwas außerhalb der Stadt spektakulär an den Felsen gebaut – es hat einen Strand sowie einen atemberaubenden Meerblick von jedem Zimmer. "Gut essen kann man da auch." Falstaff-ausgezeichnet, versteht sich in der Region fast von selbst.
Nur 15 Minuten zu Fuß entfernt ist das Fischerdorf Volosko – hier kann man wie einst in der Sommerfrische flanieren und die Meeresbrise genießen. Wer Hunger hat, sollte unbedingt in der Osteria Veranda Station machen. Außergewöhnliches (Fisch-)Essen zu demokratischen Preisen: Das hätte auch dem Kaiser geschmeckt.
Infos zur OÖN-Leserreise und Tipps für die Region
Die kroatische Küstenstadt Opatija liegt in der Kvarner Bucht, nur wenige Kilometer von der 100.000-Einwohner-Stadt Rijeka entfernt, davor sind die Inseln Cres, Rab und Krk. kvarner.hr
- Übernachtung: In Opatija gibt es eine Vielzahl an Hotels, manche noch mit K.-u.-k.-Charme wie das Kvarner Hotel. Ein außergewöhnlicher Hoteltipp ist das Fünfsterne-Boutiquehotel Navis direkt am Meer und Felsen – etwas außerhalb und in der Nähe des kleinen Fischerdorfes Volosko. Doppelzimmer ab 190 Euro. Die Küche ist von Falstaff ausgezeichnet. hotel-navis.hr
- Die dritte OÖN-Leserreise mit Nostalgiezug ab Linz findet heuer von 6. bis 10. Oktober statt – dieses Mal ist Biogärtner Karl Ploberger mit dabei. Preis ab 949 Euro inklusive Zugfahrt, Programm und Übernachtung im Viersternehotel mit Frühstücks- und Abendbuffet.
Info/Buchung: Moser Reisen, 0732/2240-50, moser.at,
nostalgiezug@moser.at
Traumhaft schön, mit Glanz, Stil und Geschichte. Wie könnte es sein, wenn die Monarchie noch wäre?
Beschissen. Daher wurde sie auch abgeschafft.
Genau, besser wäre gewesen wenn wir nach Ende der Monarchie den Bolschewismus bekommen.