Lorbeerwälder und Vulkane
Sie wird "Isla bonita" (die Hübsche) genannt, auch "Isla verde" (die Grüne), und beides trifft gleichermaßen auf das Wander- und Bikeparadies La Palma am Westrand des kanarischen Archipels zu. Von den Vulkanen bis zum Meer waren Sabine Neuweg und Alois Peham unterwegs.
Ulrika, die Besitzerin von Casa Camiquela, wartet beim Restaurant Asterio in La Galga auf uns. Studium und die Liebe haben die gebürtige Deutsche nach La Palma verschlagen. Sie vermietet drei Häuschen an den Hängen hoch über dem Meer. Mit Freunden haben wir für den ersten Teil unserer Inselerkundungen diese Casa turismo rural – renovierte kleine Bauernhäuser – gebucht. Zwei Hühner versorgen mit frischen Eiern, Bananen und Avocados stehen zur freien Entnahme bereit, und den morgendlichen Vitaminkick holen wir uns mit süßen Orangen von den Bäumen unter den Appartements. Paradiesisch.
Und paradiesisch scheint die ganze Insel zu sein, zumindest für Aktivurlauber und jene, die große Hotelburgen eher meiden. Mehr als 1000 Kilometer an Wanderwegen sind beschildert. Daneben gilt La Palma auch als Top-Destination für Mountainbiker.
Beschaulich präsentiert sich der Hauptort Santa Cruz de la Palma bei einem Bummel durch die Fußgängerzone mit ihren historischen Häusern und Palästen aus dem 16. Jahrhundert. Ein Besuch in der Markthalle endet mit einer Piña Colada, die mit dem frisch gepressten Saft aus Zuckerrohrstangen und dem Rum der Insel köstlich schmeckt. Der zweite größere Ort, Los Llanos de Aridane, liegt im fruchtbaren Westen mit seinenWeingärten und Bananenplantagen, die bis zu den Badestränden am Meer reichen. Hier haben wir uns für den zweiten Teil der Reise einquartiert.
Die erste Wanderung führt uns zum Cubo de la Galga. Durch dichte Vegetation mit von Kletterpflanzen und Farnen umrankten Lorbeerbäumen führt der beschilderte Weg hinein in den Barranco (Schlucht) de la Galga und hinauf zum Mirador de la Somada Alta, ein auf 770 Meter hoch gelegener toller Aussichtspunkt. In einem Bogen führt der Weg wieder hinab in die mit dichtem Grün umrankte Waldregion (Gehzeit: 3 Stunden mit 550 Höhenmetern).
Gefahrloser Badespaß
Eine zweite Tour bringt uns einem anderen Teil der Landschaft und Vegetation von La Palma näher. Im Nordosten der Insel locken Naturbadebecken. In von der Kraft des Meeres geformten Vertiefungen im Fels entstanden durch Abmauerungen Badebecken, die von der immer wieder über die Mauern schwappenden Brandung mit Frischwasser versorgt werden. Ein gefahrloser Badespaß ist garantiert – zum Beispiel in La Fajana. Von hier führt ein Weg erst durch eine karge Kakteenlandschaft, später durch eine der zahlreichen Bananenplantagen teilweise steil hinauf nach Barlovento. Nach der Stärkung in einer Bar geht es auf einem anderen Pfad wieder hinab zur abschließenden Erfrischung im Naturbecken (Gehzeit: 2,5 Stunden, 600 Höhenmeter).
Im Nationalpark Caldera de Taburiente lässt sich mit zwei ausgedehnten Wanderungen die Faszination dieses mit neun Kilometern Durchmesser zu den größten Kraterkesseln der Welt zählenden Vulkans eindrucksvoll erleben. Schon die Auffahrt zum Gipfel des 2426 Meter hohen Roque de los Muchachos ist durch die sich vom Meer weg ständig ändernde Vegetation ein Schauspiel. Oben angekommen, macht das Kraterrund mit den bizarren Felsgebilden sprachlos. Eine Wanderung auf Felspfaden entlang des Kraterrandes belohnt mit immer neuen Eindrücken. Wir wandern hinüber bis zum Pico de la Cruz, wo wir ein zweites Auto geparkt haben, es lohnt aber auch, den Weg wieder zurück zu gehen (Gehzeit: 3 Stunden mit 400 Höhenmetern).
Schlucht der Ängste
Mit dem Taxi, das am Parkplatz im Barranco de las Angustias wartet, geht es auf einer schmalen Serpentinenstraße auf 1030 Meter Höhe nach Los Brecitos. Hier beginnt die bestens beschilderte Entdeckungstour in die Caldera. Auf breiten Wegen steigt man durch Kiefernwälder hinab zum Flussstrand Playa de Taburiente mit dem Nationalparkinfohaus, und weiter abwärts den Fluss Taburiente entlang. Ein Abstecher führt zum Wasserfall Cascada de Colores mit den durch eisenhältiges Wasser bunt verfärbten Steinmauern. Nach Dos Aguas folgt man der "Schlucht der Ängste" (Barranco de las Angustias) teils im Bachbett, teils auf Pfaden über der Schlucht zurück zum Parkplatz (Gehzeit: 5 Stunden mit 1000 Höhenmetern im Abstieg).
Die Ruta de los Volcanes ist eine der großartigsten Touren der Insel. Dabei überschreitet man die Vulkankette der Cumbre Vieja, die La Palma im Süden der Insel in eine Ost- und eine Westseite trennt. Schwarzroter Sand, aus dem Pinien wachsen, prägt die Landschaft. Wir waren zu Fuß und mit dem Rad unterwegs. Beide Touren starten am El Pilar Pass auf 1440 Metern durch unvergleichliche Landschaft zum Pico Nambroque (1922 m).
Die Spuren der Brände von 2009 und 2012 sind an den Bäumen noch zu sehen, aber die Vegetation erholt sich nach und nach. Die Tour mit dem Mountainbike haben wir bei Bike & Fun La Palma in Los Llanos gebucht. Auf teilweise sandigen Pisten, die Konzentration erfordern, geht es entlang der Ostseite der Vulkane hinab bis Fuencaliente, das an der Südspitze hoch über dem Meer liegt.
Nach einer kurzen Wanderung hinauf zum Vorzeigekrater des San Antonio radeln wir durch die karge Lavalandschaft unter dem Teneguia, La Palmas jüngstem Vulkan, bis zum Leuchtturm und zu den Salinen von Fuencaliente. Entlang der Küste rollen wir durch Bananenplantagen bis zum Endpunkt der Tour, dem kleinen Fischrestaurant Zamora, wo wir nach 42 Kilometern mit einem köstlichen Drachenkopf belohnt werden.
La Palma
Reiseführer: „La Palma“ von Irene Börjes mit vielen Wandertipps, Michael Müller Verlag; „Rother Wanderführer: La Palma“ von Klaus und Anette Wolfsperger mit 69 Küsten- und Bergwanderungen
Karte: Kompass Wander- und Radkarte 1:50.000
Anreise: am besten mit dem Flugzeug, die Fährverbindungen zu den Inseln der Kanaren sind teurer
Unterkunft: viele Ferienhäuser und Appartements für Individualreisende Angebote für Pauschalreisen findet man in Reisebüros, Mountainbikes werden in den Hauptorten vermietet, es werden auch geführte Touren angeboten
www.visitlapalma.es
www.senderoslapalma.com