Die Kunst der Wellenreiter
Auf der Kanareninsel Fuerteventura entdecken Surfer ihre Liebe zur Kunst. Und so ganz nebenbei engagieren sie sich dabei auch für die Umwelt.
Julian Blasco widmet sich der Kunst – immer dann, wenn die Wellen an der Playa de Castillo im kleinen Ferienort El Cotillo wieder nicht hoch genug sind. Der 32-jährige Franzose läuft mit Adleraugen den Strand entlang, entdeckt hier ein Stück Seil, ein Stück eines alten Fischernetzes, da einen vergessenen Turnschuh, eine angeschwemmte Büchse und dort zerborstene Holzstücke. Die Fundstücke recycelt er zu kunstvollen Objekten und Bildern.
Dass er gleichzeitig noch den Strand sauber hält, ist für ihn ein wertvoller Nebeneffekt. "Unser Alltag ist voller Kunststoff, das Meer inzwischen leider auch", sagt Blasco. Es gibt keinen Quadratkilometer Meerwasser mehr ohne Plastik. Vieles davon wird an die Strände gespült. Das Clean Ocean Project in El Cotillo, wo Julians Kunst verkauft wird, ist ein Zusammenschluss junger Aktivisten, die eines eint: die Liebe zum Meer. Seit 2002 säubern sie immer wieder die Strände auf der Kanareninsel.
Julian Blasco sammelt alles, was an die Strände gespült wird, und macht daraus seine Recycling-Kunst.
Wie viele kam Julian, ein ehemaliger Kunststudent aus Aix-en-Provence, um zu surfen. Und er ist hängengeblieben. Das einfache Leben gefällt ihm und auch die Einfachheit der Landschaft. Manche Urlauber bezeichnen Fuerteventura als karg und langweilig. Das kann er nicht verstehen. Gerade die kahlen Berge, die je nach Tageszeit und Licht ihre Farben verändern, faszinieren ihn ebenso wie das Meer.
Kuki wohnt nur ein paar Kilometer weiter in Villaverde im Landesinneren. Die beiden kennen sich nicht. Dabei haben sie viel gemeinsam. Beide sind Surfer, beide sind Künstler, beide engagieren sich für die Umwelt. "Skeleton Sea" ist das Projekt von Kuki, das er als grünes Kunstprojekt mit zwei anderen Surfern gegründet hat, spektakuläre Kunstwerke aus Meeresmüll sind das Ergebnis.
Ein bunter Hund
Luis de Dios, wie er richtig heißt, ist das, was man als bunten Hund bezeichnet, ein Tausendsassa. Jahrelang reiste er als Model durch die Welt. Heute entwirft er Outfits für internationale Sportmodefirmen und designt – knallbunt und abstrakt – Surfbretter und Snowboards. Sport ist seine Leidenschaft: Er surft, er ist mit dem Bike unterwegs, er ist Snowboardfahrer. Geboren wurde er in Alicante, aufgewachsen ist er in Tarifa, dann verbrachte er einige Jahre auf Hawaii. Die Wellen seien fantastisch gewesen, aber er mochte den Lebensstil der Amerikaner nicht. Vor zwölf Jahren kam er nach Fuerteventura. Heute sagt er: "Hier ist immer Sommer, und die Insel ist cool und entspannt." Sein Haus hat er selbst entworfen und selbst gebaut. Im Garten liegen Hunderte Holzstücke, Eisenteile, Fischdosen – alles Fundstücke vom Strand, die noch zu Kunstobjekten verarbeitet werden sollen oder auch nicht. Denn Kuki, inzwischen über 40, lebt immer noch nach dem Lustprinzip: "Vielleicht kaufe ich mir morgen einen Camper und fahre um die Welt." Warum nicht? Die Fundstücke im Garten werden schließlich nicht schlecht.
Luis de Dios hat das Projekt Skeleton Sea gegründet, mit dem er die Umwelt schützt.