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Von klein auf ein Abenteurer

Von Bernhard Lichtenberger, 24. November 2015, 00:04 Uhr
Von klein auf ein Abenteurer
Kulinarischer Selbstversorger mit Pfeil und Bogen Bild: Gschwendtner

In jungen Jahren lebte Gerhard Gschwendtner wie die Indianer und die Goldsucher. So richtig sesshaft ist der 47-jährige Goiserer bis heute nicht geworden.

Mit dem Müssen hat es der Goiserer Gerhard Gschwendtner nicht so. Schon als Bub sah er nicht ein, wieso man stundenlang in einer Klasse sitzen musste, wo doch draußen schönes Wetter köderte. Auch das, was landläufig als normales Leben kursierte, focht ihn nicht an. Während seine Mitschüler ausschnapsten, ob sie Elektriker oder Schlosser werden wollten, träumte der nicht zu groß gewordene 15-Jährige davon, als Jockey in Wien auf die Trabrennbahn zu gehen.

Die Eltern verwehrten es ihm. "Also habe ich eine Lehre als Sportartikelverkäufer durchgedrückt – und gewusst, sobald ich 18 bin, lass’ ich mir von niemandem mehr vorschreiben, was ich tun kann und was nicht", sagt der 47-Jährige. Der Freiheits- und Abenteuertrieb war nicht zu zügeln. Nach dem Bundesheer flog er nach Kanada, "um einmal so zu leben wie die Indianer, mit Pferden, Wildnis und langen Haaren".

Mit Pfeil und Bogen

Recht blauäugig sei er damals noch an diese Sache herangegangen, vor allem, was die Vorbereitung betraf – "und so waren manche Tage lässig, manche furchtbar". Mit Pfeil und Bogen, Pferden und einem Tipi zog er ein Vierteljahr durch die Landschaft. Weitere drei Monate verbrachte er damit, sich als Holzfäller zu verdingen oder mit dem Kanu neue Ufer zu erkunden.

Kälter, weiter, schwieriger – diese Eigenschaften musste in Gschwendtners jungen Jahren ein Abenteuer haben, um als solches zu gelten. Ein Jahr nach seinem "Indianer-Ausflug" zog es ihn erneut über den großen Teich. Er wollte erfahren, wie es den Glücksrittern ergangen war, die in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts dem Goldrausch ins kanadische Yukon Territory folgten. Wie sie schlug er am Bennett Lake für acht Monate sein Lager auf, um in einem Baumwollzelt zu überwintern.

"So gut wie mir ist es ihnen wohl nicht gegangen", sagt er und grinst, "denn die meisten hatten keine Frau dabei." Der Goiserer Trapper schon. Barbara, die er bei einem seiner Reisevorträge kennengelernt hatte und die die Mutter seines ersten Kindes werden sollte, begleitete ihn und zwei Hunde in die Einschicht. "Heute hätte ich ein Satellitentelefon dabei, damals habe ich nicht einmal daran gedacht, ein Funkgerät mitzunehmen", sagt Gschwendtner. Statt einer Motorsäge vertraute er auf Handarbeit. "Ich habe unheimliche Mengen an Holz gehackt, was wurscht war, weil man den ganzen Tag eh nichts zu tun hat." Bei minus 50 Grad heizten zwei Fasslöfen durch, alle zwei Stunden musste rund um die Uhr nachgelegt werden. Damit es nachts ein bisschen wärmer wurde, durften die Hunde mit ins Bett.

Eine Erkenntnis nahm der Abenteurer mit nach Hause: "Wenn zwei Menschen so abgeschieden wohnen, kommt man drauf, dass Konflikte zu nichts führen." In der Wildnis sage keiner "Ich geh’ jetzt!", um der emotionalen Turbulenz ein Ventil zu geben, "denn wo willst du denn hingehen?" Sich stundenlang gegenüberzusitzen und sich anzuschweigen, bringe auch nichts. Die Moral dieser Beziehungsgeschichte: "Regle es gleich, dann ist es erledigt."

Bis zu seinem Dreißiger trieb sich Gerhard Gschwendtner in der Welt herum, führte Touren im In- und Ausland. Und hielt Vorträge. Bis es ihm nicht mehr taugte, von einem Abenteuer hundert Mal zu erzählen. Er machte sich selbstständig und baute in Goisern einen Schulsportwochenbetrieb auf – mit 22 Aktivitäten, vom Canyoning bis zum Überlebenstraining. Als ihn der Gedanke, es könne einmal etwas passieren, nicht mehr schlafen ließ, sattelte er wieder um.

Als Veranstalter von Vorträgen stieg er ins Konzertgeschäft ein und organisierte Hubert von Goiserns Wirtshaustour. Erfahren in den Ländern des Nordens, begleitet er den musizierenden Landsmann zwei Mal nach Grönland, zuletzt als Produktionsleiter für einen "Bergwelten"-Film, der Hubert von Goisern und den Extremkletterer Alexander Huber zu einem eisigen Berg führt (4. Dezember, 20.15 Uhr, ServusTV).

An weiteren Filmprojekten wird getüfelt. Er will grönländische Inuit begleiten, die einmal im Jahr in Seekajaks auf traditionelle Art mit Harpunen Jagd auf einen Narwal machen. Außerdem möchte er in Kanada und Alaska Aussteiger besuchen, "um herauszufinden, warum sie der sogenannten angenehmen Zivilisation den Rücken kehrten und in ein unwirtliches, abgeschiedenes Leben zogen", sagt Gschwendtner, der eben erst in einem Häuschen in Goisern ein bisschen sesshaft geworden ist. "Jetzt bin ich in dem Alter, in dem ein gutes Basislager super ist, wo’s warm ist und wo meine Familie wohnt."

Gerhard Gschwendtner veranstaltet an diesem Wochenende "Das Festival der Abenteurer" im Pfarrsaal Bad Ischl: Thomas Huber – Sehnsucht Torre: heute, 21. 11., 18 Uhr; anschließend Live-Konzert mit Huber und seiner Band "Plastic Surgery Disaster" Die große Reise – Abenteuer Weltumrundung: 22. 11., 17 Uhr

 

Zur Person

Name: Gerhard Gschwendtner lebt mit seiner Frau Ursula Steinbauer und Sohn Felix (3) in Bad Goisern, Sohn Matthias (22) stammt aus einer früheren Beziehung.
Beruf: Unternehmer und Abenteurer
Internet: www.pathfinder-events.at

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