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„Zum Schluss wog ich nur noch 30 Kilo “

Von Von U. Griessl, 20. März 2013, 00:04 Uhr
„Zum Schluss wog ich nur noch 30 Kilo “
Barbara S. und Jürgen Holzinger, Chef des Vereins „Chronisch krank“. Dieser Verein bietet unter anderem eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Essstörungen an. Bild: OÖN

Seit ihrem 15. Lebensjahr leidet Barbara S. an Magersucht, heute ist die Psychologie-Studentin 24 Jahre alt und bezeichnet sich als „fast gesund“. Den OÖNachrichten hat sie ihre Krankengeschichte anvertraut.

Barbara S. ist eine hübsche junge Frau, mit flottem Kleidungsstil, halblangem, blondem Haar und fröhlichem Gesichtsausdruck – eine Studentin, die ihr Leben in vollen Zügen genießt, könnte man meinen. Nichts an der 24-jährigen Linzerin lässt erahnen, dass sie die vergangenen neun Jahre damit verbracht hat, gegen eine lebensbedrohliche Krankheit anzukämpfen. Barbara S. leidet seit ihrem 15. Lebensjahr an „Anorexia nervosa“, auch Magersucht genannt. Nach einer Vielzahl an Therapien in Österreich und in Deutschland bezeichnet sich die Studentin heute als „fast gesund“.

Immer kleinere Portionen

„Begonnen hat alles damit, dass ich mich in der Pubertät nicht mehr wohl in meinem Körper fühlte, ich bekam weibliche Rundungen, die mir überhaupt nicht gefielen“, erzählt S. Also beschloss das Mädchen ein paar Kilo abzunehmen. „Zuerst habe ich nichts mehr genascht, dann habe ich nur noch Obst und Gemüse gegessen“, erinnert sich die 24-Jährige. Die Tatsache, dass ihre Diät rasch Wirkung zeigte, gefiel der Schülerin. Sie genoss die Komplimente ihrer Freunde und Schulkolleginnen und machte weiter. „Ich begann immer kleinere Portionen zu essen, bis ich schon ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich einen ganzen Apfel zu mir genommen hatte“, erzählt die 24-Jährige. Ihr gesamtes Leben drehte sich nur noch ums Essen, oder besser gesagt, um den Verzicht darauf.

„Natürlich machten sich meine Eltern Sorgen, aber egal, was sie sagten, es prallte an mir ab, ich genoss das Gefühl, das erste Mal in meinem Leben nicht das ewig brave und angepasste Mädchen zu sein, sondern zu rebellieren“, schildert S. ihre damaligen Gefühle.

Doch als die 1,56 Zentimeter große Schülerin nur noch 34 Kilogramm wog, sahen sich ihre Eltern gezwungen, ihre Tochter gegen deren Willen ins Krankenhaus zu bringen. „Dafür bin ich ihnen heute extrem dankbar, auch wenn ich damals eine Riesenwut auf sie hatte“, gesteht S. Die junge Frau ist überzeugt, dass sie ohne professionelle Hilfe niemals aus „diesem Teufelskreis“ herausgefunden hätte. Denn obwohl sie extrem ausgezehrt und abgemagert war, empfand sich die Linzerin damals noch immer als zu dick. „Zum Schluss hatte ich schon bei jedem Bissen Apfel Panik zuzunehmen, es ging mir psychisch und körperlich extrem schlecht, mir war nur noch kalt, und ich war schrecklich müde, aber ich war trotzdem nicht bereit, wieder zu essen“, erinnert sich S. Drei Mal wurde das Mädchen in einer Spezialklinik in Kärnten behandelt. „Zuletzt lag ich mit 30 Kilo in der Intensivstation“, sagt S. Aus Angst um ihr Leben beschlossen die Eltern der damals 19-Jährigen, ihre Tochter zur Behandlung nach Nord-Deutschland zu bringen. „Dort bekam ich Gott sei Dank die Therapie, die ich brauchte, endlich wurde nicht immer nur über mein Gewicht geredet, sondern auch über andere Dinge, die mich bewegten“, sagt S.

„Habe viel versäumt“

Nach einem Jahr in der Klinik in der Lüneburger Heide zog S. in eine betreute Wohngemeinschaft in der Nähe des Spezialkrankenhauses. „Dort war ich drei Jahre, machte die Schule fertig und arbeitete hart daran, mein Essverhalten in den Griff zu bekommen“, erzählt die Linzerin. Vor zwei Jahren kehrte S. wieder nach Österreich zurück. Sie studiert jetzt Psychologie und genießt ihre Freiheit. „Durch die Magersucht habe ich so viel versäumt, deshalb gehe ich extrem gern fort und treffe mich so oft ich kann mit Freunden“, erzählt S. Über ihre Krankheit sagt sie: „Meine Zwänge sind noch nicht ganz überwunden, aber ich halte mein Gewicht. Mein großes Ziel ist es, mein Leben zu meistern und glücklich zu werden.“ Um diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, nimmt die junge Frau weiterhin psychologische Betreuung in Anspruch.

Der Verein „Chronisch krank“ bietet Menschen mit Essstörungen die Möglichkeit, sich in Selbsthilfegruppen auszutauschen. Tel. 0676 / 745 11 51, www.chronischkrank.at.

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