Stammzellen: Babys Mitbringsel
Aus der Nabelschnur lassen sich kostbare Stammzellen gewinnen. Damit sind zum Beispiel Krebserkrankungen oder kindliche Hirnschädigungen behandelbar.
Vorsorge kann bereits direkt nach der Geburt beginnen: Denn wer Stammzellen aus dem Nabelschnurblut gewinnen und einfrieren lässt, kann später davon eventuell profitieren. Die wichtigsten Fakten erklärt Stammzellenexperte Michael Feuchtmüller von der Vita 34 AG, der größten Stammzellbank im deutschsprachigen Raum.
Was sind Stammzellen?
Sie sind die Bausteine des Lebens, die Urzellen eines Menschen. Aus Stammzellen entwickeln sich alle menschlichen Gewebe und Organe wie Haut, Muskeln, Knochen, Nerven oder Blutbestandteile. Außerdem sind sie für die Regeneration bei Krankheiten und für die Reparatur bei Verletzungen verantwortlich.
Wo kommen sie beim Menschen vor?
Meist unterscheidet man embryonale von adulten Stammzellen. Die embryonalen Stammzellen sind nur in der ersten Zeit nach der Befruchtung vorhanden. Nach der Geburt befinden sich in den meisten der Gewebe Stammzellen, um Wachstum und Regeneration zu gewährleisten. Man weiß jedoch heute, dass Stammzellen mit uns zusammen altern und durch Krankheiten oder äußere Einflüsse Schaden nehmen können. Wir können die jüngsten und vitalen adulten Stammzellen für eine individuelle Gesundheitsvorsorge aufbewahren.
Warum sind Stammzellen von Neugeborenen besonders wertvoll?
Die Nabelschnur eines Neugeborenen enthält zum einen blutbildende Stammzellen im Blut und zum anderen befinden sich die sogenannten mesenchymalen Stammzellen in der bindegewebigen Schicht der Nabelschnur selbst. Diese Stammzellen sind vital, unbelastet und in der Regel virenfrei. Sie weisen weder alters- noch erkrankungsbedingte Schädigungen oder Veränderungen auf. Auch später sind in verschiedensten Geweben noch Stammzellen enthalten, wie etwa im Fettgewebe und natürlich im Knochenmark. Jedoch altern diese Stammzellen und verlieren teilweise ihre Teilungs- uns Spezialisierungsfähigkeit.
Wie lange können sie aufbewahrt werden?
Stammzellen gelten als unbegrenzt haltbar, da Stoffwechselprozesse im Zellinneren bei Temperaturen um die -180 Grad nahezu vollständig zum Erliegen kommen.
Wem nützen Stammzellen?
Ein Stammzelldepot aus Nabelschnurblut kann für das Kind selbst oder nach Prüfung auch für seine Geschwister angewendet werden. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit, das Nabelschnurblut in ein öffentliches Spendenregister einzustellen. So kann das Nabelschnurblut auch anderen Menschen helfen.
Was kann mit Stammzellen im Körper bewirkt werden?
Stammzellen aus dem Nabelschnurblut werden beispielsweise bei der Behandlung von onkologischen Erkrankungen, bei Störungen des blutbildenden Systems oder bei kindlichen Hirnschädigungen eingesetzt. Besonders die Stammzellen des Nabelschnurgewebes lassen sich potenziell im Bereich der regenerativen Medizin anwenden. Hier werden derzeit auch vielversprechende Studien zur Behandlung neurologisch degenerativer Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer durchgeführt. Weiterhin gibt es aussichtsreiche Ergebnisse bei der Therapie von Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 1 oder Multiple Sklerose.
Woher weiß die Stammzelle, in was sie sich verwandeln soll?
Stammzellen verschiedenen Ursprungs haben unterschiedliche Fähigkeiten, sich zu spezialisieren. Man geht davon aus, dass Stammzellen eines Organs oder Gewebes sich in alle zugehörigen Zellen spezialisieren können. Während der Embryonalentwicklung werden sogenannte Keimblätter festgelegt und bilden unterschiedliche Gewebe und Organe aus. Es ist also adulten Stammzellen nicht oder nur bedingt möglich, sich über das eigene Ursprungskeimblatt hinweg zu entwickeln. Wozu sich die Stammzellen spezialisieren, wird maßgeblich durch das umgebende Milieu beeinflusst – zum Beispiel durch Vitamine, Wachstumsfaktoren oder Hormone.
Veranstaltungstipp: Werdende Eltern sind am 21. Oktober um 17 Uhr in Linz zu einer Info-Veranstaltung zum Thema Stammzellen eingeladen. Anmeldung & Info über den Veranstaltungsort unter Tel. 00800 034 00 000 oder kundenservice@vita34.at