Salzburger Festspiele: Trotz "MeToo" Standing Ovations für Domingo
SALZBURG. Die Salzburger Festspiele halten zu Placido Domingo. Die Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe kosteten den Opernstar bereits zwei Auftritte. Doch Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler machte von Anfang an klar, dass Domingo bei der konzertanten Aufführung von "Luisa Miller" auf der Bühne des Großen Festspielhauses stehen würde. Das geschah am Sonntag unter großem Applaus.
Insgesamt neun Künstlerinnen hatten in der vergangenen Woche Anschuldigungen erhoben, wonach der Sänger sie in den 1980er Jahren bedrängt haben soll. "MeToo" hatte die höchsten Kreisen der Opernszene erreicht. "Ich fände es sachlich falsch und menschlich unverantwortlich, zum derzeitigen Zeitpunkt endgültige Urteile und darauf beruhende Entscheidungen zu fällen", so Rabl-Stadler, die neben Domingos künstlerischem Talent auch immer wieder öffentlich seinen wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitern lobte. Doch der ging den klagenden Künstlerinnen, die außer der Mezzosopranistin Patricia Wulf anonym bleiben wollen, offensichtlich zu weit.
So waren also am Sonntag nicht nur wegen des großen Staraufgebotes (u.a. Piotr Beczala) auf der Besetzungsliste der konzertanten Aufführung von Verdis "Luisa Miller" alle Augen auf Salzburg gerichtet. Während vor allem die spanische Medienlandschaft heftig gegen den Sänger Wind macht, stellen sich fast alle bekannten spanischen Opernsängerinnen hinter ihn. Dort ist das Salzburger Publikum nun also in bester Gesellschaft. Noch bevor der erste Ton der Ouvertüre angestimmt war, betrat das Sängerensemble die Bühne des großen Festspielhauses und sofort brach großer Applaus aus. Nach kurzer Zeit stand das Publikum im Parterre unter johlenden Bravo-Rufen fast geschlossen auf. Ein derartiger Jubel wird manchen Festspielkünstlern nach einem gelungenen Konzert nicht zuteil. Damit war eindeutig klar, das Salzburger Publikum steht hinter seinem Star.
Video: Am Sonntag gab es tosenden Beifall für die Aufführung von Verdis "Luisa Miller":
So festlich das Publikum ihn begrüßt hatte, so festlich eröffnete James Conlon mit dem Mozarteumorchester auch die Aufführung. Während man den ersten Szenenapplaus ebenfalls noch für Zuspruch halten konnte, zeigte Placido Domingo als Miller allerdings schnell, dass er den Applaus vor allem für seine Leistung verdiente. Auch, wenn sein Wechsel ins Baritonfach nicht immer geglückt genannt werden konnte, so hat er doch mittlerweile ein Händchen dafür entwickelt, die Partien zu wählen, die er auch hundertprozentig durchhält. Miller gehört definitiv dazu. Den beschützenden Vater stattete er mit viel Kraft aus und gab gerade im dritten Akt nochmals eine gehörige Portion Schmerz hinzu.
Ebenfalls treffend besetzt erwies sich Beczala, die derzeitige Universal-Bestlösung sämtlicher großer Tenorpartien zwischen Verdi und Wagner. Mit so viel konzentrierter Strahlkraft und Treffsicherheit in Interpretation und Stimmführung machte er das Publikum nahezu blind vor Entzücken, was sich in minutenlangem Szenenapplaus äußerte. Ebenso große Geschütze fuhren Nino Machaidze in der Titelrolle und Yulia Matochkina auf und für kräftigen Widerspruch und donnernde Drohungen sorgten die Bässe Roberto Tagliavini und John Relyea als Graf Walter und Wurm.
So, wie die konzertante Aufführung von "Luisa Miller" im Großen Festspielhaus begonnen hatte, so endete sie auch, unter großem Jubel und mit Standing Ovations. Diesen Zuspruch hatten alle Beteiligten für ihre Leistung durchaus verdient, ob das allerdings auch für Domingos Verhalten gilt, wird sich zeigen. Zumindest polizeilich laufen momentan noch keine Ermittlungen und außerdem gilt, wie Festspielpräsidentin Rabl-Stadler betont hatte, die Unschuldsvermutung.
Das Theater Phönix zeigt den Klassiker "Cyrano de Bergerac"
Happy Birthday, SpongeBob! Ein Schwamm wird 25
Amadeus Awards: Salzkammergut räumt ab
Konzert-Kritik: Bruckners Feuerwehr-Pizzicato-Polka
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
Danke Frau Rabl-Stadler für Ihren Hausverstand. Was sollen diese Anschuldigungen nach über 30 Jahren? Wäre dazu nicht direkt nach den angeblichen Übergriffen Zeit gewesen?
Ja und auch in Salzburg sind wohl genug Frauen dabei gewesen, die sich von Domingo
auch im Bett noch gerne ein Ständchen vorsingen lassen würden.
Und schon gar nichts ist von der "Anpatzerei" nach Jahrzehnten zu halten.