Oscar-Aus für „Corsage“

Seitdem öffentlich wurde, warum sich Florian Teichtmeister am 8. Februar vor Gericht verantworten muss, legten sich die Vorwürfe gegen den Schauspieler wie ein giftiger Schleier über das Oscar-Rennen der österreichischen Produktion. Seit heute ist sie offiziell nicht für den Academy Award als bester fremdsprachiger Film nominiert.
Marie Kreutzers Drama "Corsage" über Kaiserin Elisabeth (Vicky Krieps) hat es nicht auf die Liste der finalen fünf Werke im Rennen um den Auslandsoscar 2023 geschafft. Bei der Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen in Los Angeles blieb dem Österreichbeitrag der Erfolg verwehrt. Florian Teichtmeister spielt in "Corsage" Kaiser Franz Joseph und muss sich Anfang Februar wegen Besitz von Bilddateien, die im Zusammenhang mit sexueller Gewalt an Kindern stehen, vor Gericht verantworten.
So enttäuschend dieses Aus für Regie (Marie Kreutzer), Produktion, Ensemble und Filmcrew sein muss (weil man nie genau wissen wird, ob es allein an der künstlerischen Leistung lag), so erleichternd ist es für die öffentliche Debatte.
Zur „Causa Teichmeister“ gestaltete sie sich als permanente Themenüberlagerung (Verdachtsmomente, Probleme in der Filmbranche, Opfer-Täter-Fragen, Feminismus), die einen Schleier über den ursprünglichen Missstand legten, der für die Elektrisierung in diesem Fall der Grund war: sexuelle Gewalt an Kindern, die sexuelle Neigung der Täter, die Weise, wie darüber kommuniziert wird: zu wenig, emotionalisiert, bezogen auf Anlässe, für die es einen Skandal braucht, zu dem es von vornherein nicht kommen hätte sollen.

Mit dem Aus für „Corsage“ verstummt die Oscar-PR-Maschinerie. Es öffnet sich ein Zeitfenster, um laut und deutlich über tabuisierte Fragen zu sprechen: Sie betreffen Aufklärung, Schutz, Täterarbeit, Prävention und später die Kontrolle, ob man politische Absichtserklärungen bei solchen Fällen überhaupt beim Wort nehmen kann.
Oscar-Ehren in Aussicht hat hingegen bei der Hollywoodgala am 12. März die deutsche Produktion "Im Westen nichts Neues" mit dem Wiener Schauspieler Felix Kammerer in der Hauptrolle. Daneben schafften es u.a. auch "Argentina, 1985" (Argentinien) und "EO" (Polen) in die Endrunde für den Auslandsoscar.
In den Fokus rückt eine heimische Sensation abseits von „Corsage“: Schnittmeisterin Monika Willi ist für ihre Leistung in „Tár“ nominiert, ein Drama über Machtmissbrauch. Die Tirolerin (54) gilt als eine der Besten ihres Fachs und schnitt für Michael Haneke u. a. „Liebe“ und „Das weiße Band“ und für Josef Hader „Wilde Maus“.
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